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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Osterö; Österö; Osterode; Österreich

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Osterö - Österreich (Erzherzogtum).

Frühlingsvollmond aber, der die Ostergrenze (terminus paschalis) genannt wurde, versteht man denjenigen, welcher entweder auf oder zunächst nach dem zum Behuf dieser Osterberechnung auf 21. März feststehend angenommenen Frühlingsanfang fällt. Die sogen. Gaußsche Formel bietet eine leichte Methode, den jedesmaligen Ostertermin aus der Jahreszahl zu berechnen (s. Kalender, S. 384). Das jüdische Osterfest (s. Passah) fällt gewöhnlich in die Karwoche, jedoch nie vor dem 26. März und nie nach dem 25. April gregorianischen Stils, während das christliche Osterfest zwischen 22. März und 25. April fallen muß. Vgl. Piper, Geschichte des Osterfestes (Berl. 1845); Derselbe, Karls d. Gr. Kalendarium und Ostertafel (das. 1858); Weitzel, Die christliche Passahfeier der drei ersten Jahrhunderte (Pforzh. 1848); Hilgenfeld, Der Paschastreit der alten Kirche (Halle 1860).

Osterö, eine 324,4 qkm große und bis 850 m hohe Insel an der norweg. Küste, 20 km nördlich von Bergen, ist vom Festland durch den Osterfjord und Sörfjord getrennt.

Österö, Insel, s. Färöer.

Osterode, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, am Harz, an der Söse und an der Linie Herzberg-O. der Preußischen Staatsbahn, 239 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, darunter die 724 gegründete, 1578 nach einem Brand wiederhergestellt Ägidienkirche mit schönen Grabdenkmälern der Herzöge von Grubenhagen, ein stattliches Rathaus, eine Badeanstalt für künstliche Bäder, ein großes Kornmagazin, woraus die Bergleute des Harzes in Teurungszeiten mit wohlfeilem Getreide versorgt werden, ein Realgymnasium, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Fabrikation von Tuch, Woll- und Baumwollstoffen und Strumpfgarn, Bleiweiß, Zigarren, Leder, Maschinen etc., Ziegeleien, einen Kupferhammer, eine Blankschmiede, Säge-, Kalk- und Gipsmühlen, bedeutende Gipsbrüche und (1885) 6435 meist evang. Einwohner. O. war 1361-1452 Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen. - 2) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, am Einfluß der Drewenz in den Drewenzsee und an der Linie Thorn-Allenstein der Preußischen Staatsbahn, 110 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Schloß (1270 vom Deutschen Ritterorden erbaut), ein Realgymnasium, ein Schullehrerseminar, 2 Waisenhäuser, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, eine Reichsbanknebenstelle, eine Eisenbahnmaschinenwerkstätte, Maschinen- und Spiritusfabrikation, 3 Sägemühlen, Bierbrauerei, Vieh- und Wollmärkte, Schiffahrt und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 44) 7123 meist evang. Einwohner. In unmittelbarer Nähe ausgedehnte königliche Forsten, bekannt durch ihr ausgezeichnetes Schiffbauholz.

Österreich, Erzherzogtum, die Wiege und der Grundbestandteil des Kaisertums Ö. (s. unten), nördlich von Böhmen und Mähren, östlich von Ungarn, südlich von Steiermark und Salzburg und westlich von Bayern begrenzt, besteht aus zwei unter besonderer politischer Verwaltung stehenden Kronländern: Ö. unter und ob der Enns oder Nieder- und Oberösterreich. Seit alter Zeit (bis 1849) war jeder dieser Regierungsbezirke in vier Viertel geteilt, die namentlich in Niederösterreich der natürlichen Bodenbeschaffenheit und Lage entsprachen. Der Wienerwald im S., der Manhartsberg im N. und die Donau bildeten die Grenzen der vier Viertel: ob und unter dem Wienerwald, ob und unter dem Manhartsberg. Das Land ob der Enns zerfiel nach Flüssen und Bergen in das Mühl-, Traun-, Inn- und Hausruckviertel, und seiner Regierung war auch das Herzogtum Salzburg als ein eigner Kreis zugeteilt.

1) Ö. unter der Enns oder Niederösterreich (hierzu Karte "Österreich unter der Enns") hat ein Areal von 19,768 qkm (359 QM.). Der Lauf der Donau teilt das Land in eine nördliche und südliche Hälfte. Den südlich von der Donau gelegenen Teil des Landes säumen die Österreichischen Alpen ein mit den Hochgipfeln Schneeberg (2075 m), Raxalpe (2009 m), Ötscher (1892 m) und Dürnstein (1877 m); jenseit der Einsattelung des Semmering (981 m) folgt als Eckpfeiler der Steirischen Alpen der Wechsel (1738 m). Den Alpen ist eine Reihe von Voralpen vorgelagert, darunter die Lilienfelder Hochalpe, der Unterberg, welche jenseit des Thals der Gölsen und Triesting im Wienerwald (mit dem Schöpfel 893 m) und dem bei Wien bis an die Donau reichenden Kahlengebirge (Hermannskogel 542 m) ihre Fortsetzung und ihr Ende finden. Das Land nördlich von der Donau ist im W. ein von tief eingeschnittenen Flüssen zerfurchtes Hochland, das mit dem Manhartsberg zum wein- und obstreichen Berg- und Hügelland im O. sich verflacht und dem Marchfeld Raum gibt. Die höchsten Teile des Hochlandes (Weinsberger Wald, Jauerling etc.) ragen über 1000 m empor; viele Orte auf der Fläche liegen höher als die höchsten Gipfel des Wienerwaldes, während die höchsten Punkte im Viertel unter dem Manhartsberg unter 500 m zurückbleiben. Die letzten südöstlichen Ausläufer dieses Berglandes enden mit dem Bisamberg (359 m) vor Wien, gegenüber dem Kahlengebirge. Das Leithagebirge (480 m) kann als Bindeglied zwischen Alpen und Karpathen gelten. Das Hauptthal des Landes ist das der Donau, geschieden durch Verengerungen in zwei Becken, das von Tulln (mit dem Wagram) und das von Wien. Alle übrigen Flüsse, mit Ausnahme der Lainsitz im NW., die der Moldau zueilt, ergießen sich in den Hauptstrom, die Donau. Aus dem nördlichen Hochland rinnen ab: Weitenbach, Krems, Kamp und Thaya. Letztere ergießt sich in die March, die aus dem Hügelland die Zaya empfängt und Grenzfluß ist. Aus den Alpen kommen Enns (westlicher Grenzfluß), Ybbs, Erlaf, Traisen und unter dem Wienerwald die parallelen Flüßchen: Schwechat, Fischa, Leitha (teilweise Grenzfluß). Außer der Donau sind nur die Enns und die March schiffbar; die übrigen Gewässer sind aber für die Holzflößerei und als Triebkräfte von industriellen Unternehmungen von Wichtigkeit. Unter den wenigen kleinen Alpenseen sind der Erlafsee an der steirischen Grenzen der Lunzer See bemerkenswert. Das Klima ist im allgemeinen gemäßigt und gesund, besonders im Donauthal und im Hügelland, obwohl großen Temperaturwechsel ausgesetzt. Unter den Mineralquellen sind die warmen Schwefelquellen von Baden die berühmtesten; auch die eisenhaltigen Quellen zu Pyrawart, die schon den Römern bekannten Schwefelquellen von Deutsch-Altenburg und die indifferente Therme von Vöslau werden viel besucht.

Die Bevölkerung betrug 1869: 1,990,708, 1880: 2,330,621 Seelen und wurde Ende 1886 auf 2,512,537 Seelen berechnet. Sie zeigt eine außerordentlich rasche Zunahme (jährlich um 1,44 Proz.), allerdings weniger durch Überschuß der Geburten über die Sterbefälle als durch Zuzug aus andern Kronländern (insbesondere nach Wien und dessen Vororten). Auf ein QKilometer kommen (1880) 118 Bewohner, die größte Volksdichtigkeit unter allen österreichischen Kronländern. Der