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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nimptsch; Nimrod; Nimrud; Nimwegen

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Nimptsch - Nimwegen.

rühmte Quelle, welche mit schönen Anlagen (Jardin de la Fontaine, zur Römerzeit Nymphäum mit Dianatempel) umgeben ist. Die Stadt zählt (1886) 62,198 (als Gemeinde 69,898) Einw. (darunter etwa 20,000 Protestanten). Von hoher Bedeutung ist die Industrie. Die Seidenweberei ist zwar bereits seit 1750 im Rückgang begriffen; dafür aber sind andre Gewerbszweige an ihre Stelle getreten, insbesondere die Fabrikation von Teppichen und Tischdecken, Shawls und Möbelstoffen, Foulards, Schnüren und Borten, Nähseide, Wirkwaren u. a. Die verschiedenen Zweige der Textilindustrie beschäftigen ca. 5500 Arbeiter, wozu noch die Gerberei, die Konfektion von Herrenkleidern, die Schuhfabrikation und die metallurgische Industrie, welch letztere namentlich Eisenbahnmaterial liefert, mit gegen 2000 Arbeitern kommen. Neben der Industrie verdankt N. seine Blüte und seinen Wohlstand seinem regen Handelsverkehr. Die Hauptgegenstände desselben sind: Wein und Branntwein (trois-six), außerdem Seide und Kokons, Spezerei- und Kolonialwaren, Getreide und Mehl. Von Unterrichts- und Bildungsanstalten besitzt N. ein Lyceum, einen Lehrkurs für angewandte Chemie und Physik, eine Bildungsanstalt für Lehrer und eine solche für protestantische Lehrerinnen, eine Vorbereitungsanstalt für die evangelische Seelsorge, eine Zeichen-, Gewerbe- und Musikschule, eine allgemeine Bibliothek (50,000 Bände und 200 Manuskripte), eine protestantische Bibliothek, ein Museum für Kunst und Antiquitäten, ein Naturalienkabinett, eine Akademie, Gesellschaften für Medizin, Agrikultur, Gartenbau und Botanik. N. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs und eines reformierten Kollegiums, eines Appellhofs, Tribunals und Assisenhofs, eines Handelsgerichts und einer Handelskammer, einer Filiale der Bank von Frankreich. Stadt und Umgegend bieten noch viele Denkmäler aus dem römischen Altertum dar, darunter das berühmte wohlerhaltene Amphitheater (les Arènes), welches 24,000 Zuschauern Raum bietet und in neuerer Zeit zu Stiergefechte benutzt wird (s. Tafel "Baukunst VI", Fig. 1, 2), wahrscheinlich unter Antoninus Pius erbaut; ferner die sogen. Maison carrée, ein trefflich erhabener Tempel aus der Zeit des Augustus mit Säulenhalle an der Vorderseite, ein Dianatempel, das Augustusthor, die Ruine Tourmagne (wahrscheinlich ein kolossales römisches Grabdenkmal) u. a. 18 km nordöstlich von N. liegt der berühmte Aquädukt Pont du Gard (s. Gard). N. ist Geburtsort von J. ^[Jean] Nicot, welcher die nach ihm benannte Tabakspflanze in Frankreich einführte, des Volksdichters Reboul und des Staatsmanns Guizot. - N. hieß bei den Kelten Nemausus ("Heiligtum, Tempel") und war Hauptstadt der Volcae Arecomici in der Provincia Narbonensis. Die Stadt war sehr volkreich und glänzend gebaut. 465 n. Chr. ward sie von den Westgoten, 507 von den Franken, 725 von den Sarazenen erobert und bis zu Pippins Zeiten behauptet. Nachdem N. zum fränkischen Reiche gekommen, regierten daselbst "vicecomites" (Vicomtes), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrh. machten sich dieselben unabhängig und führten seit dem den Titel Grafen. Nachdem es der König von Aragonien als Lehnsherr an sich gezogen, eroberte es 1226 König Ludwig VIII. von Frankreich, und 1259 trat es Jakob von Aragonien an Ludwig IX. förmlich ab. Im 16. Jahrh. war N. eine der Hauptstädte der Hugenotten, welche sich trotz aller Verfolgungen und Bedrückungen in ziemlicher Anzahl daselbst behaupteten; trotz aller Friedensversuche herrscht seitdem ein schroffer Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Einwohnern, der oft zu blutigen Kämpfen und in den Zeiten der Reaktion zu Verfolgungen der Protestanten führte, so 1791, 1815, wo die royalistischen Bandes Verdets in N. grausame Gewaltthaten verübten, und 1830. Vgl. Ménard, Histoire de la ville de N. (Nîmes 1875, 7 Bde.); Perrot, Histoire des antiquités de la ville de N. (11. Aufl., das. 1856); Durand, Découvertes archéologiques faites à N. 1869-72 (das. 1870-76, 5 Hefte); Pieyre, Histoire de la ville de N. (das. 1888, 3 Bde.).

Nimptsch, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, an der Lohe und der Linie Strehlen-N. der Preußischen Staatsbahn, 242 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht und (1885) 2229 meist evang. Einwohner.

Nimrod, nach der mosaischen Urkunde (1. Mos. 10). Sohn des Kusch und Gründer des babylonischen Reichs, ein gewaltiger Herrscher und Jäger, nach Josephus identisch mit dem Erbauer des babylonischen Turms, dessen Ruine (Birs-Nimrud) auf der westlichen Seite des Euphrat liegt, und um dieses Unternehmens willen als Frevler gegen Gott dargestellt, nach Ktesias identisch mit Ninos. Das Sternbild des rohen Jägers und Riesen (Orion bei den Griechen) ist ursprünglich nach N. benannt.

Nimrud, Dorf, s. Ninive.

Nimwegen (holländ. Nijmegen, franz. Nimègue), Stadt und bisherige Festung in der niederländ. Provinz Gelderland, am linken Ufer der Waal, Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Arnheim, Kleve, Venloo und Tilburg, auf fünf Hügeln gelegen, hat eine fliegende Brücke über die Waal (nach dem Dorf Lent) und eine Eisenbahnbrücke, 24 öffentliche Plätze und Märkte (darunter den schönen Valkhof), 8 Kirchen (darunter die reformierte gotische Stephanskirche mit dem Grabmal der Anna Katharina von Bourbon) und ein prächtiges altes Rathaus, bekannt durch den in demselben geschlossenen Frieden (s. unten), mit Bildnissen römischer Kaiser und Könige im Vordergiebel, künstlichen Uhrwerk, Altertumsmuseum etc. Die Festungswerke sind infolge der neuen Umgestaltung der Landesverteidigung geschleift. N. zählt (Ende 1886) 30,372 Einw. Hauptgegenstände der Fabrikation sind: Tabak, Zigarren, Kölnisches Wasser, Kupfer-, Silber- und andre Metallwaren, Schmiede- und Tischlerwaren, Leim, Leder. Auch sind hier Bierbrauereien, die ein beliebtes Weißbier (Moll) liefern. Die Stadt besitzt einen innern und einen großen Zufluchtshafen, Getreide- und Speditionshandel. Es bestehen daselbst ein Bezirks- und ein Kantonalgericht, ein Gymnasium und eine Realschule. Unweit der Stadt, auf dem Hunnerberg, liegen die Trümmer der Falkenburg, eines alten Schlosses, das von Karl d. Gr. erbaut worden sein soll und das Hoflager der fränkischen Könige und später die Residenz der Burggrafen von N. war. Nicht weit davon erhebt sich das Belvedere, das eine herrliche Aussicht über die Stadt darbietet. Unter dem Reich von N. versteht man den von der Gegend von Kleve bis in die Nähe von Batenburg zwischen der Waal und der Maas sich hinziehenden Landstrich. - Die Stadt N., das alte Novio magus, ist sehr alt, war in früherer Zeit eine Reichs- und Hansestadt und wurde, weil sie sich 1579 der Verbindung der niederländischen Provinzen angeschlossen hatte, 1585 von den Spaniern belagert und erobert, kam aber 1591 wieder in die Hände des Prinzen Moritz von Oranien. Nachdem die Franzosen sich ihrer 1672 ohne Gegenwehr bemeistert hatten, wurde hier 1678