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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neues Testament; Neue Welt; Neufahrwasser; Neufchâteau; Neufchâtel; Neufchâtel en Bray; Neuffen; Neufundland

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Neues Testament - Neufundland.

durchflossen, im Norden bildet der Pongola die Grenze. Dinizulu, Ketschwayos Sohn, rief 1884 die Buren des Transvaal zur Wiedererlangung des Reichs seines Vaters um Beistand an und trat ihnen, nachdem er dies erreicht, ein bedeutendes, bis zur Santa Lucia-Bai sich erstreckendes Areal ab. Sie gründeten daraus einen Freistaat, der nach langen Verhandlungen 22. Okt. 1886 seitens Englands anerkannt wurde, das aber das von den Buren beanspruchte Gebiet sehr bedeutend verkürzte, indem es den weit größern Rest des Zululandes (21,290 qkm) seiner Kolonie Natal unterstellte und damit die Buren abermals vom Meer abschnitt.

Neues Testament, s. Bibel.

Neue Welt, s. v. w. Amerika; vgl. Alte Welt.

Neufahrwasser, Hafenort und Vorstadt von Danzig, 6 km davon entfernt, auf der linken Seite der Danziger Weichsel, deren eigentliche Mündung seit dem Weichseldurchbruch bei Neufähr durch einen Damm geschlossen ist, durch den in neuester Zeit sehr erweiterten Hafenkanal aber mit der Ostsee in Verbindung steht, und an der Linie Danzig-N. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Hafenbauinspektion, ein Lotsenamt, Stationen zur Rettung Schiffbrüchiger, 2 Leuchttürme, Molen zum Schutz gegen die Versandung der Einfahrt, Spritfabrikation, eine Dampfbierbrauerei, eine Dampfsägemühle und (1885) mit der Garnison (ein Füsilierbataillon Nr. 5 und 3 Kompanien Fußartillerie Nr. 2) 5921 meist evang. Einwohner. N. gegenüber liegen die Festung Weichselmünde und das Seebad Westernplatte.

Neufchâteau (spr. nöschatoh), 1) ehedem befestigte Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Luxemburg, unweit der Eisenbahn Brüssel-Arlon, mit höherer Knabenschule, Tribunal, Schieferbrüchen und (Ende 1884) 2060 Einw. -

2) Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Vogesen, an der Maas, welche hier den Mouzon aufnimmt, und an der Ostbahn, mit einem ehemaligen Schloß der Herzöge von Lothringen, einer Statue der im nahen Domrémy gebornen Jeanne d'Arc, Collège, Bibliothek, Fabrikation von Nägeln, Messern, Ketten und Leinwand und (1881) 4162 Einw.

Neufchâtel (spr. nöschatell), unrichtig für Neuchâtel (s. d.).

Neufchâtel (spr. nöschatell), Nicolas, genannt Lucidel, niederländ. Maler, geboren um 1527 in der Grafschaft Bergen im Hennegau, war 1539 Schüler des Peeter Coecke van Älst in Antwerpen und seit 1561 in Nürnberg thätig, wo er nach 1590 starb. Er hat ausschließlich Bildnisse in der sorgsamen Art H. Holbeins des jüngern, nur mit weicherer Modellierung, gemalt, von denen sich die bedeutendsten in der Münchener Pinakothek (Hauptwerk: der Mathematiker Neudörfer und sein Sohn) und in Prag befinden.

Neufchâtel en Bray (spr. nöschatell ang brä), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederseine, an der Béthune und der Eisenbahn Paris-Dieppe, mit Handelsgericht, Bibliothek, Antiquitätenmuseum, berühmter Käsebereitung, Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und (1881) 3717 Einw.

Neuffen, Stadt im württemb. Schwarzwaldkreis, Oberamt Nürtingen, an der Steinach, in dem weinreichen Neuffener Thal, hat Korsett- und Bettdeckenweberei, Fabrikation von Kirschgeist, Obst- und vorzüglichen Weinbau und (1885) 1802 evang. Einwohner. Dabei die großartigen Ruinen der Festung Hohen-N. Vgl. Kapff, Hohen-N. (2. Aufl., Stuttg. 1886).

Neufundland (Newfoundland), Insel und älteste brit. Besitzung in Nordamerika, von Labrador durch die schmale Straße von Belle Isle getrennt, liegt zwischen 46° 37'-51° 40' nördl. Br. und 52° 34'- 59° 21' westl. L. v. Gr. im Atlantischen Ozean, westlich vom St. Lorenzgolf bespült (s. Karte "Nordamerika"), und umfaßt, mit Einschluß der zahlreichen kleinen Nebeninseln (aber ohne das französische Miquelon und St.-Pierre mit 235 qkm), 110,670 qkm (2119,4 QM.). Die Küsten der Insel sind hoch und felsig und mit breiten und tiefen, bis 100 km in das Land eindringenden Baien und Fjorden versehen, welche außer zahlreichen Vorgebirgen und hervorspringenden Landspitzen an der Nord- und Südseite zwei große Halbinseln bilden, von denen die südliche, durch einen ganz schmalen Isthmus mit der Hauptinsel zusammenhängende Avalon genannt wird. Die äußersten Vorgebirge sind Kap. Race im SO., Kap Ray im SW., Kap Norman im Norden. Der größte Teil des Innern ist unfruchtbares Steinland, mit erratischen Blöcken (boulders) übersäet und nur dünn mit Vaccinienarten und labradorischem Thee bewachsen, oder Moor. Größere Ebenen sind selten; die Hügel werden nicht über 450 m hoch. Die Flüsse sind zahlreich, aber klein und nehmen ihren Lauf durch zahlreiche Seen oder Ponds, so daß ein Drittel der Insel unter Wasser steht. Wald (in allem 400,000 Hektar) trifft man nur an der Westküste, und er besteht aus Tannen, Birken, Lärchen und Weiden. Urgesteine, kambrische und silurische Schiefer, vielfach von vulkanischen Gebilden durchbrochen, bedecken fast die ganze Insel. Kohlenführende und devonische Schichten treten nur im NW. auf. Außer Kohlen birgt die Insel noch Kupfer, Blei, Eisen, Nickel, Graphit und andre Metalle und Mineralien. Von Tieren sind zu nennen: Hirsche, Wölfe, Bären, Biber, Marder, Katzen und der Neufundländer Hund, namentlich reich sind aber die Gewässer an Fischen und Seehunden. Das Klima ist feucht und bedeutend kühler als unter ähnlichen Breiten in Europa (St. Johns: Januar -4,6°, Juli 16°, Jahresmittel 5° C.; Regen und Schnee 1324 mm). Nebel sind häufig. Die Bevölkerung ist 1857-84 von 122,638 auf 193,124 gestiegen (darunter 74,651 Katholiken). Der Herkunft nach ist sie fast ausschließlich englisch und irisch. Die ursprünglichen Bewohner (Bethuks) wurden bereits von den Franzosen ausgerottet; von den damaligen Bundesgenossen der letztern, den von Acadia eingeführten Mic-Mac-Indianern, lebt noch ein kleiner Rest. Hauptbeschäftigung ist der Fischfang und der Robbenschlag (an der Labradorküste). Gerste und Hafer, Kartoffeln, Rüben und Gemüse, auch Äpfel u. Kirschen gedeihen recht gut, und selbst Weizen ist in begünstigten Lagen mit Erfolg gebaut worden. An Vieh gab es 1874: 4057 Pferde, 13,938 Rinder, 28,766 Schafe und 22,955 Schweine. Kupfer und Blei werden gefördert. Eine Eisenbahn, welche die Hauptstadt St. Johns mit dem Kohlenfeld an der Westküste (550 km) verbindet, wurde 1881 in Angriff genommen. Die Ausfuhr (1886: 972,590 Pfd. Sterl.) besteht vorwiegend aus Kabeljaus (Wert 686,397 Pfd. Sterl.), außerdem aus Thran, andern Fischen, Seehundsfellen und Kupfererz. Die Einfuhr (1886: 1,254,174 Pfd. Sterl.) besteht vorwiegend aus Lebensmitteln und Manufakturwaren. Früher zu gunsten des Mutterlandes ausgebeutet, erfreut sich N. seit 1855 einer verantwortlichen Regierung, an deren Spitze ein von der Krone ernannter Gouverneur steht. Er ernennt die Mitglieder seines verantwortlichen Ministeriums und des Gesetzgebenden Rats (15), während die 33 Mitglieder des Abgeordnetenhauses (House of assembly) von den Haushaltern auf vier Jahre gewählt wer-^[folgende Seite]