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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pen - Pendel.

haut. Bleibt es bei einem einmaligen Blasenausbruch, so kann die Krankheit in 8-14 Tagen beendigt sein; bilden sich aber Nachschübe, so zieht sie sich 3-4 Wochen lang hin. Der chronische P. entwickelt sich entweder aus dem akuten, indem die Bildung der Blasen (vgl. Tafel "Hautkrankheiten", Fig. 3) monate- oder jahrelang fortbesteht, oder er tritt anfangs als ein scheinbar leichtes und unbedeutendes Leiden ohne stürmische Erscheinungen auf. Ohne daß das Allgemeinbefinden des Kranken gestört erscheint, bildet sich auf der Haut eine kleine Anzahl von Blasen, und ehe diese verschwinden, bilden sich andre. Wenn die Kranken auch während des langwierigen Verlaufs des chronischen P. gewöhnlich frei von Fieber sind, so stellt sich doch in allen Fällen gegen das Ende der Krankheit Fieber ein, wodurch die bis dahin langsam fortschreitende Erschöpfung und der Eintritt des Todes beschleunigt wird. In andern Fällen ist der Verlauf des chronischen P. ein intermittierender. Die Kranken bieten dann die Erscheinungen des akuten P. dar und scheinen nach Verlauf weniger Wochen genesen zu sein, da die Blasenbildung aufgehört hat und die vorhandenen Blasen abgetrocknet sind. Aber nach längern Zwischenräumen wiederholt sich ein ähnlicher Anfall, und so kehrt das Leiden sechs- bis achtmal zurück; ehe es erlischt, oder ehe es kontinuierlich wird und zum Tod führt. Die Behandlung des P. ist eine rein symptomatische. Man muß die Kräfte des Kranken durch entsprechende Ernährung und Vermeidung aller Säfteverluste aufrecht zu erhalten suchen, bis die Krankheit erlischt. Vor dem Gebrauch von Bädern, Salben oder spezifischen Arzneimitteln ist zu warnen. Dagegen ist das Bestreuen der nässenden Stellen mit Bärlappmehl zu empfehlen. Der P. der Neugebornen ist stets das Symptom der angebornen Syphilis. Die Blasen brechen zuerst an den Fußsohlen und Handtellern hervor, verbreiten sich dann auf die Arme und Beine, ergreifen den Rumpf, zuweilen auch das Gesicht. Die Krankheit dauert nur 8-14 Tage, seltener 3-4 Wochen und endet immer mit dem Tod. Bisher sind alle Versuche einer Heilung dieser Krankheit ganz erfolglos geblieben. Bei Erwachsenen scheint unter dem Einfluß der Syphilis nur sehr selten ein P. zu entstehen.

Pen (engl., spr. penn), Feder, Schreibfeder; in keltischen Ortsnamen s. v. w. Kopf, Berg, z. B. Penryn.

Peñafiel (spr. penjafĭēl), 1) Bezirksstadt in der span. Provinz Valladolid, am Duraton, mit Schloß, Weberei, Färberei, Gerberei und (1878) 4020 Einw. -

2) Stadt in der portug. Provinz Minho, Distrikt Porto, an der Eisenbahn von Porto ins Dourothal, hat (1878) 4595 Einw. P. war von 1771 bis 1788 Bischofsitz und hält jährlich eine große Messe ab.

Penamacor, befestigte Stadt in der portug. Provinz Beira, Distrikt Castello Branco, 14 km von der spanischen Grenze malerisch auf einem hohen Felsen gelegen, mit (1878) 2603 Einw.

Penang, Insel, s. Pinang.

Peñaranda (spr. penja-, P. de Bracamonte), Bezirksstadt in der span. Provinz Salamanca, in fruchtbarer, aber baumloser Ebene, mit (1878) 4222 Einw.

Penarth, Stadt in Glamorganshire (Wales), an der Mündung des Taff, Cardiff schräg gegenüber, mit Reede, großen Docks und (1881) 6054 Einw.

Penāten (Penates), die guten Hausgeister der Römer oder die Gottheiten, welche die Einheit und den Bestand der Familie schützten und namentlich für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln sorgten. Ihr Heiligtum war der Herd als der Mittelpunkt des Hauses, auf dem ihnen und der Vesta zu Ehren ein immerwährendes Feuer unterhalten wurde, und in dessen unmittelbarer Nähe auch die Bilder der P. (meist puppenartig klein und oft roh aus Holz geschnitzt) aufgestellt waren. Wie die ihnen verwandten Laren (s. d.), nahmen auch die P. teil an dem täglichen Mahl, indem man einen Anteil davon auf besondern Tischen oder Tellern vor ihren Bildern niederlegte. Neben den häuslichen gab es auch Staatspenaten, die im Tempel der Vesta die Stätte ihrer Verehrung hatten. In Lavinium befanden sich die besonders heilig gehaltenen altlatinischen P., die Äneas von Troja mitgebracht haben sollte. Ihnen, die man als Stammpenaten Roms betrachtete, brachten Konsuln und Diktatoren bei Antritt und Niederlegung ihres Amtes Opfer dar. Vgl. Klausen, Äneas und die P. (Hamb. 1839-40, 2 Bde.); Wissowa (im "Hermes", Bd. 22, S. 29 ff.).

Pence (spr. penns), Mehrzahl von Penny (s. d.).

Penchant (franz., spr. pangschāng), Neigung, Hang.

Pencz (spr. penz), Georg, Maler und Kupferstecher, geboren um 1500 in Nürnberg, wurde 1525 wegen irreligiöser und sozialistischer Ansichten aus der Stadt verwiesen, bald jedoch wieder aufgenommen und trat 1532 in die Dienste des Rats. Er starb in großer Armut im Oktober 1550 zu Nürnberg. P. hatte sich unter den Einflüssen, vielleicht auch in der Werkstatt Dürers gebildet und war später nach Italien gegangen, wo er mit den italienischen Meistern bekannt wurde, deren Stil er mit dem seinigen verschmolz. Das zeigt sich besonders in seinen Bildnissen, welche den besten Teil seiner Ölgemälde ausmachen. Die hervorragendsten befinden sich in den Galerien von Berlin, Gotha, Wien, Karlsruhe und Florenz. Die Dresdener Galerie besitzt drei Bruchstücke einer Anbetung der Könige. Bekannter ist P. als Kupferstecher, als welcher er der Gruppe der sogen. Kleinmeister angehört. Die Zahl seiner Stiche beläuft sich auf 126, welche den Einfluß der italienischen Renaissance noch stärker zeigen als seine Gemälde.

Pendant (franz., spr. pangdāng), Seiten- oder Gegenstück; in der Kunstsprache ein Gemälde oder ein Kupferstich, welcher zu einem andern korrespondierend gehört; dann auch lang herabhängendes Ohrgeschmeide in Gestalt von Trauben oder Birnen.

Pend d'Oreilles (spr. pang doräj), Indianerstamm von (1883) 965 Seelen im nordamerikan. Territorium Montana. Nach ihnen benannt ist der See P. oder Kalispelm in Idaho, 498 m ü. M., der vom Clark's Fork des Columbia durchflossen wird.

Pendel (lat. Pendulum, "das Hangende"), in seiner einfachsten Form ein an einem Faden aufgehängter schwerer Körper. Denkt man sich den Faden gewichtslos und den Körper als ein einziges schweres Massenteilchen, so hat man ein einfaches oder mathematisches P. Entfernt man das P. aus seiner lotrechten Gleichgewichtslage a b (s. Figur) und überläßt es dann sich selbst, so kehrt es unter der Einwirkung der Schwerkraft mit beschleunigter Geschwindigkeit dahin zurück, indem es einen Kreisbogen c a beschreibt; in der Gleichgewichtslage angelangt, kann es aber nicht plötzlich zur Ruhe kommen, sondern es geht nach dem Gesetz der Trägheit vermöge der erlangten Geschwindigkeit jenseits über jene hinaus, indem es mit abnehmender Geschwindigkeit einen ebenso großen Bogen a d durchläuft, an dessen Ende d

^[Abb.: Pendel.]