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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Paeōnia; Páolo; Päon; Päonĭenporzellan; Päōnĭer; Päonīn; Päonios; Papa; Pápa; Papabĭles; Papageien

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Paolo - Papageien.

nannt wurde, verließ er 1796 zum zweitenmal die Insel, reiste nach London und trug dem Parlament seine Klagen vor, konnte aber nichts erreichen. Er starb 5. Febr. 1807 in einem Dorf bei London. Seinem Vaterland vermachte er ansehnliche Summen zur Verbesserung des öffentlichen Unterrichts. Sein Leben beschrieben Arrighi (Par. 1843, 2 Bde.), Klose (Braunschw. 1853) u. Bartoli (Ajaccio 1867).

2) Betty, Pseudonym, s. Glück 2).

Páolo (Paul, Pauliner), Silber- und Rechnungsmünze des ehemaligen Kirchenstaats, = 10 Bajocchi oder 1/10 Skudo = 0,433 Mark.

Päon, s. v. w. Päan (s. d.); sodann in der Metrik ein viersilbiger Takt (Versfuß), aus einer langen und drei kurzen Silben bestehend, der in vierfacher Form vorkommt: ‒⏑⏑⏑ (erster P.), ⏑‒⏑⏑ (zweiter), ⏑⏑‒⏑ (dritter), ⏑⏑⏑‒ (vierter P.).

Paeōnia Tournef. (Päonie), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, Stauden, selten Halbsträucher oder Sträucher, mit wechselnden, ein- bis dreifach dreispaltigen Blättern, großen, einzeln gipfelständigen, roten oder weißen Blüten, vielsamigen, aufspringenden Kapseln und kugeligen, glänzenden Samen. P. peregrina Mill. (P. officinalis L., Pfingstrose, Gichtrose), mit unterirdischem, kurzem, walzenförmigem, knollig verdicktem Wurzelstock, 30-60 cm hohen Stengeln, doppelt dreizähligen, fast lederartigen, kahlen Blättern, gestielten, 5-8 cm im Durchmesser haltenden, karminroten Blüten und von der Mitte an auswärts gekrümmten Kapseln, wächst in Südeuropa und wird in zahlreichen Varietäten, auch mit gefüllten Blüten, als Zierpflanze kultiviert. Wurzel und Samen waren früher offizinell; die letztern werden auf Schnuren gereiht und kleinen Kindern um den Hals gehängt, weil sie, wie man irrtümlich glaubt, das Zahnen erleichtern. Im Altertum galt die Päonie als Schutzmittel gegen die Neckereien der Faune (s. Faunus). Die Blumenblätter benutzt man ihrer Farbe wegen zu Räucherpulver. P. tenuifolia L., mit mehrfach fiederteiligen Blättern mit schmal linealen, spitzen Abteilungen und mit tiefroten Blüten, wächst im südlichen Rußland, in Ungarn und in der Türkei und wird, wie auch P. albiflora Pall., 40-60 cm hoch, mit zweimal dreizähligen, stark glänzenden Blättern und weißer Blüte, im südlichen Sibirien, und namentlich P. Moutan Sims. (P. arborea Don.), 1-2 m hoch, mit braunem, rundlichem Stengel, der im Alter mit einer schelferigen Rinde umgeben ist, zweimal dreiteiligen oder dreispaltigen Blättern und fünf- bis zehnblätteriger Blumenkrone, in zahlreichen, auch gefüllten Varietäten als Zierpflanze kultiviert. Die schönsten mit sehr großen Blüten wurden von Fortune aus China und v. Siebold aus Japan eingeführt.

Päonĭenporzellan, das in China gewöhnliche, mit Blau, Marsrot und mattem Golde dekorierte Geschirr, dessen Blumenschmuck aus Päonia und Chrysanthemum besteht. Das P. wurde von den Japanern nachgeahmt und kommt auch in Persien vor.

Päōnĭer (Paeŏnes), Name eines im Altertum in Thrakien und Makedonien verbreiteten Volkes, dessen Stammheros Päon bald ein Sohn des Äoliden Endymion, bald ein Sohn Poseidons und der Helle genannt wird, während es nach seiner eignen Nationalsage von den troischen Teukrern abstammte. Die P., vermutlich Phryger, wurden 513 v. Chr. von den Persern unterworfen und zu einem großen Teil nach Kleinasien verpflanzt.

Päonīn, s. v. w. Korallin, s. Rosolsäure und Phenylfarbstoffe.

Päonios (Paionios), griech. Bildhauer des 5. Jahrh. v. Chr., schuf nach dem Bericht des Pausanias die den Rossewettkampf zwischen Pelops und Önomaos darstellende, zum großen Teil wieder aufgefundene Gruppe im östlichen Giebelfeld des Zeustempels in Olympia (s. Tafel "Bildhauerkunst III", Fig. 4). Inschriftlich als sein Werk ist die marmorne Kolossalfigur einer als herabschwebend vom Olymp gedachten Nike, welche, von den Messeniern um 424 v. Chr. gestiftet, ebenfalls in Olympia gefunden worden ist (s. Tafel "Bildhauerkunst III", Fig. 3). Die freie, schwungvolle Komposition der Figur, die großartige Behandlung der Körperformen und der Gewandung deuten auf den Einfluß des Pheidias, insbesondere der Parthenonskulpturen. Die Figuren am Zeustempel sind dagegen viel artistischer und befangener. Die Inschrift an dem 6 m hohen, dreiseitigen Postament gedenkt auch der Beteiligung des P. an den Skulpturen des Zeustempels, doch so unbestimmt, daß einige Forscher dem P. die altertümlichen Figuren der Giebelgruppe abgesprochen und seinen Anteil auf die beiden Weihkessel an den Enden und eine Nike auf der First des Giebeldaches beschränkt haben. Vgl. Brunn, P. und die nordgriechische Kunst (Münch. 1872).

Papa, s. v. w. Vater; in der griechischen Kirche (pappas) Bezeichnung für alle (namentlich höhere) Geistlichen; in der lateinischen Kirche s. v. w. Papst. Diesen Titel legte sich zuerst Papst Siricius (s. d.) bei.

Pápa (spr. pāpă), Stadt im ungar. Komitat Veszprim, an der Bahnlinie Raab-Stein am Anger, mit schönem Schloß des Fürsten Esterházy, hübscher kath. Pfarrkirche, 3 Klöstern und 2 Synagogen, hat (1881) 14,654 ungar. Einwohner, Papier-, Steingut-, Thonpfeifen- und Tuchfabrikation, eine reformierte juridische und theologische Lehranstalt samt Lehrerpräparandie, ein katholisches Untergymnasium, eine Irrenanstalt und ein Bezirksgericht. Hier 12. Juni 1809 Avantgardegefecht zwischen Franzosen und Österreichern.

Papabĭles (lat.) werden diejenigen genannt, welche Aussichten haben, bei der Papstwahl die für die Erhebung auf den Stuhl Petri notwendige Stimmenanzahl zu erhalten (s. Papstwahl).

Papageien (Psittaci, hierzu Tafeln "Papageien I und II"), Ordnung der Vögel, kräftig gebaute Klettervögel mit großem Kopf, kurzem und hohem, im Halbkreis gebogenem und gezahntem Oberschnabel, welcher an seiner Wurzel mit einer Wachshaut bedeckt ist und mit langer, hakenförmiger Spitze den breit abgestutzten Unterschnabel überragt, kurzer, fleischiger Zunge, bis zur Ferse befiederten Schienen, kurzen Läufen und paarzehigen Füßen, welche handartig zum Ergreifen der Nahrung benutzt werden und mit kräftigen, stark gekrümmten, spitzigen Krallen an den Zehen bewaffnet sind. Das lebhaft gefärbte, vorherrschend grüne, oft sehr bunte Gefieder ist mit einer verhältnismäßig geringen Zahl großer, zerstreut stehender Konturfedern ausgestattet, zwischen denen sich häufig dichte, oft lebhaft gefärbte Daunen finden. Die Flügel sind mittelgroß und kräftig.

Die P. fliegen teilweise sehr geschickt und schnell, teilweise aber langsam und schwerfällig; sie klettern mit Beihilfe ihres ungemein beweglichen Schnabels ebenso sicher wie behend von Zweig zu Zweig, gehen auf dem Boden teilweise unbeholfen, während manche Arten sehr schnell und geschickt laufen. Ihre Sinnesorgane sind gut entwickelt, auch besitzen sie ein treffliches Gedächtnis, sind gelehrig und leicht zähmbar; ihre geistigen Eigenschaften werden von manchen Forschern sehr hoch geschätzt und in gewissem Sinn