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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nosokomie - Nostitz.

Nosokomīe (griech.), Krankenpflege; Nosokomium (Nosodochium), Krankenhaus, Hospital; Nosokomialfieber, Hospitalfieber; Nosokomialgangrän, Hospitalbrand.

Nosologīe (griech.), Krankheitslehre.

Nosophthorīe (griech.), Krankheiten-Vernichtungslehre.

Nos Polōni non curāmus quantitātem syllabārum (lat.), "Wir Polen kümmern uns nicht um die Quantität der Silben", Sprichwort, womit man Nichtbeachtung der letztern rügt, weil die lateinisch sprechenden Polen beschuldigt werden, als betonten sie: Nos Pólŏni non cúrămus quantítătem syllábărum.

Nossairĭer (Nossairen, d. h. Halbchristen, auch Kesbiner, Bergbewohner, irrtümlich auch Ansarier genannt), mohammedan. Sekte von der Partei der Schiiten, am Libanon, bildete sich um 892 und erhielt ihren Namen von Nosraya im Gebiet Kufa, dem Geburtsort ihres ersten Oberhauptes. Sie erklären sich selbst für Moslemin; doch ist ihre Religion ein Gemisch von mohammedanischem und christlichem Gnostizismus, vermischt mit Elementen des assyrischen Naturdienstes. Gott soll in der Gestalt von zwölf Imams, d. h. in zwölf Menschwerdungen, als Abraham, Moses, Jesus, Mohammed etc., auf Erden erschienen sein, aber sich, da er allemal Gegner fand, in die Sonne zurückgezogen haben, weshalb sie diese anbeten. Auch nehmen sie eine Seelenwanderung an. Doch bedarf die Seele des gläubigen Nossairiers nur einer gewissen Zeit zur Reinigung und Heiligung und wird endlich unter die Sterne versetzt. Ihre Sittenlehre soll Barmherzigkeit, Redlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Genügsamkeit etc. anempfehlen, doch sind ihre Sitten noch meist roh. Obwohl die Vielweiberei für unerlaubt gilt, so gestatten sie doch an gewissen Festtagen willkürliche Vermischung der Geschlechter. Die Türken und Ismaeliten, ihre nächsten Nachbarn, verachten sie; den Christen dagegen sind sie sehr zugethan, wie sie auch manche christliche Feste feiern und manche christliche Gebräuche beobachten. Ein geistliches Oberhaupt führt die Aufsicht über den Kultus und wird als Prophet verehrt. Zu den Zeiten der Kreuzzüge war diese Sekte in Syrien und Mesopotamien weit verbreitet; später aber wurde sie auf die Gegend zwischen dem Nahr Kadischa und dem Orontes, besonders auf die Gebirge von Latakia, beschränkt, die sie noch gegenwärtig, etwa 75,000 Köpfe stark, als eine den Türken zwar zinsbare, sonst aber selbständige Völkerschaft innehat. Vgl. Gobineau, Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale (2. Aufl., Par. 1866).

Nösselt, Friedrich August, pädagog. Schriftsteller, geb. 18. März 1781 zu Halle, gest. 11. April 1850 in Breslau; besonders bekannt durch zahlreiche Lehrbücher für Töchterschulen: "Lehrbuch der Weltgeschichte" (16. Aufl., Stuttg. 1880, 4 Bde.); "Kleine Weltgeschichte" (22. Aufl., das. 1880); "Lehrbuch der Mythologie" (6. Aufl. 1874); "Lehrbuch der deutschen Litteratur" (6. Aufl. 1862) u. a.

Nossen, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Meißen, an der Freiberger Mulde, Knotenpunkt der Linien N.-Moldau und Leipzig-Döbeln-Dresden der Sächsischen Staatsbahn, 218 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Schloß, ein Schullehrerseminar, eine Strafanstalt, ein Amtsgericht, Papier-, Holzstoff-, Schuhwaren-, Maschinen-, Wagen-, Holzpantoffelfabrikation, Leimsiederei und (1885) 3945 meist evang. Einwohner. Nahe dabei das Kammergut Altzella (s. d.).

Nossi Bé; Insel in franz. Besitz an der Nordwestküste von Madagaskar, zwischen den Baien von Pasandava und Ambaro, 293 qkm (5,33 QM.) mit (1885) 11,299 Einw., meist Sakalawa aus Madagaskar, wenigen Indern und Arabern und 150 Europäern. Der nördliche Teil der Insel besteht aus Buntsandstein; der mittlere ist vulkanisch und gebirgig, der südliche, aus Granit, Gneis, Glimmer- und Thonschiefer bestehend, steigt am höchsten empor (Lukube 600 m). Die Insel hat mehrere Kraterseen und ist gut bewaldet; das Klima ist gesund, der fleißig bebaute Boden bringt Reis, Maniok, Bananen, Mais, Kaffee hervor. Residenz des Gouverneurs und Freihafen ist Helville an der Südküste, wo die Dampfer der Messageries maritimes und British India Steam Navigation Co. regelmäßig verkehren; 1885 liefen 454 Schiffe ein, 433 aus, meist inländische Pirogen. Die Einfuhr wertete 3,1, die Ausfuhr 2,7 Mill. Frank. Das Kolonialbudget betrug 301,000, der Zuschuß des Mutterlandes 302,000 Fr. Die Insel wurde 1840 von Madagaskar an Frankreich abgetreten und 1841 von diesem in Besitz genommen.

Nossi Burrah, Insel, s. Sainte-Marie.

Nossówka, Flecken im russ. Gouvernement Tschernigow, Kreis Njeshin, an der Eisenbahn Kursk-Kiew, mit 7 russischen Kirchen, Branntweinbrennereien, Zuckerfabrik und über 11,000 Einw.

Nostalgīe (griech.), s. v. w. Heimweh (s. d.).

Nosten, Mehrzahl von Nostos (s. d.).

Nostitz, altes Adelsgeschlecht aus der Lausitz, welches sich nach Schlesien, Böhmen und Polen verbreitete und gegenwärtig in drei gräflichen Linien blüht: Rokitnitz in Böhmen (seit 1692 reichsgräflich), Rieneck in Böhmen und in Schlesien (seit 1673 reichsgräflich) und einem Seitenzweig, der sich N. und Jänckendorf nennt. Vgl. "Beiträge zur Geschichte des Geschlechts von N." (Leipz. 1874-76, 2 Tle.). Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Johann Nepomuk, Graf von, geb. 24. März 1768, seit 1809 Feldmarschallleutnant, beteiligte sich an allen Feldzügen der österreichischen Armee 1788 bis 1815 und zeichnete sich als Reitergeneral besonders bei Leipzig aus; starb 22. Okt. 1840. - Sein Sohn, Graf Albert von N., geb. 23. Aug. 1807, war Geheimrat und seit 1861 Oberstlandmarschall des Königreichs Böhmen; war 1848 mit dem Grafen Deym u. a. einer der bedeutendsten Opponenten auf dem ständischen Landtag; starb 25. Jan. 1871.

2) August Ludwig Ferdinand, Graf von, preuß. General, geb. 27. Dez. 1777 zu Zessel bei Öls, aus der Linie Rieneck, studierte in Halle, trat 1802 als Leutnant in preußische Dienste und wohnte 1806 der Schlacht bei Jena und der Kapitulation von Prenzlau bei. Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft wurde er zum Rittmeister ernannt, doch nahm er 1810 seinen Abschied und ging auf Reisen. 1813 trat er als Stabsrittmeister im schlesischen Ulanenregiment wieder in den aktiven Dienst und focht mit Auszeichnung bei Bautzen. Während des Waffenstillstandes wurde er Blüchers Adjutant, nach der Schlacht bei Leipzig Major. Auch im Feldzug von 1815, wo er in der Schlacht bei Ligny dem hilflos unter seinem verwundeten Pferd liegenden Marschall Blücher Beistand leistete, war er dessen Adjutant und blieb es im Frieden. 1818 zum Obersten und nach Blüchers Tod (1819) zum Flügeladjutanten und Kommandeur des Garde-Husarenregiments ernannt, erhielt er 1822 das Kommando der 2. Garde-Kavalleriebrigade und nahm 1828 am russischen Feldzug in der Türkei teil. Nach seiner Rückkehr