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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Paraná; Paranaguá; Paranahyba; Paranapanema; Paränese; Parangon; Paranoa; Paranomie; Paránußöl; Paranymphos

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Paraná - Paranymphos.

ter südlichen Lauf an, scheidet die Provinzen São Paulo und Mato Grosso, sodann die Republik Paraguay von Brasilien und von der Argentinischen Konföderation und fließt darauf bis zu seiner Vereinigung mit dem Rio Paraguay (oberhalb Corrientes) westlich, dann südsüdwestlich durch die La Plata-Staaten, bis er zuletzt südöstlichen Lauf einschläft und sich mit dem Uruguay oberhalb der Stadt Buenos Ayres zum La Plata (s. d.) vereinigt. Der P. hat eine Stromlänge von 3282 km, ein Stromgebiet von 2,880,000 qkm (52,300 QM.) und gehört somit zu den bedeutendsten Strömen der Erde. Er bildet den Abzugskanal aller Gewässer, welche von den in weitem Bogen herumziehenden Bergketten West- und Südbrasiliens, des Hochlandes von Bolivia und der Andes herabströmen. In seinem Oberlauf erhält er die wichtigsten Zuflüsse (den Tiete, Paranapanema, Ivahy) von rechts. Unterhalb einer 90 km langen Insel bildet er seinen ersten Wasserfall, den berühmten Salto Guaira (24° 5' südl. Br.). Weiter unterhalb, ehe er die Cordillera de los Montes (Gebirge Maracayu) erreicht, ist er an 4000 m breit und selbst bei mittlerer Wasserhöhe sehr tief; plötzlich aber verengert er sich zu einem Kanal von nicht mehr als 60 m Breite, stürzt sich 17 m hoch schräg mit ungeheurer Gewalt in die Tiefe hinab und strömt die ganze 120 km lange Strecke bis zur Einmündung des Iguassu zwischen steilen Felsenufern, welche sein Bett bis auf 100 m verengern, dahin. Nach weitern 540 km bildet ein Riff im Flußbett, bei der Insel Apipe, eine bedeutende Stromschnelle. Bis hierher strömt der Fluß durch bewaldetes Bergland, aber von hier an bis zur Mündung ist sein rechtes Ufer flach, während das linke von 10 bis 60 m hohen Barrancas eingefaßt wird. Da, wo der Paraguay sich mit dem P. vereinigt, ist dieser an 300 m breit. Unfern Santa Fé empfängt der P. einen zweiten großen Nebenfluß, den Rio Salado (s. d.). Bei San Pedro (33° 40' südl. Br.) fängt das von zahlreichen Flußarmen durchschnittene Delta des P. an. Das Wasser des P. zeichnet sich durch seine Wärme aus. Er ist sehr reich an Inseln, die er während seiner Anschwellungen häufig zerstört und dafür neue bildet. Diese Anschwellungen werden verursacht durch den Regenfall im Quellgebiet des Flusses und durch die Schneeschmelze in den Andes, sind daher nicht sehr regelmäßig; doch ist der Wasserstand im allgemeinen von Juli bis Ende September am tiefsten, im Februar und März am höchsten. Bei der Stadt Paraná beträgt der Unterschied zwischen den beiden Wasserständen im Mittel 3,7 m. Da die Ufer unterhalb der Stromschnellen von Apipe ganz flach sind, so verursachen diese Anschwellungen häufig großartige Überschwemmungen. Das Gefälle des Stroms ist sehr gering, unterhalb Asuncion nur 77 mm auf das Kilometer. Die Wassermasse, die er in den La Plata ergießt, soll in der Minute 1¼ Mill. cbm betragen. Die vornehmsten an dem P. gelegenen Städte sind: Corrientes, Santa Fé, Paraná und Rosario, sämtlich zu den argentinischen Staaten gehörig. Bis zur Mündung des Paraguay (1135 km) ist der P. für Schiffe von 2 m Tiefgang das ganze Jahr hindurch schiffbar, von da bis zur Mündung des Iguassu (745 km) wegen der Stromschnellen von Apipe nur bei hohem Wasserstand. Bei der weiten Verzweigung seines Stromgebiets und seiner leichten Schiffbarkeit hat der P. eine große Zukunft und verspricht der Weg zu werden, auf welchem die Zivilisation später in jetzt noch ganz unbekannte Wildnisse vordringen wird. Vgl. Hutchinson, The P. (Lond. 1868). S. Karte "Brasilien".

Paraná, Küstenprovinz im südlichen Brasilien, umfaßt 221,319 qkm (4019 QM.) und besteht aus einem tropischen Küstenstrich und einem jenseit der Serra do Mar (Paßhöhe 900 m) gelegenen, vorwiegend aus Sandstein gebildeten Hochland, aus welchem vereinzelte Bergzüge hervorragen. Die Küstenhänge sind dicht bewaldet, im Innern aber herrschen Campos vor; doch sind auch Pinhaes von Araukarien häufig, die nicht nur Bauholz in Menge, sondern auch das wichtigste Landesprodukt, den Paraguaythee, liefern. Eisenerz, Quecksilber (am Iguassu) und Gold sind gefunden worden. An schiffbaren Flüssen ist trotz der guten Bewässerung Mangel. Die Schiffahrt auf dem westlichen Grenzfluß, dem Parana, unterbrechen die Guairafälle. An der Küste sind Wechselfieber und das gelbe Fieber häufig, das Klima des Hochlandes aber ist Europäern recht zuträglich. Die Provinz hatte 1872: 126,722 Einw. (mit Einschluß von 10,560 Sklaven), 1885: 215,000 Einw. Im Innern wohnen noch Indianer, namentlich die kriegerischen Coroada und den Guarani angehörige, friedliche Stämme. Auch Deutsche (20,000) und Italiener sind in jüngerer Zeit vielfach eingewandert. Landbau, Viehzucht und Industrie sind noch wenig entwickelt. An der Küste baut man Zucker, Tabak und Kaffee, auf dem Hochland Getreide, Kartoffeln und Gemüse. Hauptstadt ist Curitiba, von wo eine Eisenbahn nach dem Hafenort Paranagua (s. d.) führt. S. Karte "Brasilien".

Paraná, Stadt, s. Bajada del Paraná.

Paranaguá, anmutige Hafenstadt in der brasil. Provinz Paraná, an der gleichnamigen Bai des Atlantischen Ozeans, mit der Hauptstadt Curitiba durch Eisenbahn verbunden, hat 4 Kirchen, ein Theater, Zollamt, lebhaften Handel und 5000 Einw. 1883 liefen 383 Schiffe ein. Die Ausfuhr nach dem Ausland belief sich 1882-83 auf 2,467,579 Milreis (wovon auf Paraguaythee 2,436,642 Milreis kamen), die Einfuhr nur auf 581,741 Milreis, während im Küstenhandel Waren im Wert von 133,503 Milreis aus- und von 3,881,551 Milreis eingeführt wurden. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Vgl. Platzmann, Aus der Bai von P. (Landschaftsschilderungen, Leipz. 1872).

Paranahyba, einer der Quellflüsse des Paraná, entspringt als Corumba am Südabhang des Pireneos in der brasil. Provinz Goyaz und vereinigt sich nach einem 700 km langen, meist südwestlichen Lauf und nach Bildung mehrerer Katarakte mit dem Rio Grande zum Paraná (s. d.).

Paranapanema, linker Nebenfluß des Paraná in Brasilien, entspringt am Westabhang der goldreichen Serra do Paranapiacaba an der Küste der Provinz São Paulo und bildet in seinem Unterlauf die Grenze zwischen den Provinzen São Paulo und Paraná. Seine Länge beträgt 480 km.

Paränese (griech.), Ermunterung, Warnung, Rat; ermahnende Rede; Nutzanwendung einer Predigt. Daher paränetische Schriften, Schriften ermahnenden, demnach moralischen Inhalts.

Parangon (span.), s. Diamant, S. 931.

Paranoa (griech.), Verrücktheit, primäre Verrücktheit; s. Geisteskrankheiten, S. 36.

Paranomie (griech.), Gesetzwidrigkeit.

Paránußöl (Brasilnußöl), aus der Paránuß, der Frucht von Bertholletia excelsa, gewonnenes fettes Öl, ist blaßgelb, geruchlos, leicht löslich in kochendem Alkohol, erstarrt bei 0°, enthält Stearin, Palmitin, Olein. Die Ausbeute beträgt 50 Proz.

Paranymphos (griech.), bei den alten Griechen der Brautführer, s. Hochzeit, S. 598.