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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ostgotisches Reich; Ostgotland; Ostgriqualand; Osthavelland; Ostheim; Osthofen; Ostĭa; Ostiarĭus; Ostiglia; Óstināto; Ostindien

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Ostgotisches Reich - Ostindien.

Nach der Schlacht bei Jena (1806) wurde O. von holländischen Truppen besetzt und 1807 nach dem Frieden von Tilsit dem Königreich Holland einverleibt, 1810 aber als Departement der Ostems zum französischen Kaiserreich gezogen. Am 17. Nov. 1813 ward O. für Preußen in Besitz genommen, 1815 aber an Hannover abgetreten. Vgl. Wiarda, Ostfriesländische Geschichte (Aurich, Götting. und Brem. 1791-1817, 10 Bde.); Klopp, Geschichte Ostfrieslands (Hannov. 1854-58, 3 Bde.; dazu die Kritik von Möhlmann, Emden 1862); "Ostfriesisches Urkundenbuch", herausgegeben von Friedländer (das. 1874-81, 2 Bde.); Herquet, Miszellen zur Geschichte Ostfrieslands (Norden 1883); v. Richthofen, Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte (Berl. 1880-83, 2 Tle.); H. Meier, O. in Bildern und Skizzen (Leer 1868); Kern u. Willms, O., wie es denkt und spricht (3. Aufl., Brem. 1876); Tergast, Die heidnischen Altertümer Ostfrieslands (Emden 1878); de Vries u. Focken, O., Land und Volk (das. 1881).

Ostgotisches Reich, s. Goten, S. 539.

Ostgotland (Östergötland), Landschaft und Län (Linköpingslän) im südlichen Schweden, grenzt im N. an die Läns Örebro und Södermanland, im Osten an die Ostsee und Kalmar, im S. an Jönköping und im W. an den Wettersee, 10,977,3 qkm (199,3 QM.) groß, ist im N. und im S. von waldigen Gebirgshöhen (dort vom Tylöskog und Kålmorden, hier vom Holaveden) erfüllt, während die Mitte eine fruchtbare und wohl angebaute Ebene bildet. Am Wettersee ragt der Omberg (797 m) empor. Die Ostsee macht hier zwei tief ins Land einschneidende Busen, den Bråviken und den Slätbaken, zwischen denen sich die fruchtbare Halbinsel Wikboland erstreckt; in den erstern mündet der Hauptfluß der Landschaft, die Motala, der Abfluß des Wettersees. Der bedeutendste See ist der Sommen. Neben ihm bedeckt den südlichen Teil noch eine Reihe von Seen, welche, durch Kanäle miteinander in Verbindung gesetzt, einen bequemen Wasserweg (Kindakanal) bilden, der seit 1870 durch die Anlage eines Kanals nach Linköping mit dem Götakanal verbunden ist. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1887) 267,560 Seelen (24 auf 1 qkm). Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Ackerbau und Viehzucht, am Meer auch Fischfang und Schiffahrt, außerdem Bergbau. Das Ackerland beträgt 22 Proz., die Gärten 11,5 Proz., die Wiesen 10 Proz. und die Waldungen 62 Proz. des Areals. 1886 lieferte die Ernte 1,120,000 hl Hafer, 518,100 hl Roggen, 247,200 hl Gerste und 144,400 hl Weizen. Man zählte 1884: 18,648 Pferde, 164,884 Stück Rindvieh, 64,946 Schafe und 24,700 Schweine. Der Bergbau liefert Eisenerz (1880 in 2 Gruben 76,000 metr. Ztr.) und Kupfererz (zu Åtvidaberg, neuerdings im Rückgang begriffen). Unter den Gießereien und mechanischen Werkstätten stehen die von Motala obenan; auch die Stückgießerei Finspång ist wichtig. Von sonstigen industriellen Anlagen (die meisten in Norrköping) sind zahlreiche Tuch- und Baumwollfabriken, einige mechanische Spinnereien, Zuckerraffinerien, Tabaksfabriken, Ölschlägereien, Glashütten, mehrere Papier- und chemisch-technische Fabriken etc. anzuführen. Die Küste hat gute Häfen. Die von Stockholm nach Schonen führende Eisenbahn durchschneidet die Landschaft von N. nach S. In administrativer Hinsicht wird das Län in 21 Gerichtsbezirke geteilt. Hauptstadt ist Linköping.

Osthavelland, s. Havelland.

Ostheim, 1) (O. vor der Rhön) Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsdistrikt Dermbach, in einer Exklave im Bayrischen, an der Streu, 292 m ü. M., hat ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine Superintendentur, Bierbrauerei, Gerberei, Schuhmacherei, Plüschweberei und (1885) 2325 evang. Einw. Bekannt sind die Ostheimer Weichseln, eine Sauerkirschenart, welche der kaiserliche Feldarzt Klinghammer 1714 aus der Sierra Morena in Spanien hierher verpflanzte. In der Nähe die Lichtenburg mit schöner Aussicht und einem 1000jährigen Epheustock. - 2) (Großostheim) Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Aschaffenburg, mit kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche, Bierbrauerei und (1885) 2706 Einw.

Ostgriqualand, s. Griqualand.

Osthofen, Flecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Worms, unweit des Rheins und an der Linie Mainz-Worms der Hessischen Ludwigsbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, bedeutende Dampf- und Wassermühlen, Zucker-, Papier-, Maschinen-, Malz- und Hefenfabrikation, Bierbrauerei, Ziegeleien, Weinbau, eine Schwefelquelle und (1885) 3206 meist evang. Einw.

Ostĭa, die Hafenstadt des alten Rom, an der Mündung des Tiber (südlich am linken Flußarm), von Ancus Marcius gegründet, gelangte durch Schiffahrt und Handel bald zu großem Wohlstand, wurde später zwar 87 v. Chr. von Marius verwüstet, hob sich jedoch wieder. Als sein Hafen durch das Alluvium des Flusses versandete, legte Kaiser Claudius einen bessern Hafen (Portus Augusti beim heutigen Porto) am rechten Tiberarm an, welchen Trajan vergrößerte. Noch unter den spätern Kaisern war O. volkreich und ein beliebter Badeort. Der Verfall desselben begann mit den Gotenzügen Alarichs und nahm rasch zu. Die Ruinen von O. (Gräber, Theater, zwei Tempel, Thermen etc.) liegen 1 km von der Küste entfernt beim heutigen O., welches einen bischöflichen Palast nebst Kirche, ein Kastell und als Gemeinde (1881) 640 Einw. hat. Ausgrabungen der alten Stadt wurden schon 1783 begonnen, namentlich aber seit 1855 planmäßig fortgesetzt.

Ostiarĭus (lat.), der Thürhüter, Portier bei den Römern; Ostiarii (janitores) hießen in der alten christlichen Kirche die untersten Geistlichen als Thürhüter, Sakristane, Glöckner, später Kirchner.

Ostiglia (spr. -ílja), Distriktshauptort in der ital. Provinz Mantua, an der Mündung des Kanals Fossa in den Po, mit Fabrikation von Korb- und Flechtwaren, starkem Reisbau, Seidenzucht, Holzhandel und (1881) 4054 Einw. O. ist das alte Hostilia, der Geburtsort des Cornelius Nepos.

Óstināto (ital., "hartnäckig"), in der Musik Ausdruck für die fortgesetzt Wiederkehr eines Themas mit veränderten Kontrapunktierungen; besondere häufig ist ein O. im Baß (Basso o., franz. Basse contrainte). Die Chaconne und Passagaglia haben stets einen O., d. h. eine kurze Phrase von wenig Noten, die sich stets unverändert wiederholt, bildet die Baßstimme. Der O. spielt bereits bei den kontrapunktischen Künsten der Niederländer im 14.-16. Jahrh. eine hervorragende Rolle, da diese ganze Messen oder lang ausgeführte Motetten über ein kurzem Liedthema zu arbeiten liebten, das der Tenor immer wieder vortrug, freilich nicht immer unverändert, sondern mit allerlei Modifikationen des Taktes, mit verlängerten oder verkürzten Notenwerten, in der Umkehrung oder von andern Tonstufen aus etc.

Ostindien (hierzu Karte "Ostindien"), im weitern Sinn die beiden Halbinseln Vorder- und Hinterindien mit den Inseln des Indischen Ozeans, von den La-^[folgende Seite]