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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Parthien

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Parthien.

veröffentlichte er: "De Philis insula ejusque monumentis" (Berl. 1830); "Das alexandrinische Museum" (das. 1838); "Vocabularium coptico-latinum" (das. 1844); "Zur Erdkunde des alten Ägypten" (das. 1859); "Das Orakel und die Oase des Ammon" (das. 1862); "Ägyptische Personenname bei den Klassikern, in Papyrusrollen auf Inschriften" (das. 1864); "Zwei griechische Zauberpapyri des Berliner Museums" (das. 1866); "Die thebanischen Papyrusfragmente im Berliner Museum" (das. 1869) u. a.

Parthien, bei den Alten im weitern Sinn das Land zwischen dem Euphrat und Oxus, dem Kaspischen und Indischen Meer; im engern Sinn das von den Parthern ursprünglich bewohnte Land, welches, im W. von Medien, im N. von Hyrkanien, im O. von Ariana und Margiana, im S. von der Karamanischen Wüste begrenzt, Teile der heutigen Landschaften Chorasan und Kohistan umschloß. Das Land ist gebirgig, steinig, wasserarm und nur zu Weiden geeignet; die Flüsse versiegen meist im Sand; alles Eigenschaften, die nach S. hin zunehmen. Es ist ein Übergangsland, und zwar das einzige für größere Massen gangbare zwischen dem Osten u. Westen Irans. Das wichtigste Erzeugnis des Landes waren Pferde, wie denn auch die Bewohner als tüchtige Reiter in Ruf standen. Hauptstadt war Hekatompylos im N. S. Karte "Reich Alexanders d. Gr."

Die Parther sind turanischer Abstammung und vermutlich in Iran eingewandert, wo sie die arische Sprache annahmen. Sie waren ein tapferes Nomadenvolk, dessen Reiterscharen sich im Gebrauch von Lanze und Bogen auszeichneten. Sie waren zuerst den Assyrern unterworfen, dann dem medischen und persischen Reich. Als die Macht dieses Reichs durch Alexander d. Gr. gebrochen war und die Kämpfe der Diadochen die Bildung neuer Reiche zur Folge hatten, kamen sie unter die Herrschaft der Seleukiden, fielen aber, als unter Antiochos Theos die Auflösung des syrischen Reichs begann, von denselben ab und gründeten unter Arsakes I., welcher seinen Ursprung von dem altpersischen Königsgeschlecht herleitete, 256 v. Chr. ein selbständiges Reich mit der Hauptstadt Hekatompylos. Unterstützt von den Magiern, welche den altpersischen Feuerdienst wiederherstellen, erweiterte Arsakes sein Reich durch Eroberungen bis zum Indus im O. und bis an das Kaspische Meer im W. Sein Nachfolger war 253 sein Bruder Arsakes II. Tiridates, welcher sich mit Erfolg der Angriffe seitens der syrischen Könige erwehrte. Er starb 216. Sein Sohn Arsakes III. Artabanos I. behauptete nach Räumung Mediens gegen Antiochos III. von Syrien zuletzt durch Vertrag sein übriges Reich; starb 196. Arsakes IV. Phriapatios hinterließ 181 nach friedliche Regierung das Reich seinem Sohn Arsakes V. Phraates I., der es durch Besiegung der Marder erweiterte und auf seinen Bruder Arsakes VI. Mithridates I. (175-136) vererbte. Dieser erhob P. rasch zu einem großen Reich durch Unterwerfung Mediens, des noch unabhängigen Restes von Hyrkanien, Baktriens und der Nachbarländer bis zum indischen Kaukasus sowie eines großen Teils des in Auflösung begriffenen syrischen Reichs. Er vertilgte die letzten Spuren hellenischer Kultur und begründete die parthische Großmacht auf der altiranischen Nationalität und Religion. Sein Sohn und Nachfolger Arsakes VII. Phraates II. beendigte die Kämpfe zwischen Syrern und Parthern durch seine Vermählung mit einer syrischen Prinzessin und fiel 127 im Kampf gegen die östlichen Barbaren. Sein Oheim und Nachfolger Arsakes VIII. Artabanos II. fand 124 im Kriege gegen die Tocharen seinen Tod. Dessen Sohn Arsakes IX. Mithridates II. rächte seine Vorgänger durch mehrere Siege über jene östlichen Barbaren und erweiterte das Reich namentlich durch Eroberungen gegen Armenien hin. Die nach seinem Tod (87) ausgebrochen Thronstreitigkeiten zwischen Arsakes X. Mnaskires (gest. 76) und Arsakes XI. Sinatroikes schwächten nicht nur die parthische Macht, namentlich Armenien gegenüber, sondern es traten zu den Verwickelungen mit diesem und Mithridates d. Gr. von Pontos neue mit Rom, infolge deren die Herrschaft der Parther große Einbußen erlitt. Der dritte Mithridatische Krieg, welcher die Römer unter Lucullus und Pompejus auch nach Mesopotamien führte, brachte dieselben zuerst mit den Parthern in feindliche Berührung, da Arsakes XII. Phraates III. den Euphrat als Grenze verlangte. Von seinen zwei Söhnen bahnte sich durch Ermordung des ältern Bruders, Arsakes XIII. Mithridates III., Arsakes XIV. Orodes I. um 60 den Weg zum Thron, welchen er 53 durch die Vernichtung des römischen Heers unter Crassus bei Carrä siegreich verteidigte. Erst Ventidius unternahm (38) einen glücklichen Rachezug gegen ihn. Zwei Jahre darauf starb der König (36). Unter Arsakes XV. Phraates IV. erlitten die römischen Waffen unter Antonius 36 von den Parthern die zweite Niederlage. Wegen seiner Grausamkeit vom Thron gestoßen, den ein Nebenbuhler, Tiridates, einnahm, vertrieb Phraates diesen zwar mit Hilfe der östlichen Barbaren wieder (24); doch fand derselbe im römischen Reich Aufnahme, und obwohl Phraates den Römern Armenien abtrat und ihnen die bei Carrä erbeuteten Feldzeichen sowie fast seine ganze Familie auslieferte, wurde er doch 4 n. Chr. gestürzt. Nach ihm brachen blutige Thronstreitigkeiten und Aufstände aus, welche das Reich zerrütteten. Erst der 19. Arsakide, Artabanos III., erlangte wieder eine dauernde Herrschaft, knüpfte mit Germanicus eine freundschaftliche Verbindung an, mußte aber, als er gegen Tiberius einen Krieg begann, flüchten, da der Kaiser ihm, unterstützt von den unzufriedenen Parthern, in Phraates und Tiridates mit Erfolg Gegenkönige entgegenstellte. Nach seinem Tod (44 n. Chr.) wurden die Könige durch die um die Herrschaft kämpfenden Parteien bald auf den Thron gehoben, bald gestürzt und regierten ohne Ruhm und Glück; die äußere Macht des Reichs schwand infolgedessen, und die Kriege mit Rom wurden entweder aus Schwäche vermieden, oder unglücklich geführt. Als Arsakes XXV. Chosroes I. seinem Neffen 114 die armenische Krone zu verschaffen suchte, ward er von Trajan besiegt und hierauf sein Nebenbuhler Parthamaspates, ein armenischer Prinz, 115 in der Hauptstadt Ktesiphon vom Kaiser gekrönt. Der friedliebende Hadrian, der sich mit der alten Reichsgrenze, dem Euphrat, begnügte, gab jedoch Chosroes sein Reich zurück. Er starb 121. Arsakes XXVI. Vologeses II. (121-150) hütete sich trotz der Vernichtung des parthischen Einflusses in Armenien, mit Rom den Kampf zu erneuern. Der lange verhaltene Groll der wiederum erstarren Parther gegen Rom brach endlich unter seinem Sohn Arsakes XXVII. Vologeses III. von neuem hervor; aber Avidius Cassius brachte die Bundesgenossen des Vologeses zum Abfall, drängte die Parther über den Tigris zurück, eroberte und zerstörte Seleukeia und plünderte die Königsburg in Ktesiphon (162-165). Armenien und Mesopotamien wurden von neuem dem römischen Reich einverleibt. Da der auf Vologeses (gest. 192) folgende Arsakes XXVIII. Vologeses IV. den