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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neugrün; Neuguinea

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Neugrün - Neuguinea.

der attischen Schriftsprache des Altertums als Muster gefolgt war, wenn auch der Zusammenfluß der verschiedensten Nationalitäten in der Hauptstadt des oströmischen Reichs den alten Sprachtypus bedeutend alteriert hatte. Durch den Fall von Byzanz (1453) des natürlichen Mittelpunktes beraubt, wurde das Griechische als Schriftsprache zurückgedrängt und hierdurch die fortschreitende Ausbildung der Volksmundarten, zugleich das Eindringen fremder, namentlich italienischer, slawischer und türkischer, Elemente begünstigt. Um die Reinigung der Schriftsprache von Barbarismen und ihre Ausgleichung mit der Volkssprache erwarb sich im Anfang des 19. Jahrh. namentlich Korais (s. d.) große Verdienste. Andre gingen viel weiter und suchten den ganzen Bau der Sprache wieder auf den altgriechischen Standpunkt zurückzuführen; es entstand daher, namentlich als mit der Begründung des Königreichs Griechenland ein lebhaftes Bedürfnis nach einer einheitlichen Schriftsprache erwachte, ein Gegensatz zwischen einer gelehrten und einer mehr volkstümlichen Richtung, der noch jetzt nicht völlig ausgeglichen ist. Durch Schulen und Zeitungen ist es den Vorkämpferin des Altgriechischen gelungen, selbst manche vergessene grammatische Formen, wie den alten Dativ und den Infinitiv (auf ειν), wieder in Aufnahme zu bringen; doch bleibt die Differenz zwischen Alt- und Neugriechisch natürlich noch immer eine sehr merkliche, namentlich in der Aussprache. Bei der Aussprache der Vokale ist der sogen. Itazismus (Iotazismus) eingetreten, wodurch nicht weniger als sieben im Altgriechischen getrennte Vokale und Diphthongen (υ, η, ῃ, ει, υι, οι, ι) in ein einförmiges i zusammengeflossen sind; außerdem wird αι wie ä gesprochen, und αυ, ευ erscheinen in av, ev aufgelöst. Bei den Konsonanten ist die Einführung eines harten und weichen gelispelten Lauts statt des altgriechischen th (θ) und d (δ) und die Aussprache des β wie v am auffallendsten. Sodann wird bei der Betonung die Quantität gar nicht mehr berücksichtigt und einfach jede accentuierte Silbe lang, jede unaccentuierte kurz ausgesprochen. Die neugriechische Flexion hat den Dualis durchweg verloren und ersetzt den Dativ meist durch Präpositionsausdrücke, den Superlativ oft durch den Komparativ mit dem Artikel. Am Verbum hat sie das Medium, den Optativ, das alte Futurum, Perfektum und Plusquamperfektum eingebüßt, indem diese Zeiten nun durch Hilfszeitwörter umschrieben werden müssen (z. B. Θὰ; νὰ γράφω, "ich will, daß ich schreibe", d. h. "ich werde schreiben"), wie auch der Infinitiv durch einen Satz mit "daß" (νά altgriechisch ina ἵνα) ausgedrückt wird. Auch der Konditionalis wird mit einem Hilfszeitwort ausgedrückt. Die alten Partikeln sind größtenteils verloren, und der Satzbau gleicht dem in andern modernen Sprachen, z. B. im Französischen. Der Wortschatz ist durch Abschleifung der Laute, durch Einführung von Fremdwörtern, durch Bildung neuer Wörter für neue Begriffe und durch Aufnahme mundartlicher Bezeichnungen für viele der gewöhnlichsten Dinge erheblich verändert. Die alte Schrift ist beibehalten, ebenso die alten Accente und Hauchzeichen; doch wird der Spiritus asper nicht mehr ausgesprochen. Viele dieser Neuerungen haben übrigens, wie die Inschriften, die Angaben der spätern Grammatiker über die Aussprache des Griechischen und die Umschreibung griechischer Wörter im Latein beweisen, schon in der spätern Epoche des Altgriechischen ihren Anfang genommen. Auch die Besonderheiten der namentlich auf den Inseln und in Morea sehr zahlreichen Dialekte lassen sich meistenteils bis in das Altertum zurück verfolgen. So werden viele der eigentümlichen Wörter und Lauterscheinungen, durch die sich der merkwürdige tzakonische Dialekt in Morea auszeichnet, schon von den alten Lexikographen als "Lakonismen" erwähnt. Deutsche Grammatiken der neugriechischen Sprache lieferten: Schmidt (Leipz. 1808), W. v. Lüdemann (das. 1826), Russiadis (Wien 1834), Mullach ("Grammatik der griechischen Vulgärsprache", Berl. 1856), Rhangawis (Rangabé, franz., 2. Aufl., Par. 1873), Jeannarakis (Hannov. 1877), Sanders (Leipz. 1881), Vlachos ("Elementargrammatik", 4. Aufl., das. 1883); deutsche Wörterbücher: Schmidt (Leipz. 1825 u. 1837), Kind (das. 1841) und Jeannarakis (Hann. 1883). Chrestomathien gaben Kind (Leipz. 1835), Vlachos (2. Aufl., das. 1883) und Drosinis (Athen 1884) heraus. Die interessanten Überreste griechischer Dialekte in Unteritalien sind behandelt von Morosi (Lecce 1870) und Pellegrini (Turin 1880); das Verhältnis zwischen Neu- und Altgriechisch erörterte Deffner in seiner Zeitung "Nea Hellas" (Athen 1874). Ein neu- und altgriechisches Lexikon gab unter andern Byzantios (3. Aufl., Athen 1874) heraus.

Neugrün, s. v. w. Schweinfurter Grün.

Neuguinea (hierzu Karte "Neuguinea etc."), die größte Insel der Erde, an der Westgrenze des Stillen Ozeans, von dem es im Norden bespült wird, während es im S. das Korallenmeer, die Torresstraße und das Arafurameer von Australien, im W. die Dschilolostraße von Dschilolo, Ceram u. a. scheiden. N. hat mit der nur durch die schmale, aber tiefe Durga- oder Mariannenstraße von ihm getrennten, 11,000 qkm (200 QM.) großen Frederik Hendriks-Insel ein Areal von 785,360 qkm (14,263 QM.), ist also erheblich größer als Borneo. Dazu gehört noch geographisch wie politisch eine Anzahl von Inseln und Inselgruppen an der Nordwest- und an der Südostküste im Umfang von 12,596 qkm (410 QM.), so daß das Gesamtareal von N. und den Nebeninseln 807,956 qkm (14,673 QM.) beträgt. Dieses Areal ist verteilt unter die Niederlande, Deutschland und England. Der niederländische Anteil, die ganze westlich vom 141. Meridian gelegene Hälfte von N., mißt 382,140 qkm (6940 QM.), wozu noch die der Nordwestküste vorgelagerten, 7788 qkm (141 QM.) großen Papuainseln (Waigëu, Salwati, Misol u. a.), die 347 qkm (6,3 QM.) großen Inseln an der Westküste (Sabuda, Adé u. a.) und die 6927 qkm (126 QM.) messenden Inseln der Geelvinkbai (Jobi, Misorigruppe, Miosuari, Amberpon u. a.) kommen, so daß der ganze Besitz der Niederlande ein Areal von 397,202 qkm (7213 QM.) hat. Deutschlands Anteil, das Kaiser Wilhelms-Land, erstreckt sich an der Nordküste Neuguineas vom 141.° östl. L. v. Gr. bis zu dem Punkt in der Nähe von Mitre Rock, wo der 8.° südl. Br. die Küste schneidet, und wird nach S. und W. begrenzt durch eine Linie, welche zunächst dem 8. Breitengrad bis zu dem Punkt folgt, wo derselbe vom 147.° östl. L. durchschnitten wird, dann in einer geraden Linie in nordwestlicher Richtung auf dem Schneidepunkt des 6.° südl. Br. und des 144.° östl. L. und weiter in westnordwestlicher Richtung auf den Schneidepunkt des 5.° südl. Br. und 141.° östl. L. zuläuft und von hier ab nach Norden, diesem Längengrad folgend, wieder das Meer erreicht. Das deutsche Gebiet mißt 181,650 qkm (3299 QM.). Der englische Besitz umfaßt den ganzen südlich von der deutschen und östlich von der niederländischen Grenze belegenen Teil Neuguineas, ein Areal von 221,570 qkm (4024 QM.), wozu noch die Inseln an der Südostspitze (Moresby-,