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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pelzwerk; Pemba; Pemberton; Pembina; Pembroke

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Pelzwerk - Pembroke.

durch die Mode, durch Krieg und Geldkrisen oft um das Doppelte und Dreifache fallen. Im allgemeinen hat das Quantum der Jagdausbeute auch an feinern P. noch alljährlich zugenommen; aber viel stärker hat sich die Nachfrage gesteigert, und so sind die Preise der P. von 1720 bis 1820 durchschnittlich auf das Doppelte, seitdem aber wiederum auf das Dreifache gestiegen. Nordamerika (ohne Alaska) nimmt nachdem Wert seiner Pelzprodukte mit etwa 16 Mill. Mk. die erste Stelle ein, nach Anzahl der Felle erscheint es jedoch mit etwa 5,2 Mill. in dritter Reihe. Sibirien und Alaska liefern nämlich etwa 10 Mill. Felle im Wert von 14 Mill. Mk. und Mitteleuropa (Deutschland, Türkei, Ungarn, Galizien, Frankreich, England, Italien, Holland, Dänemark und die Schweiz) 9,4 Mill. Felle im Wert von etwa 114 Mill. Mk. Das europäische Rußland, Schweden, Norwegen, Island und Grönland liefern etwa 3,8 Mill. Felle im Wert von 7 Mill. Mk. und Südamerika, Südasien, Afrika, Australien und die Südseeinseln 3,7 Mill. Felle im Wert von 3,5 Mill. Mk. Vgl. Lomer, Der Rauchwarenhandel, Geschichte, Betriebsweise und Warenkunde (Leipz. 1864); Greger, Die Kürschnerkunst (4. Aufl., Weim. 1883); Hanicke und Klette, Handbuch für Kürschner (Dresd. 1881); Goldschmied, Die gewerblichen Fortschritte der Kürschnerei (Leipz. 1874); Milz, Rauchwarenfärberei (das. 1874).

Pelzwerk. In der Heraldik des Mittelalters fand das P. Verwendung als Surrogat der Malerei wie als selbständiges Bild. In ersterer Hinsicht dienten: Hermelin, Zobel und Kelen (natürlich-rotes Pelzwerk, z. B. Marder, Eichhorn, französisch gueules genannt). Man schnitt die Wappenbilder aus dem betreffenden P. aus und nagelte sie auf den Holzschild. Auf diese Übung ist es zurückzuführen, daß die deutsche Heraldik des Mittelalters die genannten Pelzarten in der verblümten Blasonierung als Bezeichnung der Farben gebrauchte, nämlich für Weiß: Hermelin, für Schwarz: Zobel, für Rot: Kelen. In vielen Wappen des Rheinlandes und Frankreichs ist das Hermelin konstant geblieben und zwar sowohl als Tinktur des Feldes wie als selbständiges Bild. Es wird durch die schwarzen Schwanzspitzen gekennzeichnet, mit denen man den Pelz besetzte. Die heraldische Form des Hermelins veranschaulicht die untenstehende Abbildung (Fig. 1). Neben dem einfarbigen P. kommt auch buntes vor, in der Heraldik Veh (Feh, franz. vaire, vom lat. varius), welches stets die Farben Blau-Weiß aufweist. Den Rohstoff lieferte eine nordische Eichhornart, die ein bläuliches Rücken- und ein weißes Bauchfell hat. Die Pelze wurden unten geradlinig, oben spitzig oder rund oder auch eckig ausgeschnitten, woraus sich, wenn die einzelnen Felle geschickt neben- oder untereinander aufgeschlagen wurden, eine Reihe von Mustern ergaben, die man Wolken-, Zinnen- und Eisenhut-Muster (Fig. 2-4) nennt. Auch gemeine Figuren, z. B. ein Adler oder ein Strumpf, wurden aus diesem bunten P. zusammengesetzt. Die Lehre vom heraldischen P. ist ein Resultat der neuesten Forschung. Vgl. F.-K. (Fürst v. Hohenlohe-Waldenburg), Das heraldische P. (2. Aufl., Stuttg. 1876).

^[Abb.: Heraldisches Pelzwerk. 1 Hermelin. 2 Wolken. 3 Zinnen. 4 Eisenhut.]

Pemba (Dschesiret el Chofera, "Insel der Pflanzen"), Koralleneiland an der Ostküste von Afrika, nördlich von Sansibar, wozu es gehört, 74 km lang, bis 7 km breit, 65 m hoch und 964 qkm groß. An der buchtenreichen Westküste liegt Port Tschak-Tschak mit dem Hauptort Tschaka und einem Fort des Sultans von Sansibar. Die Einwohner (ca. 10,000) treiben Viehzucht und lebhaften Handel mit den Bodenerzeugnissen der Insel, Reis, Gewürznelken, Ebenholz. P. gilt als Kornkammer Sansibars.

Pemberton (spr. pemmbert'n), Stadt in Lancashire (England), 1 km südwestlich von Wigan, mit Kohlengruben und (1881) 13,763 Einw.

Pembina, Dorf und Fort im nordamerikan. Gebiet Dakota, am Red River, dicht an der britischen Grenze, mit (1880) 287 Einw.

Pembroke (spr. pémmbrok), 1) Stadt in Pembrokeshire (Südwales), am Ende einer tiefen Bucht des Milford Haven und am Abhang eines Hügels gelegen, auf dem ein altes normännisches Schloß steht, in welchem Heinrich VII. geboren wurde, und welches Cromwell 1648 belagerte. Daneben die Ruine der Propstei von Monkton. P. hat lebhaften Küstenhandel und (1881) 14,197 Einw. Etwa 2 km von der Stadt liegt Pembroke Dock, eine königliche Schiffswerfte. Hafen und Docks werden durch zwölf mit 313 Geschützen bewaffnete Forts verteidigt. -

2) Südliche Vorstadt von Dublin (s. d.), mit (1881) 23,222 Einw.

Pembroke (spr. pémmbrok), engl. Grafentitel, den verschiedene Geschlechter führten, zuerst das Haus Clare seit 1138. Eidam und Erbe des letzten Clare war William Marshal von Hastings, der von König Johann ohne Land 1199 zum Grafen von P. und später zum Reichserbmarschall von England ernannt wurde und ihm in seinem Kampf gegen die Franzosen, dann in seinen Unterhandlungen mit den aufrührerischen Baronen die wichtigsten Dienste leistete. Nach Johanns Tod 1216 ließ P. als "Protektor des Königs und des Landes" den neunjährigen Sohn Johanns, Heinrich III., sofort krönen, um einer Usurpation seitens des französischen Prinzen Ludwig vorzubeugen, setzte auf einer Versammlung zu Bristol 12. Nov. 1216 die Revision und Bestätigung der Magna Charta durch, schlug 20. Mai 1217 die Franzosen und die aufrührerischen Barone bei Lincoln und schloß sodann 11. Sept. mit Frankreich den Frieden von Lambeth; er starb 17. Mai 1219. Seine Ämter und Würden gingen nacheinander auf seine vier Söhne über, deren jüngster, Anselm Marshal, 5. Dez. 1245 starb, worauf Heinrich III. den Titel P. auf das Haus Lusignan übertrug, indem er seinen Stiefbruder William von Valence zum Grafen von P. ernannte. Diesem folgte sein Sohn Almerich I., der, mit der Unterwerfung Schottlands beauftragt, 26. Juni 1306 den König Robert Bruce bei Methwen schlug und dafür zum "Hüter von Schottland" ernannt ward, aber 10. Mai 1307 eine Niederlage bei Londonhill erlitt. 1314 rettete er in der Schlacht bei Bannockburn Eduard II. Leben und Freiheit und gehörte in der Folge zu den vornehmsten Räten des Königs, der ihn 1316 als Gesandten an den päpstlichen Hof zu Avignon schickte. Als er 1323 ohne Kinder starb, erlosch der Titel Graf von P. abermals, wurde aber 1339 von Eduard III. zu gunsten des Barons Laurentius von Hastings, der von einer Schwester Almerichs abstammte, erneuert. Diesem folgte 1348 sein nachgeborner Sohn, John. Auf Befehl des