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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pennsylvanisch-Deutsch; Pennsylvanisches System; Penny; Penny-a-liner; Pennybanken; Pennyporto

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Pennsylvanisch-Deutsch - Pennyporto.

der Bergbau; gefördert wurden 1880: 43 Mill. Ton. Steinkohlen, 175,580 T. Eisenerz, 18,560 T. Zink, 97,400 kg Kupfer. Im NW. gewinnt man ungeheure Mengen von Petroleum (1880: 24 Mill. Barrels). Salz hat man mittels Bohrungen durch die Kohlenformation erhalten (Ertrag 1880: 283,670 hl). Vorzügliche Marmor, der das Material zu den Prachtbauten Philadelphias geliefert hat, findet sich am Delaware, andre Bausteine fast allenthalben. In der Gewerbthätigkeit wird P. nur von New York übertroffen, und in der Eisen- und Stahlfabrikation, der Glasindustrie und dem Schiffbau behauptet es den ersten Rang, während es in wollenen Waren nur von Massachusetts, in Chemikalien nur von New York übertroffen wird. Seine 31,231 gewerblichen Anstalten beschäftigten 1880: 387,072 Arbeiter. Seine 366 Hüttenwerke (57,952 Arbeiter) erzeugten 3,616,668 T. Stahl und Eisen, seine 748 Gießereien und Maschinenbaustätten beschäftigten 17,563 Menschen, und alle Zweige der Eisenindustrie sind hoch entwickelt. In seinen Woll-, Baumwoll- und Seidenfabriken waren 57,689 Menschen thätig, in den Kleiderfabriken 22,210, in den Säge- und Hobelmühlen 17,123, in den Glashütten 9784, in den Strumpfwirkereien 9272, in Lederfabriken 8702, in Tabaks- und Zigarrenfabriken 7231 und in Backsteinbrennereien 8426. In der That ist kaum ein Zweig der Industrie zu nennen, der in P. nicht vertreten wäre. Der Handel Pennsylvaniens wird, soweit er das Ausland betrifft, durch die Häfen von Philadelphia und Erie betrieben. 1886 besaß der Staat 1061 Schiffe von 390,845 Ton. Gehalt (davon 197 Schiffe von 159,124 T. auf Seen und Flüssen); seine Eisenbahnen hatten eine Länge von 20,826 km, seine Kanäle von 1011 km (außerdem sind Kanäle in einer Länge von 767 km als nicht länger konkurrenzfähig aufgegeben worden).

Die jetzige Verfassung von P. wurde 16. Dez. 1873 vom Volk angenommen. Nach derselben wird der Gouverneur auf 4 Jahre vom Volke gewählt; er hat das Recht der Begnadigung und eines beschränkten Vetos und ist für zwei hintereinander folgende Amtsperioden nicht wählbar. Die gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen der General Assembly, die aus einem Senat von 50 und einem Repräsentantenhaus von 200 Mitgliedern besteht und jährlich am ersten Dienstag des Januars in Harrisburg zusammentritt. Die Senatoren werden auf 4, die Repräsentanten auf 2 Jahre gewählt. Die richterliche Gewalt wird ausgeübt von einem Obergericht mit 7 Mitgliedern (vom Volk auf 21 Jahre gewählt), ferner von 4 Gerichtshöfen in der Stadt Philadelphia, von Grafschaftsgerichten und Waisengerichten in den größern Städten und dichter bevölkerten Grafschaften. Die Wahlen finden am Dienstag nach dem ersten Montag des Novembers statt, und Kandidaten für öffentliche Ämter, denen Betrug oder Bestechung nachgewiesen wird, sind auf immer unwählbar. Die Einkünfte des Staats betrugen 1886: 7,520,711 Doll. (dagegen sämtliche erhobene Steuern 38 Mill. Doll.) und die Staatsschuld 19,965,007 Doll. Vom Staat werden 3 Irrenhäuser, 2 Zuchthäuser und eine Anstalt für jugendliche Verbrecher, sämtlich vortrefflich eingerichtet, unterhalten.

Geschichte. In P. siedelten sich zuerst seit 1627 Schweden und Holländer an. Diese nahmen 1657 auch den schwedischen Anteil in Besitz, mußten jedoch später den Engländern weichen. König Karl II. verlieh durch Urkunde vom 4. März 1681 als Entschädigung für eine Geldforderung an die Krone alles Land zwischen Maryland und dem Delaware an William Penn (s. d.). Dieser kaufte noch 20,000 Acres am Schuylkill von den Indianern und übergab sie seinen verfolgten Glaubensgenossen, den Quäkern. Die trefflichen Gesetze, welche Penn der nach ihm genannten Kolonie gab, namentlich die völlige Glaubensfreiheit, sowie das gute Einvernehmen, welches er mit den Indianern unterhielt, brachten die Kolonie schnell zu großer Blüte. Die erste Verfassung datiert von 1682. Im J. 1683 wurde Philadelphia gegründet. Nachdem Wilhelm von Oranien den Thron von Großbritannien bestiegen, wurde 1693 Oberst Fletcher zum Gouverneur von New York und P. ernannt. Viele wegen ihres evangelischen Glaubens verfolgte Pfälzer wanderten in P. ein. 1699 ergriff Penn selbst die Zügel der Regierung, und während er in P. verweilte, wurde 1701 der letzte Freibrief, der bis zur Revolution dauerte, angenommen und in Wirksamkeit gesetzt. Das Land gehörte meist quäkerischen Besitzern, welche in England wohnten und es durch Deputierte verwalten und von Pachtern bewirtschaften ließen. 1712 verkaufte Penn seine Rechte an die Krone. Im Unabhängigkeitskrieg wurde die alte Regierungsform vernichtet, das Volk errichtete eine neue, auf republikanische Prinzipien gegründete Verfassung und entschädigte die englischen Eigentümer durch eine Summe von 130,000 Pfd. Sterl. Seit 1777 war die exekutive Gewalt einem Präsidenten und seit 1788 einem Gouverneur übertragen. Am Befreiungskrieg nahm P. bedeutenden Anteil, und innerhalb seiner Grenzen wurden mehrere entscheidende Schlachten geliefert. Am 13. Dez. 1787 nahm P. die Konstitution der Union an. Vgl. Cornell, History of Pennsylvania (Philad. 1876); Seidensticker, Bilder aus der deutsch-pennsylvanischen Geschichte (New York 1885).

Pennsylvanisch-Deutsch (Pennsylvania Dutch), der deutsche Volksdialekt, der sich seit zwei Jahrhunderten in verschiedenen Counties des nordamerikanischen Staats Pennsylvanien erhalten hat und dort noch heute namentlich die Sprache des Marktverkehrs bildet. Es ist ursprünglich eine süddeutsche Mundart (die ersten deutschen Einwanderer in Pennsylvanien waren Pfälzer), welche sich später mit einer Anzahl englischer Wörter vermischte. Das P. behandelten Haldeman (Philad. 1872), Gibbons (3. Aufl., New York 1882), Rauch (Philad. 1880).

Pennsylvanisches System, s. Gefängniswesen.

Penny (engl., s. v. w. Pfennig, in der Mehrzahl Pence, abgekürzt d. [entstanden aus denarius]), brit. Scheidemünze, früher nur in Silber, später (seit 1672) in Kupfer und seit 1860 in Bronze ausgeprägt, kommt schon zur Zeit der angelsächsischen Dynastien als Landesmünze vor. Ursprünglich wog der silberne P. 1/240 Pfd. Jetzt ist der P. = 1/12 Schilling oder 8,5 Pf. Außer dem P. gibt es Halb- (Halfpence) und Viertelpennystücke (Farthings). Die Stücke zu 3, 4 und 6 Pence bestehen aus Silber. Das "P. Magazine" war eine von der Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse in London herausgegebene populäre Zeitschrift, wovon die Nummer 1 P. kostete. Eine Nachahmung war das deutsche "Pfennig-Magazin" (Leipz. 1833-53).

Penny-a-liner (engl., spr. -ä-leiner), geringschätzende Bezeichnung für einen Zeitungsreporter, "der einen Penny für die Zeile erhält", im gewöhnlichen Jargon "Zeilenschinder" genannt.

Pennybanken, englische, seit 1850 zu dem Zweck errichtete Sparkassen, um auch die Anlage kleiner Beträge zu ermöglichen.

Pennyporto, s. Porto.