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Pavie - Pavon.
Schnauze, durch welche ihr Kopf mit dem eines groben Hundes eine gewisse Ähnlichkeit erhält, gedrungenem Körperbau, langer, lockerer Behaarung, raubtierähnlichem Gebiß mit gewaltigen Reißzähnen, kleinen Ohren, hoch überwölbten Augen, kurzen, starken Gliedmaßen, fünfzehigen Händen, kurzem oder langem Schwanz und abschreckend großen, meist sehr lebhaft gefärbten Gesäßschwielen. Sie finden sich in Afrika, auch in Vorderasien bis Indien, bewohnen das Gebirge bis zur Schneegrenze, aber nicht die Wälder und nähren sich von Zwiebeln, Knollen, Kraut und Früchten niedriger Gewächse, fressen aber auch Insekten, Spinnen, Schnecken, Eier etc. Dem Landbau werden sie höchst schädlich. Sie laufen auf allen vieren und nehmen nur selten die charakteristische Stellung der Affen an; verfolgt setzen sie sich in einen merkwürdigen Galopp. Sie sind wild, zornig, unverschämt, tückisch und höchst geil; zu einander und gegen die Kinder hegen sie große Liebe, auch wohl in der Gefangenschaft gegen den Pfleger, aber bei der geringsten Veranlassung bricht die Bestialität ungebändigt wieder durch. Sie fliehen den Menschen, lassen sich aber in der Not mit ihm wie mit Raubtieren in einen Kampf ein und können furchtbare Wunden beibringen. Man fängt sie leicht, indem man ihnen Töpfe mit Branntwein hinsetzt; sie trinken denselben leidenschaftlich, werden vollkommen trunken und sind dann leicht zu bewältigen. Am Kap benutzt man gezähmte Paviane zum Aufsuchen des Wassers. In den Sagen und Erzählungen der Araber spielen sie eine große Rolle. Der Mohren- oder Schopfpavian (C. niger Desm.), den Makaken nahestehend, 65 cm lang, mit Stummelschwanz, breiter, flacher, kurzer Schnauze, die Oberlippe nicht überragender Nase, schwarzem Pelz, nacktem, schwarzem Gesicht und rotem Gesäß, bewohnt Celebes, die Philippinen und Molukken, kommt öfters zu uns, lernt spielend leicht, ist aber in der Gefangenschaft sehr hinfällig. Der Babuin (C. Babuin Desm.), 1 m lang, mit 0,5 m langem Schwanz, oberseits grünlichbraun mit geringeltem Haar, unterseits heller, auf den Backen weißlichgelb, lebt in Abessinien, Kordofan und in andern mittelafrikanischen Ländern, ist sehr klug, leicht abzurichten und treu, findet sich in allen Affenhäusern, Tierschaubuden und Affentheatern und zählt unter die Hauptkünstler der letztern. Schon die alten Ägypter hielten ihn gern im Haus. Der Mantelpavian (C. Hamadryas Wagn., s. Tafel "Affen II") ist 70-80 cm lang, mit 20-25 cm langem Schwanz, grau, mit grünlichbraun und gelb geringeltem Haar, welches besonders bei alten Männchen einen langen Mantel bildet und auch an den Backen stark verlängert ist. Das Gesicht ist fleischfarben, das Gesäß brennend rot. Er bewohnt das Küstengebirge Abessiniens und Südnubiens, auch Arabien, in Gesellschaften von 100-150 Stück, lebt von Wurzeln, Würmern, Schnecken, Insekten, fällt oft in die Felder ein und richtet hier große Verwüstungen an. Den Eingebornen fürchtet er wenig, mehr den Weißen; sein Hauptfeind aber ist der Leopard. Er hat ein sehr zähes Leben, verteidigt sich mit seinem kolossalen Gebiß, wirft auf den angreifenden Menschen Steine, und alte Affen bewältigen sogar den Menschen. In der Gefangenschaft sind junge Mantelpaviane freundlich und friedfertig, ältere aber sehr bösartig. Sie werden von Gauklern in Ägypten abgerichtet, wie schon vor Jahrhunderten. Bei den alten Ägyptern genoß der Hamadryas göttlicher Verehrung, und man findet ihn häufig auf den Denkmälern abgebildet. Er wurde wie der Babuin eingeführt und in den Tempeln gehalten, wo er besonders dem Gotte Thoth als Herrn der Schrift und aller Wissenschaft wie als Mondgott geweiht war. Er gab Anhalt zur Messung der Zeit und soll den Trismegistos zur Erfindung der Wasseruhr veranlaßt haben. In den astronomischen Inschriften dient sein Bild oft zur Bezeichnung des Mondes und der Tag- und Nachtgleichen. Der Mandrill (C. Mormon Wagn.), wohl der scheußlichste Affe, ist 1 m lang, mit Stummelschwanz, sehr großem Kopf, furchtbarem Gebiß, sehr kleinen Augen, leistenartig sich erhebendem Augenhöhlenrand und anschwellbarer, blauer, schwarz gefurchter Längswulst zu beiden Seiten der Nase. Der Pelz ist oberseits dunkel blaugrün, das Haar schwarz und olivengrün geringelt, an der Brust gelblich, am Bauch weißlich; der Kinnbart ist gelb, Hände und Ohren sind schwarz, die Nase zinnoberrot, die Schwielen rot und blau, der After hochrot. Der etwas kleinere Dril (C. leucophaeus Wagn.) ist oben olivenbraun, unten und an der Innenseite weißlich, mit schwarzem Gesicht, weißem Backenbart, braunen Händen und Füßen und roten Schwielen. Mandrill und Dril stammen von der Küste von Guinea, sollen truppweise in gebirgigen Wäldern leben, die Ansiedelungen der Menschen heimsuchen und Verwüstungen anrichten. Sie kommen nicht selten zu uns; der junge Mandrill ist harmlos, lustig, etwas älter aber erliegt er ganz seinen scheußlichen Leidenschaften und wird wahrhaft abschreckend. Man hat aber auch Mandrille vortrefflich abgerichtet und durch Heranbildung zu einer bedeutenden Leistungsfähigkeit alle übeln Gewohnheiten unterdrückt.
Pavie (spr. -wih), Théodore Marie, franz. Orientalist und Reisender, geb. 16. Aug. 1811 zu Angers; studierte auf dem dortigen Collège und bereiste dann frühzeitig Nord- und Zentralafrika, später Ostasien, wo er sich bis 1835 aufhielt; 1853-57 lehrte er Sanskrit am Collège de France zu Paris. Als Hauptwerke sind anzuführen: "Voyage aux États-Unis et au Canada" (1828-33, 2 Bde.); "Les jongleurs de l'Inde" (1840); "Les trois religions de la Chine" (1845); "La littérature musulmane de l'Inde" (1847); "Krichna et sa doctrine" (1852); "Le Sankouétchi", Geschichte der drei Reiche, in welche China im 13. Jahrh. zerfiel (1845-51, 2 Bde.); "Scènes et récits des pays d'outremer" (1853); "Récits de terre et de mer" (neue Ausg. 1869); "Récits des landes et des grèves" (1863). Auch übersetzte er Erzählungen aus dem Chinesischen (1839), Fragmente des "Mahâbhârata" (1844) und gab den Sanskrittext: "Bhodiaprabandha" (1854) heraus.
Pavillon (franz., spr. -wi[l]jóng, vom lat. papilio, "Schmetterling"), eigentlich Zelt, Zelthaus; dann ein kleines rundes oder vieleckiges, mit spitzem Dach versehenes Lusthaus in Gärten und Parkanlagen; in neuerer Zeit auch Vorder- und Seitenbau an größern Gebäuden, welcher mit einem leichten, eleganten Schirm oder Dach überdeckt ist; bei geschaffenen Steinen der facettiert gewölbte Oberteil des Steins, im Gegensatz zum Unterteil, der Külasse (s. d.). Ferner bezeichnet P. auch eine fliegende Fahne, namentlich die Flaggen auf Schiffen, Schlössern, Häusern der Gesandten etc.; in der Heraldik endlich das Thronzelt, in welchem das Wappen des Landesherrn steht (s. Wappenmantel).
Pavillonsystem, s. Krankenhäuser, S. 149 ff.
Pavimentum (lat.), Estrich, buntes Pflaster.
Pavo (lat.), Pfau.
Pavon, kleiner Nebenfluß des Paraná in der Argentinischen Republik (Buenos Ayres), bei San Ni-^[folgende Seite]