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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neuguinea

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Neuguinea (geographisch, Bewohner).

d'Entrecasteaux-, Kirvirai- oder Trobriand-, Mudschu- oder Woodlarkinseln und der Louisiadenarchipel), 7532 qkm (137 QM.) messend, kommen, so daß Englands Besitz 229,100 qkm (4161 QM.) enthält. Die Hauptinsel wird im Norden und O. vom Stillen Ozean bespült, schmale Meeresstraßen trennen sie von den südwestlichen Inseln des Neubritannia-Archipels (Issumruda-, Vitiazstraße) und den Gruppen d'Entrecasteaux und Moresby (Ward Hunt-, Goschen-, Chinastraße). Grenzpunkte sind im Norden das Kap der Guten Hoffnung (0° 19' südl. Br.), im W. Kap Salu oder Saylee gegenüber der Insel Salwati (130° 45' östl. L. v. Gr.), beide im äußersten Nordwesten, im O. das Ostkap (150° 48'), im S. das Südkap (10° 43'). Die Hauptrichtung des Landes geht von WNW. nach OSO.; die größte Länge in dieser Richtung beträgt 2400 km; die größte Breite (660 km) hat N. unter 142° östl. L. v. Gr. Es besteht aus einem zentralen Körper und zwei Halbinseln, einer nordwestlichen, welche durch die von Norden her tief eindringende Geelvinkbai gebildet und wiederum durch den Mac Cluergolf (Telok Beru) in zwei kleinere Halbinseln geteilt wird, und einer südöstlichen, die durch das Eindringen des Papuagolfs von S. her und des Huongolfs im O. entsteht. An ihrem Ende gabelt sich letztere in einen schmalen nördlichen Ausläufer, der im Ostkap endet, und einen breitern südlichern, zwischen denen die Milnebai eingeschlossen ist.

An der deutschen Nordostküste, dem Kaiser Wilhelms-Land, sind die nennenswertesten Einschnitte der weite Huongolf, in den fünf ansehnliche Flüsse münden, der Finschhafen, der von zwei hintereinander liegenden Becken gebildet ist, die Astrolabebai mit dem Port Konstantin, einer kleinen Bucht ohne Schutz und Ankergrund, dem Prinz Heinrich- und dem Friedrich Wilhelms-Hafen (letzterer der günstigste an der ganzen Nordküste von N.), und der durch zwei vorliegende Inseln gebildete Hatzfeld-Hafen mit trefflichem Ankergrund. Unter 3° 52' südl. Br. und 144° 32' östl. L. v. Gr. mündet der Kaiserin Augusta-Fluß, der eine leicht zugängliche und benutzbare Fahrstraße bis hart an die Grenze des deutschen Schutzgebiets bildet. Ebenfalls zur Nordküste fließt der zum niederländischen N. gehörige Amberno oder Rochussen, der in zahlreichen Mündungsarmen sich in die Geelvinkbai ergießt, von denen aber nur einer, welcher bei Kap d'Urville mündet, befahrbar ist. Nach S., auf britischem Gebiet, fließt der Fly, welcher im Herzen der Insel, in den Viktor Emanuel-Bergen, entspringt und, ein großes Delta bildend, in den Papuagolf sich ergießt; er nimmt rechts die Alice, weiterhin links den Strickland River auf. Nicht weit vom Fly mündet der Baxter oder Maikassa. Die Küsten von N. sind im allgemeinen hoch; mitunter steigt das Gebirge unmittelbar vom Meer auf, namentlich an der Nordküste und der Westküste der Nordwesthalbinsel. Die Südküste ist niedrig und mit Mangrovesümpfen bedeckt. Östlich von der Redscarbai wird dieselbe von einem Korallenriff besäumt. Wo die Ufer flach sind, dringt das Meer in unzähligen Kanälen ins Land, dasselbe in lauter kleine Inselchen zerspaltend. Das Innere der Insel wird von Gebirgen durchzogen, die noch wenig erforscht sind, aber jedenfalls zu den bedeutendsten der Erde gehören. Das Charles Louis-Gebirge hebt im S. der Geelvinkbai bei dem steilen Kap Burru an und zieht bis zum Kap König Wilhelm, nördlich vom Huongolf. Hier sind das Finisterregebirge mit dem Schopenhauerberg (6118 m) und dem Kantberg (5725 m) sowie die Bismarck-Kette vorgelagert. Gipfel von 2900-5100 m erheben sich im westlichen Teil des Zugs. Diesem zentralen Gebirge schließt sich im Norden des Papuagolfs das Owen Stanley-Gebirge an, das die südöstliche Halbinsel durchsetzt und in die Stirlingkette ausläuft, welche im Ostkap ihr Ende findet. In der Mitte der Kette steigt der Owen Stanley zu 4024 m an. In der Nordwesthalbinsel sind das Arfakgebirge (2900 m), an der Nordküste des mittlern Teils das Gautiergebirge (2000 m) und das Cyklopgebirge (1800 m), weiter östlich, auf deutschem Gebiet, das Torricelligebirge zu nennen.

Die Naturprodukte Neuguineas erscheinen nicht unbedeutend. Von Metallen ist bisher nur Gold und dies auch nur in sehr geringen, nicht lohnenden Mengen an der Südküste gefunden worden. Die Gesteine sind wahrscheinlich großenteils ältere sedimentäre Felsarten, namentlich Schiefer aller Art, die von ältern eruptiven Gesteinen durchbrochen sind, und aus denen ohne Zweifel das Gold kommt, das sich in den Alluvionen findet. An der Westküste treten auch Gesteine der Jurabildung auf. Der Boden ist fast überall von großer Fruchtbarkeit, fast alles mit dichten Urwäldern bedeckt; größere Flächen mit Grasvegetation sind selten. Zu den wertvollsten Bäumen gehören der Kampferbaum, die Sagopalme, der wilde Muskatbaum, die Zeder; eine Laurinee liefert die Massoirinde, welche als Heilmittel seit alters nach Indien und China ausgeführt wird. Auch der Brotfruchtbaum fehlt nicht. Die Eingebornen kultivieren Reis, Mais, Yams, Kokosnüsse, Sago, verschiedene Arten Zuckerrohr, Bananen, Tabak, eine Flachsart. Die Tierwelt hängt mit der der Molukken und Nordaustraliens eng zusammen. Von Säugetieren fehlen die höhern Arten; von Beuteltieren zählt man 31, von Monotremen 2, von Mäusen 11 und von Fledermäusen 31 Arten, also von einheimischen Säugetieren 67 Arten. Das Schwein, jetzt in zahmem und wildem Zustand anzutreffen, wurde wahrscheinlich aus China hierher verpflanzt. Reptilien, darunter mehrere Giftschlangen, und Amphibien, darunter das Krokodil, haben bisher 156 Arten geliefert. Von den Produkten der sehr fischreichen Meere sind namentlich die eßbare Schildkröte, die Karettschildkröte und der Trepang zu nennen. Käfer und Schmetterlinge sind durch Schönheit und Eigentümlichkeit ausgezeichnet; schädliche Insekten sind zahlreich. Von keinem Teil der Erde wird N. aber hinsichtlich der Schönheit seiner Vögel übertroffen, unter denen die Paradiesvögel die vorzüglichsten sind. Das Klima ist heiß und feucht und während der nassen Jahreszeit an den niedrigen Küsten sehr ungesund. An der Astrolabebai im Kaiser Wilhelms-Land ist die höchste Temperatur 31,8°, die niedrigste 22°, die mittlere 26,2° C. Regentage gibt es 150, und die mittlere jährliche Regenhöhe beträgt 2393,6 mm. An der Nordküste weht vom April bis September der Südostmonsun, vom November bis März der Nordwestmonsun; im Norden bringt der letztere, im S. der erstere den Regen. Erdbeben sind eine häufige Erscheinung in N. - Die Bewohner Neuguineas, deren Zahl verschieden auf 500,000 bis 2½ Mill. geschätzt wird, gehören zur melanesischen Rasse (s. Tafel "Ozeanische Völker", Fig. 9) und werden gewöhnlich als Papua (s. d.) bezeichnet. Sie sind im Westteil von Malaien, die dort den Islam zum Teil eingeführt haben, im SO. von Polynesiern beeinflußt worden. Während die Bewohner der Südwestküste zum Teil ohne Wohnsitze in den Wäldern umherschweifen, bebauen andre das Land sehr sorgfältig und zeigen große Geschicklichkeit in der Anfertigung ihrer Waffen, Geräte und Boote. Die Be-^[folgende Seite]