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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Parodoi - Parotis.

wirken. Als Erfinder der P. wird Hipponax (530 v. Chr.) genannt; mit Meisterschaft wußte sie Aristophanes (gegen Euripides) zu handhaben. Unter den neuern Nationen erhielt die P. besonders bei den Franzosen (Scarron) Beifall. Deutsche Parodien schrieben Mahlmann ("Herodes vor Bethlehem", auf Kotzebues "Hussiten vor Naumburg"), Röller ("Der Kaffee", auf Schillers "Glocke") u. a. Vgl. Delepierre, La parodie chez les Grecs, les Romains, chez les modernes (Lond. 1871).

Parodoi hießen im griech. Theater die zur rechten und linken Seite zwischen dem Zuschauerraum und dem Bühnengebäude gelegenen zwei Haupteingänge. Sie wurden nicht nur von den Zuschauern benutzt, um zu ihren Sitzen zu gelangen, sondern durch sie hielt auch der Chor seinen Einzug in die Orchestra. Danach hieß dann Parodos das erste Auftreten des Chors, wie das erste Lied, mit welchem derselbe in die Orchestra einzog, und an welchem der ganze Chor beteiligt war. Bald wurde dann jeder erste Gesang des Chors, selbst wenn er nicht im Einziehen gesungen wurde, mit jenem Namen bezeichnet.

Parökīe (griech.), Niederlassung eines Fremden auf einem Staatsgebiet ohne Staatsbürgerrecht.

Parōle (franz., "Wort"), im Kriegswesen die öfters mit dem Aufziehen der Wache (Wachtparade) verbundene Versammlung aller Offiziere und Unteroffiziere der Garnison oder bloß der Adjutanten und Feldwebel zur Ausgabe der täglichen Befehle (Parolebefehl). Daher sagt man auch: "zur P. gehen". Im Wachtdienst das den Rondeoffizieren, Patrouillenführern etc. mitgeteilte und abverlangte Erkennungswort, meist Name einer Stadt. S. Feldgeschrei.

Parole d'honneur (franz., spr. paroll donnör), Ehrenwort, auf Ehrenwort!

Paroli (span.), im Pharospiel Bezeichnung für eine Karte, die vom Besitzer, nachdem sie gewonnen hat, durch Aufwärtsbiegen einer Ecke bezeichnet wird, was andeutet, daß er auf das Inkasso des Gewinns vorläufig verzichtet, denselben vielmehr mit dem ursprünglichen Satze zusammen aufs Spiel setzt. Gewinnt das P., so erhält der Spieler von der Bank das Dreifache des ursprünglichen Satzes. Hiervon die sprichwörtliche Redensart: jemand ein P. biegen (auch bieten), jemandes Pläne durch unvermutete Maßnahmen vereiteln.

Parömīe (griech.), Sprichwort, Sinnspruch; Parömiolog, einer, der sich mit Sprichwörtern beschäftigt (vgl. Parömiographen).

Parömĭographen (griech.), in der spätern griech. Litteratur die Sammler der alten griechischen Sprichwörter. Die bedeutendsten sind Zenobios und Diogenianos (2. Jahrh. n. Chr.), Gregorios aus Cypern, um 1283 Patriarch von Konstantinopel, und Michael Apostolios aus Byzanz, der 1450 nach Italien flüchtete. Vgl. Gaisford, Paroemiographi graeci (Oxford 1836); Leutsch und Schneidewin, Corpus paroemiographorum (Götting. 1839-51, 2 Bde.); Crusius, Analecta critica ad paroemiographos graecos (Leipz. 1884).

Paromologīe (griech.), rhetor. Figur, bestehend in einem scheinbaren Zugeständnis, das man dem Gegner nur macht, um ihn ad absurdum zu führen.

Paromöon (griech.), Redefigur: Wiederholung derselben Wörter oder Gebrauch mit denselben Buchstaben beginnender Wörter hintereinander, wie: Sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant ("Knaben sind Knaben und treiben als Knaben Knabenhaftes").

Parönĭen (griech.), Trinklieder.

Paronomasīe (griech., lat. Annominatio), eine Redefigur, beruhend auf der Zusammenstellung zweier Wörter von demselben Stamm, aber verschiedener Gattung (z. B. Schlachten schlagen), oder zweier gleich oder ähnlich lautender, aber der Bedeutung nach verschiedener Wörter (z. B. bei Schiller: "Der Rheinstrom ist geworden zu einem Peinstrom"); auch Anspielung auf einen Namen (z. B.: "Er läßt sich nennen den Wallenstein; ja, freilich ist er uns allen ein Stein des Anstoßes etc.").

Paronychĭa (griech.), Entzündung, Wucherung und Vereiterung der den Nagelfalz bildenden Hautpartie.

Paronychĭeen, Unterfamilie der Karyophylleen (s. d.).

Paronyma (griech.), die von einem Wort abgeleiteten oder gebildeten, mithin stammverwandten Wörter, z. B. eques, equus; reden, Rede, Redner. Paronymik, Lehre von der Ableitung der Wörter.

Paropamīsos (richtiger Parapanisos), bei den alten Geographen Name des Hindukusch (s. d.); Paropamisadä, unter den Seleukiden eine Satrapie, welche beide Abhänge des Gebirges umfaßte und Ortospana (Kabul) zur Hauptstadt hatte.

Parorarĭa, Dominikanerfink, s. Kardinal.

Paros, Insel im Ägeischen Meer, zum griech. Nomos der Kykladen gehörig, westlich von Naxos, schon im Altertum wegen ihres ausgezeichnet schönen weißen Marmors (parischer Marmor) berühmt, hat einen Flächenraum von 165 qkm (2,99 QM.) mit (1879) 6885 Einw. In der Mitte erhebt sich der 771 m hohe St. Eliasberg (der alte Marpessa), an dessen Nordseite unweit des Klosters H. Minas die Lagerstätte des kostbaren, bis jetzt noch unerschöpften Marmors sich befindet, der jetzt wieder von einer athenischen Aktiengesellschaft ausgebeutet wird; eine Eisenbahn verbindet die Brüche mit dem Hafen von Parikia. An Wasser fehlt es der Insel, welche daher nur wenig bebaut ist, aber doch jährlich ca. 650,000-750,000 kg Wein, 13,000 kg Feigen und 6500 kg Wolle ausführt. Hauptstadt ist Parikia (Parökia), an der Stelle der alten Stadt P., an der Nordwestküste, mit (1879) 2207 Einw., einem kleinen Hafen, einem Schloß und einer Kirche (beide mit reichem antiken Säulenschmuck). Ein andrer Hafenplatz ist Naussa an der Nordküste (1168 Einw.). P. ist das Vaterland des Dichters Archilochos und des Malers Polygnotos. Unweit südwestlich davon liegt die Insel Antiparos (s. d.). - Anfangs von Kretern, dann von Ioniern bewohnt, gelangte die Insel durch Handel und Schiffahrt früh zu Wohlstand und Ansehen und sendete bald auch Kolonien aus, wie nach Thasos, Pharos etc. Zur Zeit des ionischen Aufstandes erscheint P. unter der Hegemonie von Naxos, ward dann wieder selbständig, verteidigte sich 489 v. Chr. mit Erfolg gegen Miltiades, mußte aber nach den Perserkriegen Athens Oberherrschaft anerkennen und war eine der bedeutendsten Inseln des attischen Seebundes, die den höchsten Tribut (30 Talente) zahlte. Nach Alexander kam es unter ägyptische Herrschaft, dann wieder an Athen und zuletzt an die Römer. 1207 wurde es zum Herzogtum Naxos geschlagen. In der Folge kam es als Mitgift an das Haus Sommariva, im 15. Jahrh. an das Haus Venier und schließlich an die Türken. Am 10. Juli 1651 wurden die Türken bei P. zur See von den Venezianern unter Mocenigo geschlagen. An Griechenland kam die Insel im griechischen Freiheitskampf. P. ist noch merkwürdig als Fundort des sogen. "Arundelischen Marmors" (s. Arundel). Vgl. Roß, Reisen auf den griechischen Inseln des Ägeischen Meers, Bd. 1 (Stuttg. 1840).

Paroskōp (griech.), s. Wetterglas.

Parōtis (griech.), s. Ohrspeicheldrüse.