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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oxford

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Oxford (geolog.) - Oxford (Stadt).

bittersten Streit; starb 1657. Der jüngere Sohn Axels, Erik, geb. 1624, wurde 1645 Oberkammerherr, 1646 Gouverneur in Esthland, 1651 Reichsrat und Präsident im Handelskollegium, 1654 Reichsvizekanzler und nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolger in der Reichskanzlerwürde. Während des polnischen Kriegs Karls X. regierte er in Polnisch-Preußen und schloß die Traktate mit Brandenburg und den Holländern ab. Er starb 1656. Mit seinem Enkel Karl Gustav, der jung starb, erlosch die gräfliche Familie.

Oxford, in der Geologie ein Schichtenkomplex der Juraformation (s. d.).

Oxford, 1) Hauptstadt der nach ihr genannten engl. Grafschaft, in lieblicher Gegend, an der Mündung des Cherwell in die Themse, mit (1881) 39,186 Einw. O. ist eine der ältesten Städte Englands und bewahrt mit ihren zahlreichen von Wiesen und Bäumen umgebenen Colleges noch ganz den Charakter einer mittelalterlichen Stadt. Die alte von Wilhelm dem Eroberer erbaute Burg ist bis auf wenige Spuren verschwunden, aber die alten Stadtmauern aus dem 11. Jahrh. lassen sich fast ihrer ganzen Länge nach noch verfolgen. Seinen Ruf verdankt O. der Universität, der größten und ältesten Hochschule in England. Schon unter Alfred d. Gr. war die Stadt der Sitz einer blühenden Gelehrtenschule, und als Universitas literaria im eigentlichen Sinn erscheint sie bereits im 12. und 13. Jahrh., wo sie sich eines sehr zahlreichen Besuchs erfreute und bald neben Cambridge als das eine der "beiden Geistesaugen Englands" bezeichnet wurde. Ganz wie in Cambridge (s. d.), besteht die Universität aus den Mitgliedern der meisten aus den ältern Hostels (Bursae) hervorgegangenen 21 Colleges und 5 Halls, von denen indes nur erstere die Rechte von Korporationen genießen. Dazu kommen auch hier seit 1868 "unattachierte" (non adscripti) Studenten. Wie in Cambridge, hat jedes dieser unter einem Präsidenten, Warden, Master, Provost, Rektor oder Principal stehenden Colleges seine Fellows, Graduierten und Undergraduates oder Studenten zu Mitgliedern. Die früher allgemein übliche Einteilung der Studenten in Adlige, Fellow Commoners, Commoners und Servitors (den Sizars in Cambridge entsprechend) wird in den vornehmsten Anstalten kaum noch anerkannt. In dieser Art besteht die Universität (1887) aus 11,476 Mitgliedern, einschließlich der 3062 Studenten. Oberste Universitätsbehörde ist das House of Convocation, zu welchem alle Magistri Artium gehören, welches den Kanzler, die beiden Parlamentsmitglieder und mehrere der Professoren ernennt, das Patronatsrecht bei Besetzung der Pfründen ausübt, und ohne dessen Einwilligung kein Statut Gesetzeskraft hat. Die Congregation wird gebildet aus den in O. wohnenden Magistri Artium, und ihre Thätigkeit beschränkt sich fast ausschließlich auf Bestätigung oder Verwerfung der vom Hebdomadal Council (Wochenrat) gemachten Gesetzesvorlagen. Dieser Rat besteht außer dem Kanzler, dem Vizekanzler und den Proctors aus 6 Vorständen von Colleges, 6 Professoren und 6 andern Mitgliedern der Convocation, die von der Congregation gewählt werden. Dazu kommt schließlich noch ein House of Congregation, das die vom Kanzler ernannten Examinatoren in ihrem Amt bestätigt und die akademischen Würden erteilt. Die Universitätsbeamten tragen dieselben Titel wie in Cambridge. Die Zahl der Professoren und Lecturers ist 60, neben 7 Sprachlehrern, wobei namentlich das philologische und naturwissenschaftliche Fach durch tüchtige Kräfte besetzt sind. Von diesen Professoren beziehen 25 einen Gehalt von 700-900 Pfd. Sterl. Studenten werden nach einem Eintrittsexamen zugelassen und müssen im Lauf ihrer drei Universitätsjahre zu je vier Terms drei Examina bestehen, um den Grad eines Baccalaureus zu erringen, nämlich Responsions (Little Go oder Smalls in der Studentensprache), Moderations und die Pass Examination. Letztere beschränkt sich auf drei Gegenstände, zu welchen Griechisch oder Lateinisch nicht gerade gehören müssen. So erhält man seinen Pass, auch wenn man z. B. nur in Deutsch, den Elementen der Geometrie und englischer Geschichte geprüft wird. Kandidaten, die mit Auszeichnung (with honours) zu bestehen wünschen, werden in einer der sechs Schulen (schools) examiniert, als: literae humaniores, d. h. Lateinisch, Griechisch, Logik und Philosophie; Mathematik; Jurisprudenz; Naturwissenschaft; moderne Geschichte; Theologie. Nach Ablauf von 3 Jahren erhalten die Baccalaurei den Grad eines Magister ohne weiteres Examen. Für andre Würden bestehen besondere Examina. Die Einnahmen der Universität und der Colleges belaufen sich auf 325,000 Pfd. Sterl., wovon die Vorstände des College und die 385 Fellows 132,000 Pfd. Sterl. erhalten. Das Patronatsrecht erstreckt sich auf 439 Pfründen im Jahreswert von 187,660 Pfd. Sterl. Die Universitätsanstalten sind hier zahlreicher und reichlicher ausgestattet als in Cambridge. Das Bodleian Library, 1602 gestiftet, enthält 300,000 Bände nebst einer Gemäldesammlung, und neben ihm bestehen die Universitätsbibliothek im Taylor Institute, die von Radcliffe gegründete Bibliothek (1737-49 erbaut). Die University Galleries, 1845 eröffnet, enthalten reiche Kunstschätze, einschließlich vieler Originalzeichnungen von Raffael und Michelangelo, und in Verbindung mit denselben steht die von Ruskin 1872 gegründete Kunstschule. Das University Museum (1855-59 erbaut) enthält naturwissenschaftliche Sammlungen; neben demselben steht ein Laboratorium. Erwähnung verdienen ferner das Ashmolean Museum mit einer Kuriositätensammlung; das Sheldonan Theatre, wo die Universitätsfeierlichkeiten stattfinden; die beiden Sternwarten; die Universitäts- (Clarendon-) Presse; der botanische Garten.

Von den Colleges ist das 1249 gestiftete University College das älteste, Kehle College (1869 gestiftet) das jüngste, aber Christ Church College bei weitem das bedeutendste. Von Kardinal Wolsey 1532 gegründet, wurde es von Heinrich VIII. 1546 mit glänzender Freigebigkeit ausgestattet. Den Eingang zu ihm bildet das nach der im Turm hängenden großen Glocke genannte "Tom gate". Hier, wie in den meisten andern Colleges, sind die ursprünglichen Bauten durch andre Architekten vielfach erneuert oder erweitert worden, so daß neben dem gotischen Stil auch vielfach die Renaissance zur Geltung kommt. Balliol College, obgleich bereits 1268 gegründet, ist in seinen Gebäuden fast ganz neuen Ursprungs. Die Kapelle von Exeter College ist eine Nachahmung der Sainte Chapelle, von G. Scott; Merton College (1264 gestiftet) hat im Mob-Court einen der schönsten Höfe Oxfords; Magdalen College (spr. módlen, 1458 gestiftet) zeichnet sich durch seinen schönen gotischen Turm und seine Gärten am Ufer des

^[Abb.: Wappen von Oxford.]