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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Parabāse; Parābel

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Parabase - Parabel.

horizontalen Mergel-, Thon- und Sandsteinschichten gebildete Serra de Ereré (bis 280 m hoch) das Nordufer des Flusses, und auch im Norden und Süden treten Hügel auf, wie namentlich der im Lorquinberg 400 m hohe, die Wasserscheide gegen Guayana bildende Höhenzug, der im O. als Tumac Humac-Gebirge bekannt ist. Der Hauptstrom der Provinz ist der Amazonenstrom, der innerhalb derselben den Tapajoz und Xingu von S. aufnimmt, und der durch mehrere Kanäle mit dem Rio P. (dem untern Tocantins) in Verbindung steht (s. Karte "Brasilien"). Grenzflüsse sind der kataraktenreiche Oyapocy und der Gurupy. Seen und Sümpfe sind an der Küste wie in der Nähe des Amazonenstroms häufig, und während der Regenzeit überschwemmen die meisten Flüsse die umliegende Landschaft. Das Innere besteht fast ganz aus Urwäldern, und nur im O. kommen ausgedehntere Campos vor. Die Vegetation ist höchst üppig und der Reichtum an organischen Produkten ungemein groß. Namentlich liefern die Wälder neben vorzüglichem Nutzholz noch Kautschuk, Paránüsse, wilden Kakao, Nelkenzimt und andre Gewürze sowie zahlreiche Arzneipflanzen. Nicht minder reichhaltig ist die Fauna vertreten und zwar durch Herden von Bisamschweinen, durch Jaguare, Tapire, Rehe, Gürteltiere, Ameisenfresser, Faultiere, zahlreiche Affenarten, Manatis und Delphine, eine Menge verschiedener Vögel und Fische, Schildkröten, Schlangen, blutsaugende Insekten etc. Das Klima ist ein rein tropisches und regenreiches, doch an der Küste durch regelmäßige Ost- und Nordostwinde gemildert. Die Nächte sind bei starkem Taufall frisch. Fieber sind in den sumpfigen Gegenden häufig, und das gelbe Fieber ist in den Küstenorten ein oft gesehener Gast. Die Bevölkerung betrug 1882: 343,511 Seelen, darunter 23,511 Sklaven. Das indianische Element ist vorherrschend. Die weißen Nachkommen der Portugiesen leben großenteils in den wenigen Städten. Die Neger findet man in größerer Zahl nur in der Nähe der Küste. Landbau und Viehzucht sind vernachlässigt; Mais, Maniok und einige andre Pflanzen werden angebaut, doch bezieht die Provinz den größten Teil ihrer Lebensmittel von außerhalb. In der Nähe des Meers sind auch die Fischerei und der Schildkrötenfang von Bedeutung. Bergbau wird nicht getrieben, und die geringe Industrie beschränkt sich auf die Hauptstadt. Dagegen werden die Waldprodukte eifrig ausgebeutet, so daß die Ausfuhr sich wesentlich auf Kautschuk, Kakao, Paránüsse und Rehhäute beschränkt. Den Handel erleichtern die schiffbaren Flüsse und namentlich der von zwei Dampfschiffsgesellschaften befahrene Amazonenstrom und der Tocantins. Eisenbahnen sind erst projektiert, und die einzige Fahrstraße ist die von Pará nach Bragança (171 km).

Die gleichnamige Hauptstadt (auch Belém do Grão P.) liegt an der Mündung des Guandú in den Amazonenstrom, 110 km vom Atlantischen Ozean. Sie hat breite, regelmäßig angelegte und mit Gas beleuchtet Straßen, weiß getünchte, teils zwei- und dreistöckige Häuser, zahlreiche Kirchen und schattige Alleen von Woll- und Brotfruchtbäumen und stolzen Königspalmen. Pferdebahnen verbinden die Stadt mit dem Largo de Nazareth und dem Boulevard da Camara Municipal. Unter den öffentlichen Gebäuden ragen hervor die 1720 erbaute Kathedrale, der Regierungspalast, das Theater und ein Arsenal. An Bildungsanstalten besitzt die Stadt ein Seminar, ein Lyceum, eine öffentliche Bibliothek und ein Museum. Handel bildet die Hauptbeschäftigung der 40,000 Einw. Schiffe von 6,8 m Tiefgang gelangen zu jeder Zeit in den von Kais gebildeten Hafen. Die Ausfuhr (vorwiegend Kautschuk, Kakao u. Paránüsse) belief sich 1885 auf 31 Mill. Milreis. An industriellen Anstalten verdienen Erwähnung die Schiffswerfte, eine Lichtezieherei und eine Sägemühle. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Die Stadt entstand aus einem 1616 angelegten portugiesischen Fort, bei welchem bald darauf Kapuziner eine Mission gründeten.

Parabāse (griech.), in der alten griech. Komödie die gewöhnlich in der Mitte des Stücks eingeschaltete, außer Zusammenhang mit der Fabel desselben stehende Ansprache des Chors an das Publikum (s. Chor, S. 71); wurde von Platen in seinen satirischen Komödien ("Der romantische Ödipus" etc.) auch im Deutschen nachgebildet. Vgl. Agthe, Die P. (Altona 1866 u. 1868).

Parābel (griech., "Vergleichung", Gleichnis), in der Poetik diejenige Form des moralisch-didaktischen Gleichnisses, welche ihr veranschaulichendes Bild aus dem Menschenleben entlehnt. Dieselbe hat den Lehrzweck mit allen übrigen Formen der didaktischen Poesie, dagegen im Unterschied von der Paramythie (s. d.), welche eine theoretische Wahrheit veranschaulicht, die Verbildlichung einer moralischen Wahrheit mit der (Äsopischen) Fabel gemein, unterscheidet sich aber von dieser dadurch, daß die letztere ihr Gleichnis aus dem Untermenschlichen (Tier- und Pflanzenleben) entlehnt. Während in der Fabel Menschliches unter dem Bild eines Tierischen oder Pflanzlichen, wird in der P. ein Menschliches unter dem Bild eines andern Menschlichen dargestellt, daher in der Fabel der Kontrast, in der P. dagegen die Ähnlichkeit größer ist, jene folglich (nach Lessing) schlagender erscheint. Musterparabeln sind die neutestamentlichen Gleichnisse (z. B. der verlorne Sohn); die berühmte P. des Menenius Agrippa gehört streng genommen zu den Fabeln, weil sie Menschliches (das soziale Verhältnis der Bürger im Staat) mit Tierischem (dem Verhältnis der Leibesglieder zum Lebenszentrum) vergleicht.

In der Geometrie heißt P. derjenige der drei Kegelschnitte (s. d.), dessen numerische Exzentrizität ε = 1 ist. Sie besteht aus einem Zweig, der sich nach einer Seite hin ins Unendliche erstreckt, u. wird durch eine Gerade die Achse AX (s. Figur), in zwei symmetrische Hälften geteilt. Der Schnittpunkt mit der Achse ist der Scheitel A. In rechtwinkeligen Koordinaten AM = x und MP = y ist y² = 2px die Gleichung der P., unter p die Brennpunktsordinate verstanden. Für den Brennpunkt F ist AF = ½ p, und ebenso groß ist die Entfernung AF'. Die in F' auf der Achse errichtete Senkrechte heißt die Direktrix der P. Jeder Punkt P der P. ist gleichweit entfernt von der Direktrix und dem Brennpunkt: LP = F'M = dem Lichtstrahl ^[richtig: Leitstrahl] (Radius vector) FP. Diese Eigenschaft gestattet die Konstruktion beliebig vieler Punkte, wie die Figur andeutet (FP = F'M, FP' = F'M', FP'' = F'M''). Die Tangente bildet mit der Achse und dem Leitstrahl des Berüh-^[folgende Seite]

^[Abb.: Parabel]