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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pataken - Paten.

wird. Von einer gemeinsamen Regierungsform oder Gesetzgebung findet sich keine Spur; nur im Fall eines Kriegs oder Raubzugs vereinigen sich die einzelnen Horden und ernennen einen gemeinsamen Anführer. Die Blutrache ist bei ihnen Gesetz. Ihre Waffen sind Lanzen, Wurfschlingen und Wurfkugeln (Bolas), in neuerer Zeit auch Feuerwaffen. Von Natur gelten sie für friedfertig, offen und ehrlich. An der Westküste leben die Chono (Tschono), Poy-ya, Key-ya und andre Stämme, welche von ihren Nachbarn als Yacanakunni ("Fußvolk") zusammengefaßt werden und meist von Fischfang leben. Ihre Zahl scheint sehr gering zu sein. Zu diesen ursprünglichen Einwohnern sind aber seit 1832, in welchem Jahre Rosas die ersten Pampasindianer oder Pueltsche über den Rio Negro trieb, zahlreiche Zuwanderer gekommen, und 1883 war das ganze Gebiet im N. dieses Flusses von Indianern gesäubert und die neue Grenze zugleich durch eine Reihe von Forts gegen Raubzüge geschützt worden. Im zuletzt genannten Jahr gesellten sich den schon 1879 vertriebenen Ranquele auch noch Manzanero zu, die zwischen Limay und Neuquen, den Quellflüssen des Rio Negro, wohnten, neben Pferden auch noch Schafe und Ziegen hielten und überhaupt auf einer höhern Stufe der Kultur standen als ihre südlichen Nachbarn.

Politisch teilt sich P. nach dem Vertrag vom 23. Juli 1881 (dessen Auslegung indes infolge neuerer Forschungen einige Schwierigkeiten veranlassen dürfte) zwischen der Argentinischen Republik und Chile (s. d., S. 1022). Auf erstere kommen (ohne Feuerland) 672,593 qkm (12,215 QM.) mit angeblich 22,000 Bewohnern, auf Chile 172,302 qkm (3129 QM.) mit etwa 75,000 Einw., wovon allerdings 73,000 auf Chiloe wohnen. Das argentinische Territorium P. umfaßt indes noch einen Teil von Feuerland und hat daher einen Flächeninhalt von 693,035 qkm (12,586 QM.) mit etwa 24,000 Bewohnern.

Die ersten Versuche der Spanier, P. zu kolonisieren, sind sämtlich an der Ungunst des Klimas und des Bodens oder an der Feindseligkeit der Eingebornen gescheitert. Die von Sarmiento 1584 an der Magelhaensstraße angelegte Kolonie San Felipe ging nach wenigen Jahren durch Hungertod zu Grunde. Auch die an der Ostküste 1780 angelegten Kolonien hatten nur einen kurzen Bestand, mit Ausnahme von Carmen de Patagones (s. d.). Eine von Chile an der Magelhaensstraße gegründete Verbrecherkolonie am Port Famine ging schon nach kurzem Bestand (1843-1851) wieder ein. Dagegen ist das 1853 angelegte Punta Arenas zu einiger Blüte gelangt, und auch das 1865 auf argentinischem Gebiet gegründete Chubut (s. d.) geht nach Überwindung der ersten Schwierigkeiten einer bessern Zukunft entgegen. Viel besser aber als diese Küstenbezirke eignen sich für die Kolonisation die am Fuß der Andes gelegenen fruchtbaren Ländereien, und das Gebiet am obern Rio Negro hat bereits die Aufmerksamkeit einer deutschen Kolonisationsgesellschaft auf sich gelenkt. Vgl. d'Orbigny, Voyage dans l'Amérique méridionale, Bd. 2 (Par. 1838); King, Fitzroy und Darwin, Voyage of the Beagle etc. (Lond. 1839, 4 Bde.); Musters, Unter den Patagoniern (deutsch von Martin, Jena 1873); Quesada, La Patagonia (Buenos Ayres 1875); Beerbohm, Wanderings in Patagonia (Lond. 1879); Ramon Lista, Mis esploraciones y descubrimientos en la Patagonia (Buenos Ayres 1880); Lucy-Fossarieu, Ethnographie de l'Amérique antarctique. Patagons, etc. (Par. 1884).

Pataken (Pataten), s. v. w. Kartoffeln.

Patan, s. v. w. Afghanen, s. Afghanistan, S. 143.

Patan (Patn), Stadt im Reich Nepal im Himalaja, 3 km südöstlich von der Hauptstadt Kathmandu, mit 60,000 Einw., darunter sehr viele buddhistische Newar, welche sich durch ihre Arbeiten in Eisen, Kupfer und Messing auszeichnen. Die Stadt enthält zahlreiche schöne Gebäude aus alter Zeit, die aber dem Verfall entgegengehen.

Patani (Padani), ein Siam tributärer Malaienstaat an der Ostküste der hinterindischen Halbinsel Malakka, umfaßt 12,950 qkm (225 QM.) mit 30,000 Einw., welche auf dem sehr fruchtbaren Boden Reis, Tabak und Gewürze bauen. Die Berge sind reich an Elefanten und Affen. Die gleichnamige Hauptstadt hat 10,000 Einw. und einen Hafen, der, mehr für kleine Küstenfahrer geeignet, von europäischen Schiffen selten besucht wird. Im 17. Jahrh. bestanden hier holländische und englische Faktoreien.

Patara, See- und Handelsstadt Lykiens, südöstlich von der Mündung des Xanthos, ein Hauptsitz des Kultus des Apollon, der hier unter dem Beinamen Patareus ein berühmtes Orakel hatte. Ptolemäos Philadelphos gab der von ihm vergrößerten Stadt den Namen Arsinoe. Ihre ansehnlichen Ruinen liegen beim heutigen Furnas.

Patarener (von Pataria, d. h. Lumpengesindel), ursprünglich Spottname für die kirchliche Reformpartei in Mailand, welche, von Ariald und Landulf, zwei vornehmen Klerikern, um 1060 begründet und von den Päpsten, namentlich Gregor VII., begünstigt, den hohen, mächtigen, aber verweltlichten Klerus, namentlich die Erzbischöfe von Mailand, bekämpfte und die Ausrottung der Priesterehe und der Simonie verlangte. Auch weltliche Ziele erstrebten sie unter der Führung von Landulfs Bruder Erlembald Cotta, der bürgerliche Freiheit und Rechtsgleichheit für alle Einwohner Mailands forderte. 1071 siegten die P., unterlagen aber 1075 der Gegenpartei. Später galt der Name auch als Bezeichnung für Katharer (s. d.). Vgl. Paech, Die Pataria in Mailand (Sondersh. 1872).

Patavinität, die Mundart der Bewohner der Stadt Patavium (Padua), insbesondere die Schreibart des von dort stammenden Geschichtschreiber Livius.

Patavium, antiker Name von Padua (s. d.).

Patay (spr. -tä), Flecken im franz. Departement Loiret, 22 km nordwestlich von Orléans, mit (1872) 1350 Einw. Hier 18. Juni 1429 Sieg der Jungfrau von Orléans über die Engländer ("die blutige Jagd bei P."). Auch 1870 wurde zwischen Deutschen und Franzosen wiederholt bei P. gekämpft.

Patchouli (Patschuli), s. Pogostemon.

Pâté, Insel und Fort, s. Blaye.

Pâte d'Italie (spr. paht ditalih), italienische Nudeln, sogen. Sternnudeln.

Patelin (Pathelin, spr. patläng), Hauptperson eines alten franz. Schauspiels (s. Französische Litteratur, S. 596); danach s. v. w. Rechtsverdreher, Fuchsschwänzer. Patelinage (spr. -nahsch), Fuchsschwänzerei.

Patella (lat., "Schüsselchen"), die Kniescheibe (s. Knie); auch eine Meeresschnecke.

Paten (Sponsores, Fidejussores, Taufzeugen), bei der Kindertaufe erwachsene Personen, welche im Namen der Unmündigen das Glaubensbekenntnis abzulegen und die damit verbundenen Fragen zu beantworten haben, womit sie zugleich die Verpflichtung übernehmen, durch christliche Unterweisung und Erziehung das in den Kindern hervorzurufen, was sie in deren Namen gelobt haben. Aus dem darin begründeten Verhältnis geistiger Verwandtschaft (cognatio spiritualis) erklären sich auch die verschie-^[folgende Seite]