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Nivernais - Nizza.
diese Zeit unter Benutzung der Landstraßenzüge ein großartiges Nivellement, während das geodätische Institut längs der Eisenbahnen nivellierte. Die Höhen wurden gewöhnlich auf den Pegel zu Amsterdam bezogen. Seit 1879 ist nunmehr ein einheitlicher Normalnullpunkt für Preußen, in Zukunft wohl für ganz Deutschland, geodätisch berechnet und amtlich bestimmt (s. Normalnull).
Die wichtigsten nivellitischen Arbeiten der Landesaufnahme sind wohl die Ermittelungen der Niveauunterschiede zwischen den Meeresspiegeln: bei Neufahrwasser, Pillau, Memel, Kuxhaven, Kiel, und ein Chausseenivellement im Innern des Landes. Das geodätische Institut hat gleicherweise die Mittelwasserhöhen der Ostsee und des Mittelmeers zwischen Swinemünde und Marseille verglichen und auf +1,09 m für ersteres über letzterm festgestellt. Die Ostsee bei Memel ist hiernach 0,5 m höher als bei Kiel. Vgl. Gehrmann, Über Präzisionsnivellements (in der "Zeitschrift für Vermessungswesen", 1880). Die permanenten Marken für die Nivellementspunkte der Landesaufnahme sind Quadersteine, die etwa 0,3 m hoch über der Erde erscheinen und einen metallenen Nivellementsbolzen mit Nummer an der Vorderfläche zeigen. Aus einem Verzeichnis der Höhenpunkte ist unter der entsprechenden Nummer die Höhe zu ersehen. Vgl. v. Schlieben, Feldmeßkunst (8. Aufl., Quedlinb. 1879); v. Rüdgisch, Instrumente und Operationen der niedern Vermessungskunst (Kassel 1875); Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1879, 2 Bde.); Pietsch, Katechismus der Nivellierkunst (3. Aufl., Leipz. 1887); Doll, Die Nivellierinstrumente und deren Anwendung (Stuttg. 1877); Börsch, Die Nivellierinstrumente des mathematisch-mechanischen Instituts von F. Breithaupt in Kassel (Kassel 1871).
Nivernais (spr. -wernäh), ehemalige franz. Provinz, das jetzige Departement Nièvre und einige Teile der Departements Loiret und Cher umfassend.
Nivernaise (franz., spr. -wernähs'), Mohrrübenragout, meist zum Garnieren großer Fleischstücke.
Nivôse (franz., spr. -wohs'), Schneemonat, der vierte Monat im franz. republikanischen Kalender, vom 21. Dez. bis 19. Jan.
Nixblume, s. Nuphar und Nymphaea.
Nixdorf, Dorf im nördlichen Böhmen, Bezirkshauptmannschaft Schluckenau, an der Eisenbahnlinie Rumburg-N., mit (1880) 6449 Einw., hat eine eisenhaltige Quelle mit Badehaus, eine gewerbliche Fortbildungsschule und ist der Sitz einer äußerst regen Industrie, insbesondere in Stahl- und Nürnberger Waren, Wirk- und Geflechtwaren, Seidenknöpfen und Bändern, Zwirn, Posamentierwaren etc.
Nixen (althochd. nihhus, nichus, altnord. nikr, dän. nøk, schwed. näck), in der german. Mythologie männliche und weibliche Wassergeister der Bäche und Flüsse, Teiche und Seen, ursprünglich Geister der himmlischen Gewässer, daher zum Teil ihre Mythen (vgl. Elfen). Der Nix (Neck) oder Wassermann wird meist ältlich und langbärtig, zuweilen jedoch auch als rauhhaariger oder gelblockiger Knabe dargestellt und als grausam, blutdürstig und die Einsamkeit liebend geschildert. Die weiblichen N. dagegen erscheinen in der Sonne sitzend, ihre langen Haare kämmend oder mit dem Oberteil des Leibes, der von wunderbare Schönheit ist, aus den Wellen tauchend, sind gesellig und, wenn sie ans Land unter Menschen gehen, nur an dem nassen Kleidersaum oder Zipfel der Schürze kenntlich. Alle N. lieben Spiel, Gesang und Tanz, und der schwedische Strömkarl (in Norwegen Fossegrim genannt) lehrt sogar Menschen sein Spiel, durch das er lockt und bezaubert. Wie die Nixe sich gern einen schönen Jüngling zum Geliebten wählt, den sie in die Flut hinabzieht, holt sich auch der Nix nicht selten ein Mädchen zur Frau in seine Behausung. Wenn aber von Flüssen gesagt wird, sie verlangen ihr jährliches Opfer, so erinnert dies an die Opfer, die einst den N. gebracht wurden.
Níza, Fluß im östlichen. Rußland, entsteht aus dem Zusammenfluß der Neiwa und Rjesha im Gouvernement Perm und ergießt sich nach 210 km langem Lauf im sibirischen Gouvernement Tobolsk in die Tura (Nebenfluß der Tobol). Von der Mündung ihres größten Nebenflusses, des Irbit, an wird sie schiffbar und dient als Hauptstraße für alle zum großen Irbitschen Jahrmarkt kommenden Waren.
Nizam (türk.), s. Nisâm.
Nizam (Nizam ul Mulk, "Ordner des Staats"), Titel, welcher 1717 vom Mogulkaiser Farukschir dem Herrscher von Haidarabad (s. d.) im Dekhan verliehen ward und von diesem seitdem geführt wird.
Nizâmî, pers. Dichter, s. Nisâmî.
Nizolĭus (Nizzoli), Marius, ital. Philosoph der Renaissancezeit, geb. 1498 zu Boreto (Modena), lehrte als Professor an der Universität zu Parma, starb 1566 in Brescello; bekannt als eifriger Vertreter des Nominalismus (s. d.) und der empirischen Naturforschung. Sein "Antibarbarus seu de veris principiis et vera ratione philosophandi" wurde von Leibniz (Frankf. 1674) herausgegeben.
Nizza, 1) (franz. Nice) Hauptstadt des franz. Departements Seealpen und berühmter klimatische Kurort, liegt in herrlicher Gegend am Fuß der südlichen Ausläufer der Seealpen, welche mit dem 854 m hohen Mont Chauve die Stadt und deren ganze Umgebung beherrschen, an einer Bucht des Ligurischen Meers, welche östlich vom Mont Boron und dem mit einem kleinen Fort gekrönten Montalban begrenzt wird, und in welche hier der Paillon (Paglione) mündet. Das Klima ist infolge der gegen Norden durch terrassenartig ansteigende Bergketten geschützten Lage im Winter sehr mild und dabei heiter. Die durchschnittliche Temperatur beträgt für das Jahr 15,9° C., für den Winter 9,5° C. Nur an wenigen Tagen sinkt das Thermometer morgens einige Grad unter Null. Auch der Sommer ist bei den herrschenden Seewinden nicht unerträglich. Die Luftfeuchtigkeit beträgt im Jahresmittel 61,4 Proz.; große Trockenheit bewirkt nur der Mistral im März und April. Die Wintersaison (November bis April) zählt 103 sonnige, 42 bedeckte und 36 Regentage. Die Vorzüge des Klimas bezeugt auch die prächtige und mannigfaltige Vegetation der Umgegend. N. ist durch den Paillon in die alte Stadt, welche sich am Fuß des senkrecht aus der Meeresküste aufsteigenden Schloßbergs mit engen, winkeligen Straßen ausbreitet, und in die Neustadt, welche sich mit breiter Meeresfronte nordwärts bis zu den Bergterrassen hinzieht, geteilt. Auch an die alte Stadt haben sich im Norden und O. neue Quartiere angeschlossen. Der 97 m hohe, mit schönen Anlagen geschmückte Schloßberg bietet den prächtigsten Überblick über Stadt und Umgebung. Östlich von demselben liegt der Hafen Lymbia, 1751 angelegt, neuerdings vergrößert. Das Standbild seines Erbauers, des Königs Karl Felix, steht über dem Hafen auf der Place Bellevue. Bemerkenswerte Plätze und Straßen in der alten Stadt sind ferner der mit Anlagen und Springbrunnen geschmückte Square Garibaldi, der Corso an der Süd-^[folgende Seite]