Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neumarkt; Neumarktl; Neumayer; Neumayr

91

Neumarkt - Neumayr.

ihn zu seinem Sekretär annahm. Später ging er als Geheimer Archivsekretär und Bibliothekar nach Weimar, wo er 8. Juli 1681 starb. Als "der Sprossende" Mitglied des Palmenordens, dessen Geschichte er im "Hochsprossenden poetischen Palmbaum" (Nürnb. 1668) schrieb, war er als Dichter gespreizt und dürr wie fast alle gelehrten Poeten des 17. Jahrh. Nur einzelne seiner im "Poetischen Lustwald" (Jena 1657) enthaltenen geistlichen Gedichte sind wärmer und einfacher, das bekannteste darunter: "Wer nur den lieben Gott läßt walten". Eine Auswahl seiner Dichtungen enthält W. Müllers "Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts" (11. Bd., Leipz. 1828). Vgl. Knauth, Georg. N. (Langensalza 1881).

Neumarkt, 1) Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, an der Sulz, am Ludwigskanal und an der Linie Passau-Nürnberg-Würzburg der Bayrischen Staatsbahn, zugleich Ausgangspunkt der Sekundärbahnen nach Beilngries und Freystadt, 420 m ü. M., hat eine evangelische und 6 kath. Kirchen (darunter die von 1402 bis 1432 im gotischen Stil erbaute, jetzt restaurierte Pfarrkirche), eine Realschule, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, ein Forstamt, eine Eisengießerei und Fabrik von landwirtschaftlichen Maschinen, eine große elektrotechnische Fabrik, Fabrikation von Velocipeden, Kochherden, Teigwaren und Lebkuchen und Zement, eine Dampfsäge und Goldleistenfabrik, Ziegeleien, Bierbrauereien und 1885 mit der Garnison (1 Eskadron Chevau-legers Nr. 6) 5451 meist kath. Einwohner. Bei N. und dem Dorf Deining gewann der Erzherzog Karl 22. Aug. 1796 ein Treffen gegen Bernadotte. In der Nähe die prachtvolle Ruine Wolfstein, die schöne Klosterruine Gnadenberg und das Wildbad, eine an Kohlensäure reiche Eisenquelle, die gegen Rheumatismus, Unterleibsleiden und Frauenkrankheiten empfohlen wird. Vgl. Giehl, N. in der Oberpfalz mit dem Mineralbad (Amberg 1873). -

2) Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Mühldorf, an der Rott, Knotenpunkt der Linien Landshut-N., Rosenheim-Eisenstein und N.-Pocking der Bayrischen Staatsbahn, 458 m ü. M., hat ein Amtsgericht und (1885) 1388 kath. Einwohner. Hier 24. April 1809 siegreiches Gefecht der Österreicher unter Hiller über die Franzosen und Bayern unter Bessières und Wrede. -

3) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, an der Linie Berlin-Sommerfeld der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Tabaks- und Zigarrenfabrikation, Tabaks-, Zichorien- und Kardenbau und (1885) 5928 Einw. N. erhielt 1214 deutsches Stadtrecht. -

4) (poln. Nowytarg) Stadt in Galizien, am Zusammenfluß des Schwarzen und Weißen Dunajec, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine alte hölzerne Kirche (1219 erbaut), bedeutenden Handel und (1880) 5087 Einw.

Neumarktl, Marktflecken in Oberkrain, Bezirkshauptmannschaft Krainburg, an der zum Loiblpaß führenden Straße, mit Bezirksgericht, zwei Schlössern, Eisen- und Stahlwerken, Fabrikation von Feilen und Sensen, Gerberei und Schuhwarenfabrikation, Spinnerei und Weberei und (1886) 1797 Einw.

Neumayer, Georg, Geophysiker, Hydrograph und Meteorolog, geb. 21. Juni 1826 zu Kirchheimbolanden in der bayrischen Pfalz, studierte in München das Ingenieurfach, Naturwissenschaften und Mathematik, in Hamburg unter Rümker Nautik und wurde Lehrer an der dortigen Navigationsschule. 1852-56 machte er Reisen als Seemann, besuchte die Goldfelder Australiens und Südaustralien und kehrte als Steuermann auf dem amerikanischen Schiff The Sovereign of the Seas nach Europa zurück. Auf Veranlassung des Königs Max von Bayern unternahm er 1857 abermals eine wissenschaftliche Forschungsreise nach dem Süden Australiens. Auf dieser Reise entdeckte er, unabhängig von den drei Jahre früher erfolgten, aber unbekannt gebliebenen Entdeckungen, die Mac Donald- oder Heartinseln, die er König Max-Inseln nannte. In Australien übertrug ihm die englische Kolonialregierung die Gründung und Leitung des Flagstaff Observatory zu Melbourne. Nach Deutschland zurückgekehrt, nahm N. regen Anteil an der Agitation und Organisation für die Nord- und Südpolarexpeditionen in Hinsicht auf gleichzeitige magnetische, meteorologische und Pendelbeobachtungen in beiden Hemisphären sowie an der Erforschung des Innern von Australien und Afrika. Im Verein mit Adolf Bastian stiftete er die Deutsche Afrikanische Gesellschaft zu Berlin. 1872 zum Hydrographen der kaiserlichen Admiralität ernannt, war er als solcher besonders thätig für die wissenschaftlichen Instruktionen der Kommandanten der Kriegsschiffe der kaiserlichen Marine und für die Herstellung geeigneter Instrumente, ebenso für die Herausgabe der "Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie". Nach Umwandlung der Deutschen Seewarte (s. d.) in Hamburg in ein Reichsinstitut ward er 1876 zum Direktor derselben ernannt und hat seitdem durch Herausgabe von Segelhandbüchern und sonstigen nautischen Werken sowie der täglichen Wetterkarten und Wetterberichte das Institut, dessen Arbeiten er in der Zeitschrift "Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte" veröffentlicht, in den weitesten Kreisen bekannt gemacht. Auf dem zweiten internationalen Meteorologenkongreß zu Rom 1879 wurde N. zum Mitglied des internationalen meteorologischen Komitees gewählt, und gab als solches den Bericht des Kongresses in deutscher Sprache heraus. Er schrieb noch: "Discussion of the meteorological and magnetical observations made at the Flagstaff Observatory" (Melbourne 1858-63, 2 Quartbde.; Mannh. 1867); "Results of the meteorological, magnetical and nautical observations made and collected of the Flagstaff Observatory" (1858-59, Melbourne 1860, Victoria 1859-62, Melbourne 1864); "Results of the magnetic survey of the colony of Victoria" (Mannh. 1869). Auch gab er die "Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen" (2. Aufl., Berl. 1888) heraus. Als Vorsitzender der deutschen Polarkommission leitete er die Organisation der Expeditionen, welche das Deutsche Reich 1882-83 nach dem Norden und Süden entsandte, und gab (mit Börger) heraus: "Internationale Polarforschung 1882-83. Die Beobachtungsergebnisse der deutschen Stationen" (Berl. 1886, 2 Bde.).

Neumayr, Melchior, Geolog, geb. 24. Okt. 1845 zu München, studierte daselbst und in Heidelberg, war 1868-72 als Sektionsgeolog an der Geologischen Reichsanstalt in Wien thätig, habilitierte sich darauf an der Universität Heidelberg und wurde 1873 außerordentlicher, 1880 ordentlicher Professor der Paläontologie an der Universität Wien. Wiederholte wissenschaftliche Reisen führten ihn in die Karpathen, die Alpen, nach Italien, Dalmatien, den Ländern der Balkanhalbinsel u. nach Kleinasien. Von seinen zahlreichen Arbeiten erwähnen wir: "Jurastudien" ("Jahrbuch der Geologischen Reichsanstalt", Bd. 20 u. 21); "Cephalopoden der Oolithe von Balin" ("Abhandlungen der Geologischen Reichsanstalt", Bd. 5); "Fauna