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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mykocecidien - Myographion.

selben bei dem Dorf Charvati, unfern von Argos, Reste der kyklopischen Ringmauer mit dem berühmten Löwenthor (s. Tafel "Bildhauerkunst I", Fig. 16, und Tafel "Baukunst IV", Fig. 1 u. 2) und ein unterirdisches Kuppelgebäude von bienenkorbähnlicher Form, das ursprünglich als Grabkammer, später auch als Schatzkammer diente ("Schatzhaus des Atreus"), waren schon seit der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen nach dem Peloponnes (1822) genauer bekannt. Doch haben erst die 1876 und 1877 von Schliemann veranstalteten Ausgrabungen eine genügende Anschauung von der alten Königsburg und den zu ihr gehörigen Bauanlagen (Gräbern etc.) ermöglicht (s. Plan). Die Entdeckungen bestehen in der Ausgrabung eines zweiten Schatzhauses, von fünf Massengräbern, Mauern etc. und in einer großen Zahl von Architekturfragmenten, Grabstelen, Terrakotten, Thongefäßen, goldenen Masken (Abbildungen bei Art. "Masken"), Schmucksachen aus Goldblech, welche in den Gräbern gefunden worden sind. Die vergleichenden Untersuchungen von Milchhöfer und Newton haben ergeben, daß diese Gräberfunde einer Kunst angehören, welche von den alten Kulturländern Mesopotamiens ausgegangen, aber in Kleinasien und Phönikien mit neuen Formen und Typen bereichert und stilistisch beeinflußt worden ist. Nach Ulr. Köhler tragen die Funde durchaus orientalischen Charakter und zeigen keine Spur von griechischem Geist, Glauben oder Sitte. Sie gehören der Zeit vor der Dorischen Wanderung (1000 v. Chr.) an und sind nach Athen überführt worden. Vgl. Schliemann, Mykenä (Leipz. 1878); Furtwängler und Löschke, Mykenische Thongefäße (Berl. 1879); Steffen, Karten von M. (das. 1884).

Mykocecidĭen, durch Pilze veranlaßte Pflanzengallen (s. Gallen).

Mykologie (griech.), Naturgeschichte der Pilze (s. d.).

Mykŏnos, eine der Kykladen, südöstlich von Tinos, 86 qkm (1,57 QM.) groß, bildet eine bis 364 m ansteigende, kahle und wasserarme Granitfläche, die aber guten Wein, Südfrüchte und etwas Gerste hervorbringt. Die in Essig eingemachten Wachteln, von welchen alljährlich ungeheure Züge auf M. sich niederlassen, sind als Delikatesse gesucht. Die Einwohner (Mykonioten), (1879) 4466 an der Zahl, standen schon im Altertum im Ruf tüchtiger Seeleute und treiben besonders Schiffahrt und Handel. Die Hauptstadt M. an der Westküste hat eine geschützte Reede und (1879) 3374 Einw.; an der Nordküste liegt der Hafenort Panormo. Das Altertum verlegte nach M. den Schauplatz des Gigantenkampfes.

Mykophyceen, s. Pilze IV.

Mykōsis (v. griech. mykos, Schwamm, Pilz), ursprünglich nach Virchow Kollektivbezeichnung für alle diejenigen Erkrankungen einzelner Gewebe (Haut, Schleimhäute, Knochenmark etc.), welche direkt durch das parasitäre Wachstum niederer Pilzspezies hervorgebracht werden. Da der Name M. zu einer Zeit entstand (Anfang der 50er Jahre), zu welcher über die niedrigsten Pilzformen, die Schizomyceten, überhaupt nur sehr wenig, über ihre Bedeutung als Krankheitserreger gar nichts bekannt war, so hat man bei den frühern Autoren (bis etwa 1868) unter Mykosen immer nur Erkrankungen zu verstehen, denen als Ursache Ansiedelungen von Schimmelpilzen zu Grunde liegen; da diese Pilze niemals allgemeine Krankheiten verursachen, so schließt der ältere Begriff schon an sich mit ein, daß unter M. nur ein örtliches Leiden gemeint sein kann. Hierher gehören die Schwämmchen (s. d.), der Erbgrind, die Flechte (Herpes tonsurans), der Madurafuß u. a. Später wurde dann der Name erweitert und auf eine große Zahl der sogen. Infektionskrankheiten, auf Cholera, Wochenbettfieber, Herzklappenentzündungen, Wundfieber, Milzbrand, Verschwärungen der Hornhaut, kurz, auf alle diejenigen Allgemein- oder Lokalaffektionen ausgedehnt, für deren Entstehung als erste Quelle das Contagium vivum einer Spaltpilzart (Mikrokokken, Bakterien, Monaden, Monadinen, Coccobacteria etc.) nachgewiesen worden ist. Vgl. Nägeli, Die niedern Pilze in ihren Beziehungen zu den Infektionskrankheiten etc. (Münch. 1877); de Bary, Übersicht über die parasitischen Bakterien (Straßb. 1885); Flügge, Die Mikroorganismen (2. Aufl., Leipz. 1886).

Mylä (jetzt Milazzo), alte griech. Kolonie an der Nordküste Siziliens, berühmt durch zwei Seeschlachten, in deren erster, 260 v. Chr., Gajus Duilius die Karthager besiegte, während in der zweiten, 36 v. Chr., Agrippa die Flotte des Sextus Pompejus schlug.

Mylady (engl., spr. milehdi, "meine Lady"), Anrede an alle diejenigen Engländerinnen, welche zur Führung des Titels "Lady" berechtigt sind (s. Lady). In der Umgangssprache wird aber aus Höflichkeit jede Mistreß höherer Gattung mit diesem Titel geehrt.

Mylau, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Plauen, an der Göltzsch und der Linie Leipzig-Hof der Sächsischen Staatsbahn, 304 m ü. M., hat ein altes Schloß, Kammgarnspinnerei, Wollkämmerei, Woll- und Halbwollwarenfabrikation, Färberei, Bleicherei, Zeugdruckerei und (1885) 5261 meist evang. Einwohner.

Myliobátis, s. Selachier.

Mylitta (Bilit, "Herrin"), bei den Babyloniern die Göttin der Fruchtbarkeit, Zeugung und Geburt, wahrscheinlich identisch mit der Baaltis oder Aschera bei den Syrern und das Gegenstück der Istar, der Göttin des Kriegs und Verderbens, mit der sie jedoch auch verschmolz, so daß sie abwechselnd Segen und Frucht, Tod und Verderben sendete. Die Fische und Tauben waren dieser Göttin heilig; auch der Planet Venus war ihr eigen. Nach Herodot und den Schriften der Hebräer mußte sich jede babylonische Jungfrau der M. zu Ehren einmal im Leben preisgeben für eine Summe, welche in den Tempelschatz floß.

Mylius, Otfried, Pseudonym, s. Müller 23).

Mylŏdon, s. Megatherium.

Mylord (engl., "mein Lord"), Anrede an einen Lord oder überhaupt ein Mitglied des englischen hohen Adels (s. Lord). Verallgemeinert als Anrede in der Bedeutung: "gnädiger Herr".

Mynheer (holl.), mein Herr; auch (scherzhafte) Bezeichnung eines Holländers.

Mynster, Jakob Peter, dän. Theolog, geb. 8. Nov. 1775 zu Kopenhagen, wurde 1801 Prediger zu Spjellerup auf Seeland, 1811 an der Frauenkirche zu Kopenhagen, 1828 Hof- und Schloßprediger daselbst und zugleich Mitglied der Direktion der Universität und des gelehrten Schulwesens, 1834 Bischof von Seeland. Er starb 30. Jan. 1854 in Kopenhagen. Er veröffentlichte außer mehreren Predigtsammlungen: "Betrachtungen über die christlichen Glaubenslehren" (Kopenh. 1823, 2 Bde.; deutsch von Schorn, 4. Aufl., Gotha 1871); "Ordinationsreden" (deutsch von Kalkar, Hamb. 1843); "Kasualreden" (Kopenh. 1854) und eine "Selbstbiographie" (das. 1854).

Myōdes, Lemming.

Myodynīe (griech.), Muskelschmerz.

Myogale, Rüsselmaus.

Myográphion (griech.), Apparat zur Untersuchung der Muskelzuckungen.