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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neubydschow; Neuchâtel; Neudamm; Neudek; Neudenau; Neudeutschland; Neudietendorf; Neudorf; Neudörfer; Neue; Neue Hebriden

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Neubydschow - Neue Hebriden.

Ruinen der Altenburg und Kaiserburg und das Dorf Oberhausen, bei welchem das Denkmal des hier gefallenen Latour d'Auvergne (s. d.) steht. Zum Landgerichtsbezirk N. gehören die elf Amtsgericht zu Dillingen, Donauwörth, Geisenfeld, Höchstädt a. D., Lauingen, N., Nördlingen, Öttingen, Pfaffenhofen, Rain und Schrobenhausen. - N. war unter Bischof Simpert von Augsburg (778-809) eine Zeitlang Bischofsitz, dann Hauptort einer Pfalzgrafschaft, deren Inhabern die Vogtei über das Reichslehen N. zustand. Sie kam im 10. Jahrh. an die Grafen von Scheyern (s. d.) und somit an Bayern. Das ehemalige Fürstentum N., 2750 qkm (50 QM.) groß mit gegen 100,000 Einw., bestand aus drei Gebieten: um Lauingen (links der Donau), um N. (zu beiden Seiten der Donau) und um Allersberg (zwischen Nürnberg und Eichstätt). Am Ende des pfälzischen Erbfolgekriegs (1503-1507) wurde N. nebst Sulzbach von Bayern an Philipp den Aufrichtigen von der Pfalz abgetreten. Pfalzgraf Otto Heinrich überließ 1557 das Fürstentum (die sogen. Junge Pfalz) an Wolfgang von Zweibrücken, und dessen ältester Sohn, Philipp Ludwig, begründete 1569 die ältere Linie Zweibrücken-N., von welcher sich 1614 die Linie Pfalz-Sulzbach abzweigte. Jene bekam 1614 im jülich-klevischen Erbstreit (s. Jülich) die Herzogtümer Jülich und Berg, trat bei dieser Gelegenheit zur katholischen Kirche über, folgte 1685 in der Kurpfalz und erlosch 1742; diese erbte 1742 die Besitzungen der ältern Linie und 1777 Bayern (s. Pfalz, Geschichte). Bei der neuen Landeseinteilung Bayerns 1837 ward N. mit Schwaben zu einem Regierungsbezirk vereinigt. Vgl. Gremmel, Geschichte des Herzogtums N. (Neuburg 1872).

Neubydschow, königliche Leibgedingstadt im nordöstlichen Böhmen, an der Cidlina und der Österreichischen Nordwestbahn (Groß-Wossek-Parschnitz), Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein schönes Rathaus, ein Realobergymnasium, eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Rübenzuckerfabrik, Bierbrauerei, Lederfabrik, eine Metallwaren- und eine Zichorienfabrik, eine Dampfmühle und (1880) 6747 Einw.

Neuchâtel (spr. nöschatell, Neuenburg), Hauptstadt des schweizer. Kantons Neuenburg, am Neuenburger See, Knotenpunkt der Linien Lausanne-Biel und N.-Pontarlier der Schweizer Westbahn und der Eisenbahn N.-Locle-Villers le Lac, steigt stufenartig an dem Fuß des unten rebengrünen, oben dunkelgrün bewaldeten Chaumont hinan, eine hübsche, wohlgebaute Stadt, deren gelber Baustein (Neokom), den nahen Steinbrüchen entstammend, ein Wahrzeichen ist (daher N. scherzweise "ville de beurre" genannt). Im obern Stadtteil steht das alte Schloß, welches einst dem Gouverneur als Wohnung diente (jetzt Sitz der Kantonsbehörden), sowie die in reinem romanischen Stil ausgeführte Hauptkirche, jetzt renoviert und von neuen, aussichtsreichen Promenaden eingefaßt. Jeder Gang durch die Stadt erinnert an den edlen David Pury, der, als Kaufmann in Lissabon (1786) verstorben, seiner Vaterstadt 6 Mill. Frank zu gemeinnützigen Werken schenkte, ein Vermächtnis, aus welchem unter anderm, wie am Piedestal seiner 1855 errichteten Bronzestatue geschrieben steht, das Hôtel de Ville erbaut (1784), das Collège gegründet (1828), der Bergstrom Seyon abgelenkt (1839) ward. Auch das Pourtalès-Hospital und das Waisenhaus sind Stiftungen reicher Bürger. Die Akademie (Nouveau Collège) und das prachtvolle Gymnasium (1833 vollendet) liegen am See, hoch über der Stadt die Pönitentiäranstalt und die Sternwarte, während die kantonale Irrenanstalt Préfargier am Unterende des Sees, in der Nähe des Ausflusses der Thièle, liegt. N. hatte 1880: 15,612 Einw. (meist Protestanten), welche sich mit Uhrenindustrie, Fabrikation von Bijouterien, Telegraphen und Handel beschäftigen. Von öffentlichen Anstalten sind noch das naturhistorische Museum, das ethnographisch-archäologische Museum, die Challandesche Sammlung ausgestopfter Alpentiere, die Bibliothèque de la ville und insbesondere die Gemäldegalerie mit Werken von Calame, Meuron, den Gebrüdern Robert etc. zu nennen. In der Umgegend, zerstreut an den aussichtsreichen Höhen, manche romantisch über dem rauschenden Seyon gelegen, sind zahlreiche Landhäuser und Erziehungsinstitute. Der genannte Fluß durchströmt das jurassische Val de Ruz und stürzt tosend durch die Schlacht herab zum See, den er mittels eines 1839 gebohrten Tunnels erreicht. Ein beliebtes Ausflugsziel ist der aussichtsreiche Gipfel des Chaumont (1172 m); am Weg liegt ein gewaltiger erratischer Block, die "Pierre à bot", vom Syenit der Montblanckette. An der Stelle von N. soll im 5. Jahrh. eine feste Burg (Novum Castrum) gestanden haben, die, im 12. Jahrh. erweitert, den Kern der Stadt bildete. Vgl. Bachelin, Neuenburg und Umgebung (Zürich 1883).

Neuchâtel (spr. nöschatell), Fürst von, s. Berthier.

Neudamm, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Königsberg, an der Eisenbahn Stargard-Küstrin, hat ein Amtsgericht, Tuch-, Hut-, Glasur- und Dextrinfabrikation, Maschinenbauanstalten, Dampfschneidemühlen, Buchdruckerei, Bierbrauerei und (1885) 3774 meist evang. Einwohner. N. wurde 1562 zur Stadt erhoben. Unmittelbar bei N. das Dorf Damm mit 2424 Einw.

Neudek, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Graslitz, an der Rohlau und der Eisenbahn Chodau-N. gelegen, Sitz eines Bezirksgerichts, hat ein Schloß mit Park, ein Eisen- und Blechwalzwerk, Wollwäscherei und Kammgarnspinnerei, Papierfabrik, Stickerei, Spitzen-, Handschuh- und Eßlöffelfabrikation und (1880) 3404 Einw.

Neudenau, Stadt im bad. Kreis Mosbach, an der Jagst und der Linie Jagstfeld-Osterburken der Württembergischen Staatsbahn, 191 m ü. M., Residenz des Grafen von Leiningen-N., hat ein altes Schloß, Weinbau und (1885) 1266 meist kath. Einwohner.

Neudeutschland (New Germany), deutsche Niederlassung in Natal (Südafrika), 15 km westlich von Durban, 1848 gegründet, zählt mit dem benachbarten Pine Town ca. 600 Einw., die vom Ertrag ihrer Zucker-, Kaffee- und Tabakspflanzungen leben.

Neudietendorf, s. Dietendorf.

Neudorf, Stadt, s. Igló.

Neudörfer, Johann Georg, Schreib- und Rechenmeister und Kunstschriftsteller, geb. 1497 zu Nürnberg, bildete sich zum Schreib- und Rechenlehrer aus und wurde Begründer der deutschen Kalligraphie. Er starb 12. Nov. 1563. Von seinen Schriften sind für die Kunst- und Handwerksgeschichte Nürnbergs besonders wertvoll die im J. 1547 von ihm niedergeschriebenen "Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst" (zuerst hrsg. von F. Campe, Nürnb. 1828, mit einer bis 1660 reichenden Fortsetzung von A. Gulden; neue Ausgabe von Lechner, Wien 1875).

Neue, in der Jägersprache s. v. w. frischgefallener Schnee, in welchem man die Spuren des Wildes deutlich erkennen kann. S. Abspüren.

Neue Hebriden, großer Archipel im Stillen Ozean, nördlich von Neukaledonien (s. Karte "Ozeanien"),