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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mosaik

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Mosaik.

pränestinische genannt) und enthielt eine naturhistorische und ethnographische Darstellung Ägyptens. Ein großes, mehr dekoratives M. mit einem Medusenhaupt in der Mitte, Kentauren, Nereiden etc. darum, aus Otricoli, ist im vatikanischen Museum, ein herrlicher Panther- und Kentaurenkampf aus Hadrians Villa jetzt in Berlin, viele Prachtstücke aus den verschütteten kampanischen Landstädten im Museum zu Neapel. Die Künsteleien der letzten Kaiserzeit führten selbst zur Verwendung kostbarer Edelsteine. Doch ist das Mosaikrelief dem Altertum völlig fremd geblieben, und alle Beispiele sind Produkte moderner Fälschung.

Eine besondere Ausbildung erfuhr die M. durch das Christentum schon im Anfang des Mittelalters; dieser Teil der Geschichte der M. kann als die zweite Periode derselben betrachtet werden, welche vom 5.-12. Jahrh. reicht, da die M. später, verdrängt durch die Freskomalerei, nur noch in einzelnen Fällen zur Anwendung kam. Die Ausschmückung der Chornischen, Kuppeln und Seitenwände, auch der Fassaden der Kirchen wurde durch das byzantinische Kaisertum begonnen. Man verwendete meist farbige Glasstifte dazu und, wie auch bei der eigentlichen byzantinischen Malerei, einen Goldgrund, der ebenfalls mit durchsichtigem Glasfluß überzogen war, so daß diese Art der Malerei ebenso glänzend wie dauerhaft in der Wirkung war. In diesen musivischen Malereien lehnte sich die altchristliche Kunst noch entschieden an den antiken Stil an (s. Tafel "Ornamente II", Fig. 1-4). Zu den frühsten Werken dieser Art gehören die aus der Zeit Konstantins stammenden Mosaiken an den Gewölben des Mausoleums der Constantia bei Rom; sie enthalten zwar bacchische Embleme, jedoch in der Weise der christlichen Symbolik, da der Weinstock auf Christus, als den Herrn im Weinberg, deutet. Bedeutender sind die Mosaiken des Baptisteriums beim Dom zu Ravenna (um 435), welche in der Kuppel die zwölf Apostel, im Mittelbild die Taufe Christi darstellen. Ferner sind zu erwähnen: die Mosaiken in der Grabkapelle der Galla Placidia zu Ravenna, in Santa Sabina und Santa Maria Maggiore zu Rom mit Szenen aus der alttestamentlichen Geschichte, die Mosaiken an dem Triumphbogen der Paulskirche bei Rom mit apokalyptischen Darstellungen, die in der Tribüne von San Cosma e Damiano, welche Christus, zwischen fünf Heiligen schwebend, darstellen (526). Einer etwas spätern Zeit gehören die für die Ausbildung des altchristlichen Stils sehr wichtigen Mosaiken in den Kirchen von Ravenna an, namentlich die in den Baptisterien der Santa Maria in Cosmedin, in Sant' Apollinare Nuovo und San Vitale (um 550). Ähnlichen Stils sind die Mosaiken, welche unter Justinian in den Kirchen von Konstantinopel ausgeführt wurden; auch an den Wänden des Hauptsaals in seinem Palast ließ er Mosaiken anbringen, welche die Thaten seiner Regierung veranschaulichten. Alle diese Mosaiken zeigen noch Anklänge an die Antike, bis sich im 7. Jahrh. der eigentliche byzantinische Stil vollständig ausbildete, welcher in seiner starren Leblosigkeit und konventionellen Formenbehandlung für die Schöpfungen der Kunst überhaupt stereotyp wurde. Dahin gehören die Mosaiken in der Altartribüne von Sant' Agnese in Rom (630), in den Baptisterien des Laterans und in San Pietro in Vincoli. Noch mehr zeigt sich der Verfall in den Mosaiken des 9. Jahrh., z. B. in den Kirchen von Santa Cecilia und Santa Maria della Navicella zu Rom. Selbst die äußere Arbeit ist schon sehr roh; die Gestalten sind mit breiten dunkeln Strichen umrahmt, die Flächen der Figuren eintönig und ohne Schattenangabe.

Die dritte Periode fällt mit der Ausbildung der nationalen italienischen Malerei in der romanischen Kunstepoche zusammen. Der erste Fortschritt auf dem Gebiet der M. zeigt sich in den Arbeiten der Tribüne von Santa Maria in Trastevere zu Rom (1140), denen sich die Mosaiken von San Clemente und Santa Francesca Romana anschließen. In dieser Zeit hatte sich eine förmliche Schule griechischer Mosaizisten gebildet, von denen die Mosaiken des Doms zu Salerno (1080) und die in den normännischen Basiliken Siziliens, namentlich in der Kirche Santa Maria dell' Ammiraglio und in der Schloßkapelle zu Palermo (1140) sowie in der Kathedrale von Cefalù und von Monreale (1174), herrühren, während die am Ende des 10. Jahrh. begonnene Mosaizierung der Markuskirche in Venedig noch das treue Bild des abgestorbenen byzantinischen Stils darbietet. Von spätern, dem 13. Jahrh. angehörigen Mosaiken, welche einen reinern romanischen Charakter zeigen, sind anzuführen: die Arbeiten in der Kapelle San Zeno und in der des rechten Querarms in San Marco zu Venedig, das große M. des Doms von Torcello bei Venedig, ferner die Mosaiken in dem Kuppelgewölbe von San Giovanni zu Florenz, ausgeführt von dem Mönch Jacobus (1225), von Andrea Tafi und dem Griechen Apollonius. Am vollkommensten spricht sich der romanische Stil in den Mosaiken aus, welche die Gewölbe und Lünetten des um die Markuskirche zu Venedig laufenden Umgangs mit Darstellungen aus dem Alten Testament schmücken. Endlich sind noch aus dem Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrh. verschiedene große Mosaikarbeiten zu erwähnen, welche im Stil der Florentiner Schule ausgeführt sind. Dazu gehören: eine Krönung der Maria im Dom zu Florenz und eine Himmelfahrt der Maria im Dom von Pisa, gearbeitet von dem Florentiner Gaddo Gaddi (um 1310), das Tribünenmosaik in der Kirche San Miniato zu Florenz, in San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore zu Rom, von Jacobus Turriti, Jac. de Camerino und Rusuti (1300), das M. einer Seitennische in Santa Restituta zu Neapel. In Nordeuropa hatten die antiken Traditionen länger vorgehalten als selbst in Italien. Schon im 11. Jahrh. wird der vielfarbige Schmuck des Bodens erwähnt, und Bernhard von Clairvaux eifert im folgenden gegen figürliche Darstellungen in M. Der Dom zu Hildesheim, St.-Rémy in Reims, die Kathedrale von Canterbury bieten entsprechende Beispiele. In England fand im 13. Jahrh. die erneuerte italienische Technik Eingang. Im Bau des Suger in St.-Denis finden wir indessen bereits verschiedenfarbige Ziegel zu mannigfaltigen Mustern zusammengesetzt. Beispiele von Wanddekorationen mit M. besitzen wir erst aus dem 14. Jahrh. und zwar an dem St. Veitsdom zu Prag die Darstellung des Jüngsten Gerichts, ausgeführt wahrscheinlich durch von Karl IV. aus Italien herbeigezogene Arbeiter. Die einzigen außerdem in Deutschland existierenden Mosaiken sind: die Reliefgestalt der Jungfrau mit dem Kind an der Schloßkapelle in Marienburg und die Marter des Evangelisten Johannes am Dom zu Marienwerder (1380). Inzwischen hatte die Freskomalerei allmählich einen solchen Aufschwung und solche Verbreitung gewonnen, daß dadurch die Mosaikmalerei mehr und mehr in den Hintergrund trat. Ausnahmsweise kam sie wohl noch in Anwendung, z. B. in der innern Kuppel der Peterskirche, welche unter Papst Clemens VIII. gegen Anfang des 17. Jahrh. von Zucchi und Rosetti mit Mosaiken geschmückt wurde. Auch