Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Möser

825

Moser - Möser.

Eugen in dieser Stellung zugebracht, ward er nach der Ablehnung einer neuen Geldforderung des Herzogs als angeblicher Verfasser der gegen denselben gerichteten Schriften vom Herzog selbst (1759) im Audienzsaal verhaftet und fünf Jahre lang auf der Bergfestung Hohentwiel in harter Gefangenschaft gehalten. Erst 1764 befreiten den Unschuldigen, der eine Entlassung unter ehrenrühriger Bedingung standhaft verworfen hatte, die Fürsprache Friedrichs d. Gr. beim Kaiser und ein reichshofrätlicher Befehl. Der Herzog erklärte M. nun zwar für schuldlos und setzte ihn wieder in sein Amt als Landschaftskonsulenten ein; doch nahm M. seitdem wenig und seit 1770 fast gar keinen Anteil mehr an den Geschäften, sondern widmete den Rest seines Lebens bloß schriftstellerischer Thätigkeit. Er starb 30. Sept. 1785. Im J. 1885 wurde seine Büste, von Kopp modelliert, in Stuttgart aufgestellt. Das bedeutendste Werk unter seinen 500 Bände umfassenden Schriften ist sein "Deutsches Staatsrecht" (Nürnb. 1737-54, 50 Bde. nebst 2 Supplementbänden und 1 Bd. Register). Außerdem sind zu erwähnen: "Neues deutsches Staatsrecht" (Stuttg. u. Frankf. 1766-75, 21 Bde., und Zusätze, 1781-82, 3 Bde.); "Deutsches Staatsarchiv" (Hanau u. Frankf. 1751-1757, 13 Bde.); "Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Deutschen Reichs" (7. Ausg., Tübing. 1754). Auch schrieb er seine "Lebensgeschichte" (3. Aufl., Frankf. u. Leipz. 1777-83, 4 Bde.). Vgl. Schmid, Das Leben J. J. Mosers (Stuttg. 1868); Herm. Schulze, J. J. Moser der Vater des deutschen Staatsrechts (Leipz. 1869); Wächter, Joh. Jak. Moser (Stuttg. 1885); Adam, J. J. Moser als württembergischer Landschaftskonsulent (das. 1887).

2) Friedrich Karl, Freiherr von, ebenfalls staatsrechtlicher Schriftsteller, ältester Sohn des vorigen, geb. 18. Dez. 1723 zu Stuttgart, studierte in Jena die Rechte, trat mit dem Vater 1747 in hessen-homburgische Dienste und folgte ihm nach Hanau als Gehilfe und Lehrer an dessen Staats- und Kanzleiakademie. Er übernahm dann einen gesandtschaftlichen Posten von Hessen-Darmstadt, später einen ähnlichen von Hessen-Kassel, trat 1766 in den österreichischen Staatsdienst und ward im folgenden Jahre Reichshofrat in Wien, auch vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben und führte 1770 die Verwaltung der kaiserlichen Herrschaft Falkenstein. 1772 ward er dirigierender Minister und Kanzler in Hessen-Darmstadt. 1780 auf seinen Antrag entlassen, wurde er mit Prozessen verfolgt, bis endlich der neue Großherzog, Ludwig I., das Verfahren niederschlug und M. wenigstens teilweise Entschädigung für die zugefügten Verluste bot. M. starb 10. Nov. 1798 in Ludwigsburg. Von seinen Werken sind hervorzuheben: "Kleine Schriften zur Erläuterung des Staats- und Völkerrechts" (Frankf. 1751-65, 12 Bde.); "Sammlung von Reichshofratsgutachten" (das. 1752-69, 6 Bde.); "Sammlung der neuesten und wichtigsten Deduktionen in deutschen Staats- und Rechtssachen" (Ebersd. 1752-64, 9 Bde.); "Patriotisches Archiv" (Frankf. u. Leipz. 1784-90, 12 Bde.); "Neues patriotisches Archiv" (Mannh. 1792-94, 2 Bde.); "Luthers Fürstenspiegel" (neue Ausg. von Meyer, Frankf. 1834). Sein Leben beschrieben A. Baumstark (Stuttg. 1846) und Ledderhose (Heidelb. 1871).

3) Gustav von, Lustspieldichter, geb. 11. Mai 1825 zu Spandau als der Sohn eines Majors, wurde im Berliner Kadettenkorps für die Militärlaufbahn erzogen, quittierte 1856 als Offizier in Görlitz den Militärdienst, um zur Landwirtschaft überzugehen, und lebt gegenwärtig auf seinem Gut Holzkirch bei Lauban in Schlesien. Erst die Einsamkeit des Landlebens in Verbindung mit seinen Berliner Erinnerungen brachte ihn auf den Gedanken, für das Theater zu schreiben. Von seinen zahlreichen mit frischem Humor entworfenen und durch eine gewisse Keckheit der Erfindung ausgezeichneten, übrigens ohne jeden poetischen und litterarischen Anspruch rein auf die theatralische Unterhaltung abzielenden Stücken, die fast sämtlich glänzende Aufnahme fanden, nennen wir: "Er soll dein Herr sein!" (1860), "Eine kleine Mondfinsternis" (1860), "Wie denken Sie über Rußland?" (1861), "Ein moderner Barbar" (1861), "Moritz Schnörche" (1863), "Eine Frau, die in Paris war" (1866), "Kaudels Gardinenpredigten" (1871), "Aus Liebe zur Kunst" (1873), "Das Stiftungsfest" (1873), "Ultimo" (1874), "Der Veilchenfresser" (1876), "Mädchenschwüre" (1877), "Der Bibliothekar" (1878), "Der Hypochonder" (1878), "Der Registrator auf Reisen" (mit L'Arronge, 1879), "Krieg im Frieden" (mit v. Schönthan, 1881), "Kalte Seelen" (1881), "Unsre Frauen" (mit v. Schönthan, 1882), "Reif Reiflingen" (mit demselben, 1882), "Köpenickerstraße 120" (mit E. Heiden, 1884), "Ein Stoff von Gerson" (1885) etc. Eine Sammlung seiner spätern Stücke erschien in 17 Bänden (Berl. 1873-86).

4) Julius, Bildhauer, geb. 14. Juni 1832 zu Berlin, bildete sich auf der dortigen Akademie und unter Aug. Fischer und Drake und machte 1857 und 1858 Studienreisen nach Rom und Paris. Seine Statuen und Gruppen religiösen, mythologischen und allegorischen Inhalts zeichnen sich durch edle Formenbildung aus, während sich in seinen Porträtbüsten und -Statuen ein lebendiges Naturgefühl bei schlicht-realistischer Auffassung kundgibt. Seine Hauptwerke sind: das Denkmal des Cornelius de Greiff in Krefeld, des Wohlthäters der Stadt, die sitzende Sandsteinfigur der Kunsttechnik an der Außenseite der Nationalgalerie, die kolossale Statue eines segnenden Christus für die Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (1875), das Kriegerdenkmal für Naumburg, einige allegorische Gruppen am Schloß Hansemann auf Rügen, die kolossalen Bronzestatuen Friedrich Wilhelms I. und III. am Hauptportal der Kadettenanstalt zu Lichterfelde bei Berlin, die Gruppe der Fischerei für die Belle-Alliancebrücke, die Marmorgruppe eines Amor, dem eine Nymphe die Waffen raubt, ein Chamissodenkmal für Berlin (1888).

Möser, 1) Justus, ausgezeichneter deutscher Staatsmann, Publizist und Historiker, geb. 14. Dez. 1720 zu Osnabrück, wo sein Vater Kanzleidirektor war, studierte 1740-42 in Jena und Göttingen die Rechte, erhielt 1742 in seiner Vaterstadt das Amt eines Sekretärs der Landstände und wurde zwei Jahre später dort Rechtsanwalt. Er zeichnete sich durch redlichen Freimut und besonders durch energisches Auftreten gegen die Willkürlichkeiten des damaligen Statthalters von Osnabrück so aus, daß er zum Advocatus patriae, d. h. zum Anwalt des Staats in Rechtsstreitigkeiten, ernannt wurde. Seit 1755 vertrat er zugleich als Syndikus die Rechte der Ritterschaft. Die schwere Heimsuchung des Bistums Osnabrück durch den Siebenjährigen Krieg wurde durch Mösers kluges und festes Verhalten in ihren Folgen erheblich gemildert, und das Vertrauen, welches ihm der Höchstkommandierende der mit Friedrich d. Gr. verbündeten Heere schenkte, ersparte dem Land beträchtliche Summen. 1763 nach London geschickt, um die Zahlung der englischen Subsidiengelder für die Alliierten zu betreiben, bewährte M. auch hier sein hohes staats-^[folgende Seite]