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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ohīokanal; Ohīotier; Ohlau; Öhlenschläger

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Ohiokanal - Öhlenschläger.

Hafer, Gerste, Kartoffeln, Tabak (1880: 15,758,000 kg) und Hopfen. Sehr wichtig ist der Obstbau, und auch Weinbau wird ausgedehnt betrieben. Die Wälder liefern außer Bauholz auch Ahornzucker. Sehr bedeutend ist die Viehzucht; 1880 zählte man 736,000 Pferde, 19,000 Maultiere, 1,860,000 Rinder, 4,902,000 Schafe und 3,141,000 Schweine. Unter den Erzeugnissen der Viehzucht waren 1880: 11,3 Mill. kg Wolle, 30,8 Mill. kg Butter, 984,295 kg Käse. Der Bergbau lieferte 5,382,186 Ton. Steinkohlen und 180,375 T. Eisenerz. Außerdem werden gewonnen Salz (1880: 933,890 hl) aus Solquellen und Petroleum. Auch die Industrie ist von Wichtigkeit; 1880 beschäftigten 20,699 gewerbliche Anstalten 183,609 Arbeiter, von denen 20,071 in Eisen- und Stahlwerken (Produktion 1885: 504,100 T. Roheisen), 14,418 in Mannskleiderfabriken, 12,244 in Gießereien und Maschinenbauwerkstätten, 9317 bei Zurichtung von Bauholz, 7536 beim Bau landwirtschaftlicher Maschinen, 7080 in Wagnerwerkstätten, 6269 in Tabaks- und Zigarrenfabriken Beschäftigung fanden. Die erste Eisenbahn wurde 1842 eröffnet; jetzt gibt es 11,792 km Eisenbahnen und 1085 km Kanäle, welche den Eriesee zwiefach mit dem Ohio verbinden. Auf dem Eriesee hatte der Staat 1886: 333 Schiffe von 143,375 T. Gehalt, auf dem Ohio 106 Schiffe von 31,594 T. - Die gegenwärtige, entschieden demokratische Verfassung des Staats trat 1. Sept. 1851 in Kraft. An der Spitze der Staatsverwaltung steht ein Gouverneur mit einem Vizegouverneur, von welchen letzterer zugleich Präsident des Senats ist; beide werden vom Volk auf zwei Jahre gewählt. Die gesetzgebende Gewalt üben ein Senat von 36 und ein Haus der Repräsentanten von 105 Mitgliedern, welche die General Assembly bilden und alle zwei Jahre gewählt werden. Die Richter werden vom Volk auf 3-5 Jahre gewählt. Die Staatseinnahme betrug 1885: 5,067,530 Dollar, die Staatsschuld 7,471,443 Doll. Der Staat unterhält eine Strafanstalt, eine Taubstummenanstalt, eine Blindenschule, eine Schule für Blödsinnige, Besserungsanstalten für Knaben und 4 Irrenhäuser. Columbus ist die politische Hauptstadt, die bedeutendste Stadt aber Cincinnati.

Die erste Niederlassung in O. datiert von 1787 und fand an der Mündung des Muskingum in den Ohio zu Marietta statt. 1788 wurde das Land als ein Teil des Western Territory und später unter dem Namen des Territory North-West of the O. einem Territorialgouvernement unterstellt, und 1799 versammelte sich die erste Territoriallegislatur zu Cincinnati, in dessen Nähe 1789 die zweite Niederlassung gegründet worden war. Die ersten Ansiedler lebten im steten Kampf mit den Indianern, bis General Wayne diese 1794 in der Schlacht am Kleinen Miami besiegte und zum Frieden zwang. Nun mehrte sich die Bevölkerung außerordentlich. Nach der dem Western Territory gegebenen Organisation ist in dem Gebiet desselben die Einführung der Sklaverei auf alle Zeiten verboten. 1800 gab der Staat Connecticut die Jurisdiktion, die er bis dahin über das Gebiet geübt hatte, auf, reserviert sich indes 3,666,921 Acres Land am Eriesee (noch heute als "Western Reserve" bekannt). 1803 konstituierte sich O. als Staat und ward mit seiner aus demselben Jahr herrührenden Verfassung, welche mit geringen Abänderungen bis 1850 in Kraft war, in die Union aufgenommen.

Ohīokanal, Kanal im nordamerikan. Staat Ohio, verbindet Portsmouth am Ohio mit Cleveland am Eriesee, ist 496 km lang, 12,5 m breit, 1,5 m tief und mit 152 Schleusen versehen. Er führt nach den Kohlen- und Eisengruben Ohios.

Ohīotier, s. Mastodon.

Ohlau, linker Nebenfluß der Oder in Schlesien, entsteht südlich von Münsterberg, fließt in ihrem Unterlauf mit der Oder parallel und mündet nach 98 km langem Lauf bei Breslau.

Ohlau, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, an der Mündung der Ohlau in die Oder und an der Linie Breslau-Brieg der Preußischen Staatsbahn, 136 m ü. M., hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, ein Schloß (jetzt zu Schulzwecken benutzt), ein Gymnasium, 2 Waisenhäuser, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, bedeutende Tabaks- und Zigarrenfabriken, Blei- und Zinkweiß-, Maschinen-, Leim-, Knochenmehl- und Wagenfabrikation, Ziegelbrennerei, Tabaksbau, besuchte Pferde- u. Viehmärkte und (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Husaren Nr. 4) 8575 meist evang. Einwohner. - Auf der rechten Seite der Oder ist der durch seine mannigfaltigen Holzarten berühmte Fürstenwald mit Fasanerie. - O. (Olawa) war seit 1650 öfters Residenz der Herzöge von Brieg und 1691-1734 des polnischen Prinzen Sobieski; 1742 kam es an Preußen.

Öhlenschläger, Adam Gottlob, berühmter dän. Dichter, geb. 14. Nov. 1779 zu Vesterbro, einer Vorstadt von Kopenhagen, wo sein Vater Organist war, wollte Schauspieler werden, hatte jedoch bei seinem ersten Auftreten kein Glück, nahm daher die Studien wieder auf und widmete sich der Rechtswissenschaft, nebenbei sich viel mit der altnordischen Litteratur und Dichtkunst beschäftigend. Die erste Frucht seiner romantischen Studien waren die "Guldhornene", welche 1802 erschienen; aber erst seine "Digte" (Kopenhag. 1803) wiesen ihm seinen Platz in der dänischen Litteratur an. Er entwickelte sofort eine erstaunliche Thätigkeit als Dichter. In den beiden Jahren 1803 und 1804 schrieb er: "Frejas Alter", ein Singspiel; "Tors Reise til Jotunhejm"; das große beschreibende Gedicht "Langelandsreisen"; das religiöse Gedicht "Jesu Kristi gjentagne Liv i den aarlige Natur"; die tief bedeutsame symbolische "Vaulundurs Saga" und endlich "Aladdin, eller den forunderlige Lampe", ein meisterhaft dramatisiertes Märchen aus "Tausendundeine Nacht". Alle diese Gedichte erschienen gesammelt als "Poetiske Skrifter" (1805, 2 Bde.). Mit Unterstützung des Staats machte er 1805-10 eine Reise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Italien, auf welcher er die persönliche Bekanntschaft der größten deutschen Dichter machte und mehrere seiner Tragödien dichtete, z. B. "Hakon Jarl", "Baldur hin gode", "Palnatoke", "Axel og Valborg", auch mehrere Werke ins Deutsche übersetzte und (1809) in deutscher Sprache die Künstlertragödie: "Correggio" schrieb. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wurde er 1810 zum Professor der Ästhetik in Kopenhagen ernannt. Er gab dann heraus: Vorlesungen über Joh. Ewald (1810-11) und über Schiller (1811-12); "Digtninger" (1811); die Tragödie "Stärkodder" (1812); den nordischen Romanzencyklus "Helge", eins seiner schönsten Werke (1814; deutsch von G. v. Leinburg, 4. Aufl., Leipz. 1887); das Trauerspiel "Hagbarth og Signe" (1815); das dramatische Märchen "Fiskeren" sowie den Gedichtcyklus "Frederiksberg" (1817) u. a. Bald darauf (1817 und 1818) unternahm er eine zweite Reise ins Ausland (erzählt in "En Reise fortalt i Breve til mit Hjem", 1818), auf welcher er in Wien und Dresden seine "Axel und Walborg" zur Aufführung brachte und in Paris