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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Parterregymnastik - Parthey.

in regelmäßigen Formen geschmückte Teil von größern Gärten; in der Baukunst die untersten, unmittelbar über dem Keller befindlichen Wohnräume (franz. rez-de-chaussée); im Theater die zu ebener Erde liegenden Zuschauerplätze, deren vorderste Reihen gewöhnlich das Parkett bilden, sowie die Zuschauer darin.

Parterregymnastik, s. Gymnastiker.

Parthe, Bergmannswerkzeug, s. Parte.

Parthe, Fluß in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, entspringt im Kolditzer Wald, fließt anfangs nordwestlich, zuletzt südwestlich und mündet nordwestlich von Leipzig in die Pleiße; 48 km lang.

Parthenay (spr. part'nä), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Deux-Sèvres, am Thonet und der Eisenbahn Loudun-Niort, mit mehreren alten Kirchen, Resten ehemaliger Befestigungswerke, Lehrerseminar, Handelskammer, Fabrikation von Porzellan, Hüten, Tuch etc., Mahlmühlen, Vieh- und Getreidehandel und (1886) 5205 Einw. P. litt viel im Vendéekrieg.

Parthenĭen, bei den alten Griechen Lieder, Hymnen u. dgl., welche an gewissen Götterfesten von Jungfrauenchören vorgetragen wurden.

Parthenĭer (griech.), Jungfernkinder oder Bastarde, die Sprößlinge der Ehen, welche während des ersten Messenischen Kriegs (743-724 v. Chr.) zwischen spartiatischen Frauen und Achäern mit Zustimmung der Könige geschlossen worden waren; da die Spartiaten nach ihrer Rückkehr vom Krieg diese Ehen nicht als rechtmäßig anerkennen wollten und die Kinder spottend P. nannten, empörten sich diese, und da die Spartiaten ihrer nicht Herr werden konnten, kam es zu einem Vertrag, wonach die P. nach Italien auswandern sollten. Unter Führung des Herakliden Phalanthos zogen sie 708 aus und gründeten Tarent.

Parthenĭos, griech. Dichter aus Nikäa in Bithynien, kam im Mithridatischen Krieg als Gefangener nach Rom, wo er nach seiner Freilassung, als Gelehrter und Dichter, namentlich von Elegien im Geiste der alexandrinischen Schule, geschätzt, angeblich bis zur Zeit des Tiberius lebte. Besonders mit dem Elegiker Cornelius Gallus befreundet, verfaßte er für denselben die von seinen Werken allein erhaltene Sammlung von 36 aus alten Dichtern, vornehmlich alexandrinischen Elegikern, geschöpften prosaischen Erzählungen von unglücklichen Liebespaaren, "Über die Leiden der Liebe" betitelt. Wertvoll für die Kenntnis der alexandrinischen Dichtung, von der sie auch Bruchstücke enthält, hat die Schrift noch ein besonderes Interesse als Vorläufer der griechischen Romanlitteratur. Beste Ausgabe von Hercher (in "Scriptores erotici graeci", Bd. 1, Leipz. 1858).

Parthenogenēse (Parthenogenĕsis, griech., Jungfernzeugung), eine Art der Fortpflanzung (s. d.), bei welcher sich das Ei ohne vorherige Befruchtung durch den männlichen Samen entwickelt. Die P., welche nicht mit der ungeschlechtlichen Vermehrung durch Knospung (s. d.) verwechselt werden darf, setzt also das Vorhandensein eines weiblichen Tiers voraus und läßt sich im Gegensatz zur gewöhnlichen oder zweigeschlechtlichen Fortpflanzung, aus der sie hervorgeht, passend als eingeschlechtliche Fortpflanzung bezeichnen. Zahlreiche Fälle von ihr sind namentlich bei Insekten und Krebsen bekannt geworden. So sind z. B. bei den Blattläusen zu gewissen Zeiten im Jahr nur Weibchen vorhanden, die sich eine Reihe von Generationen hindurch parthenogenetisch vermehren, bis endlich Männchen erscheinen und diejenigen Eier, welche den Winter zu überdauern haben, befruchtet. Ähnlich verhält es sich mit den Wasserflöhen, von denen man gleichwie von den Blattläusen mit gutem Grund annimmt, daß sie von andern Tieren abstammen, welche sich ausschließlich zweigeschlechtlich fortpflanzten. Zeitweilig parthenogenetisch sind ferner die Bienen, Wespen etc. Hier wird zwar das Weibchen (Königin) von den Männchen (Drohnen) begattet, jedoch bleibt der Same in einem besondern Behälter (receptaculum seminis) aufbewahrt und ergießt sich nur über diejenigen Eier, aus denen Königinnen und Arbeiter hervorgehen, während die Drohnen ausnahmslos von unbefruchteten Eiern abstammen. Daher ist auch eine unbegattete Königin nur zur Ablage von Eiern im stande, aus denen Drohnen werden. Auch bei Gallwespen, Blattwespen und Rindenläusen ist P. eine häufige Erscheinung, ebenso bei einigen Schmetterlingen. Eine besondere Art der P. ist die Pädogenese (Paedogenĕsis), welche gleichfalls bei Insekten (gewissen Fliegenarten) vorkommt. Hier pflanzen sich nämlich bereits die Larven fort, indem sie in einem als Anlage des Eierstocks zu deutenden Organ Eier hervorbringen, aus denen noch im Larvenleib Larven ausschlüpfen, die Mutterlarve von innen heraus aufzehren und zuletzt die Haut derselben durchbrechen, um im Freien sich entweder in gleicher Weise zu vermehren, oder zu verpuppen. Auch gewisse Fliegen legen schon als Puppen entwickelungsfähige Eier ab. Vgl. Claus, Generationswechsel und P. im Tierreich (Marb. 1858); Siebold, Beiträge zur P. der Arthropoden (Leipz. 1871); Weismann, Beiträge zur Naturgeschichte der Daphnoiden (das. 1879); Karsten, P. und Generationswechsel im Pflanzen- u. Tierreich (Berl. 1888).

Párthenōn (griech., der), Jungfrauengemach; insbesondere der Tempel der jungfräulichen Athene, der Athene Parthenos, welcher unter Perikles von den Architekten Iktinos und Kallikrates auf der Akropolis von Athen erbaut wurde und 438 v. Chr. im wesentlichen fertig war (weiteres s. Athen, S. 995).

Parthenonskulpturen, die zum Parthenon in Athen gehörigen Marmorbildwerke (Giebelfiguren, Metopen und Cellafries), welche meist von Lord Elgin (s. d. 1) nach England überführt worden sind und sich jetzt im Britischen Museum zu London befinden. Vgl. auch Bildhauerkunst, S. 938.

Parthenŏpe, dichterische Bezeichnung für die Stadt Neapel nach einer Sirene gleiches Namens, deren Grabmal sich daselbst befand.

Parthenopēische Republik, Name des republikan. Staats, in welchen das Königreich Neapel nach seiner Eroberung durch die Franzosen unter Championnet 23. Jan. 1799 umgewandelt wurde; die Benennung ward nach dem ältesten Namen Neapels, Parthenope, gewählt. Kardinal Ruffo machte schon 21. Juni der Parthenopeischen Republik nach fünfmonatlichem Bestehen ein Ende. Vgl. Sizilien (Geschichte) und Pahl, Geschichte der Parthenopeischen Republik (Frankf. 1801).

Parther, s. Parthien.

Parthey, Gustav Friedrich Konstantin, Altertumsforscher, geb. 27. Okt. 1798 zu Berlin, studierte daselbst und in Heidelberg und unternahm 1820-24 eine wissenschaftliche Reise durch Frankreich, England, Italien, Ägypten und Vorderasien, deren Resultate teilweise in den "Wanderungen durch Sizilien und die Levante" (Berl. 1834-40, 2 Bde.) niedergelegt sind. 1825 übernahm er die Nicolaische Buchhandlung in Berlin. Seit 1857 Mitglied der Akademie daselbst, starb er 2. April 1872 in Rom. Außer einzelnen Ausgaben griechischer und römischer Schriften über alte Geographie und ägyptische Archäologie