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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Milon - Miltenberg.

ten lieferte, wurde aber, als 52 Clodius bei einem Zusammentreffen mit ihm getötet worden war, wegen dieses Mordes angeklagt und verurteilt, obgleich ihn Cicero, dessen Rückkehr aus dem Exil er als Volkstribun 57 unterstützt hatte, in der noch erhaltenen Rede ("pro Milone") verteidigte. Er ging nach Massilia ins Exil, kehrte 48 während der langen Abwesenheit Cäsars nach Italien zurück, um daselbst einen Aufstand zu erregen, wurde aber bei der Belagerung eines Kastells im Gebiet von Thurii durch einen Steinwurf getötet.

Milon, berühmter griech. Athlet aus Kroton, errang 6 olympische, 7 pythische, 10 isthmische, 9 nemeische Siegeskränze im Ringen und gab auch außerdem viele Beweise seiner fast übermenschlichen Kraft. 576 v. Chr. besiegten unter seiner Führung die Krotoniaten die Sybariten und zerstörten ihre Stadt. Bei den Olympischen Spielen soll er einst einen vierjährigen Stier über die Rennbahn getragen und an Einem Tag verzehrt haben. Als er einen Baumstamm, den man mit Keilen zu spalten vergebens versucht hatte, auseinander reißen wollte, klemmte er sich die Hände ein und ward so im hilflosen Zustand von wilden Tieren zerrissen. Sein Ruhm wurde von vielen griechischen Dichtern (z. B. Simonides) verherrlicht.

Miloradówitsch, Michail Andrejewitsch, Graf von, russ. General, geb. 1770, trat jung in den russischen Militärdienst, nahm an den Kriegen gegen die Türken 1787 und gegen die Polen 1794 teil und diente dann unter Suworow, dessen Avantgarde er als Generalmajor führte, in Italien und der Schweiz. 1805 zeichnete er sich als Generalleutnant und Divisionskommandeur bei Austerlitz aus, führte dann 1808 ein selbständiges Kommando in der Walachei und schlug die Türken bei Obileschti. Im Feldzug von 1812 focht er bei Borodino mit. Gemeinschaftlich mit Bennigsen schlug er die Franzosen 18. Okt. 1812 bei Tarutino und 24. Okt. unter Kutusows Oberbefehl bei Malojaroßlawez, Wjasma, Dorogobush und Krasnoi. Am 8. Febr. 1813 besetzte er Warschau, deckte dann in der Schlacht bei Lützen die linke Flanke der Verbündeten und hatte als Kommandant der russischen Arrieregarde die Gefechte bei Rochlitz, Dresden, Bischofswerda und am Kapellenberg zu bestehen, worauf er zum Grafen erhoben ward. In der Schlacht bei Bautzen 20. und 21. Mai führte er die Avantgarde. Nach dem Waffenstillstand befehligte er unter dem Großfürsten Konstantin die russisch-preußischen Garden und Reserven und focht mit Auszeichnung bei Kulm, bei Leipzig und bei La Rothière. Nach dem Frieden 1818 zum Militärgouverneur von Petersburg ernannt, fiel er in dem Aufstand vom 26. Dez. 1825 an der Seite des Kaisers Nikolaus I.

Miloriblau, eine Art Berliner Blau.

Milosch Obrénŏwitsch, Fürst von Serbien, geboren um 1780 in dem serbischen Dorf Dobrinje, wo sein Vater Tescho (Theodor), der die Witwe Obrens von Brusnizza geheiratet hatte, als Bauer lebte, diente in seiner Jugend mit seinen Brüdern Jowan (geb. 1787, gestorben im Januar 1850 zu Neusatz) und Jefrem (geb. 1790) bei seinem ältern Halbbruder, Milan, als Knecht und schloß sich 1804 dem Aufstand der Serben unter Czerny (Kara) Georg an. Als Milan, der Befehlshaber der Bezirke von Rudnik, Poschega und Uschize, 1810 starb, ward M. sein Erbe und fügte seinem Namen Milosch die Bezeichnung Obrenowitsch hinzu. Bei einem neuen Einfall der Türken 1813 blieb er, während alles an Serbiens Rettung verzweifelte und selbst Czerny Georg flüchtete, im Land und erwirkte durch geschickte Unterhandlungen von den Türken eine allgemeine Amnestie und für sich die Würde eines Oberknes (Fürsten) der Bezirke Poschega, Kragujewatz und Rudnik. Bald aber ward das türkische Joch den Serben unerträglich, und M. erhob daher am Palmsonntag 1815 die Kriegsfahne von neuem. Nach langen Kämpfen gewann er die Oberhand, und im Frieden von 1816 ward er von den Türken als Oberhaupt der Serben faktisch anerkannt und, nachdem er Czerny Georg hatte töten lassen, 6. Nov. 1817 von den Knesen und der hohen Geistlichkeit zum erblichen Fürsten Serbiens erwählt, welche Wahl 1827 von der Volksversammlung von Kragujewatz erneuert und 15. Aug. 1830 auch vom Sultan bestätigt ward. Er regierte mit Klugheit und Energie, aber auch mit Willkür und Grausamkeit. Nach mehreren kleinern Aufständen zwangen ihn die Serben 13. Juni 1839, die Regierung zu gunsten seines Sohns Milan niederzulegen. M. war bis 1848 zu Wien interniert und lebte dann auf seinen Gütern in der Walachei. Die Versuche, die er seit seiner Entsetzung und besonders nach der Vertreibung seines zweiten Sohns, Michael, 1842 machte, um seine Wiedereinsetzung in Serbien zu bewirken, hatten, wiewohl sie ihm große Summen kosteten, keinen andern Erfolg als partielle Aufstände. Erst als Fürst Alexander, dem Michael hatte weichen müssen, gestürzt wurde, ward M. 23. Dez. 1858 wieder auf den Thron berufen; er starb 26. Sept. 1860. - Sein ältester Sohn Milan Obrenowitsch II., geb. 12. Okt. 1819, folgte ihm 13. Juni 1839 in der Regierung, starb aber schon 8. Juli d. J. in Belgrad.

Miloslaw, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Wreschen, an der Linie Öls-Gnesen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß (1848 Sitz der Nationalregierung) und (1885) 2093 meist katholische und poln. Einwohner. Hier 30. April 1848 Gefecht zwischen polnischen Insurgenten unter Mieroslawski und preußischen Truppen.

Milow, Stephan, Dichter, s. Millenkovics.

Milreïs, Rechnungsgeld à 1000 Reïs = 4,5357 Mk. in Portugal und Brasilien. In Portugal prägte man 1835-54 eine Silbermünze, Corõa de prata, = 1 Mk., jetzt nur noch Scheidemünzen zu ½, 1/5, 1/10 und 1/20 M. Auch in Brasilien wird das M. nicht geprägt. Das M. der brasilischen Geldwährung = 2,2928 Mk. Als silberne Scheidemünzen werden in Brasilien geprägt Stücke von 2, 1 und ½ M.

Milseburg (Gangolfsberg), Berg der Rhön, bei Kleinsassen im Kreis Gersfeld des preuß. Regierungsbezirks Kassel, wegen seiner eigentümlichen Gestalt von den Anwohnern auch "Heufuder", "Sargberg" oder "Totenlade" genannt, 826 m hoch, mit der Wallfahrtskapelle des heil. Gangolf, einem mächtigen Kruzifix und imposanter Rundsicht. Der oberste Teil des Bergs besteht aus Klingstein. Am 11. Mai und am ersten Sonntag im September wird hier Gottesdienst gehalten, dem ein Volksfest folgt.

Milspe, Fabrikort im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Hagen, am Einfluß der Milspe in die Ennepe und an der Linie Schwelm-Hagen-Soest der Preußischen Staatsbahn, 211 m ü. M., hat bedeutende Holzschraubenfabrikation, 2 Eisengießereien, mehrere Hammerwerke und (1885) 889 Einw.

Miltenberg, Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, am Einfluß der Erf u. Mudau in den Main und an der Linie Aschaffenburg-Amorbach der Bayrischen Staatsbahn, 137 m ü. M., hat ein Amtsgericht, eine Latein- und eine Handels-^[folgende Seite]