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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Per dativum - Peregrinus Proteus.

tenye und Kotori davon, der ihm den Besitz der Insel Muraköz verschaffte, von wo er 9. Nov. einen Einfall in Steiermark machte. Beim Herannahen Windischgrätz' ward er mit seinem Korps zur Hauptarmee beordert, aber 29. Dez. bei Moor von Jellachich geschlagen. Nach Bems Ernennung zum Oberbefehlshaber legte er sein Kommando nieder und warb in Tolna Freischaren, mit denen er den kleinen Krieg fortsetzte. Im März wieder nach dem Süden entsendet, erfocht er in rascher Folge die Siege bei Zombor, Sireg und Horgos, entsetzte Peterwardein, nahm endlich die Schanzen von St. Tamás und 10. Mai Pancsova. Am 4. Juni ward er jedoch von Jellachich aus Titel verdrängt, 20. Juni bei Perlaß und 25. Juli bei Altbecse geschlagen und hinter die Theiß zurückgedrängt. Deshalb von Kossuth seines Kommandos enthoben, sammelte er beim Herannahen der Russen wieder ein Korps von 10,000 Freiwilligen, mit welchem er sich der Theißarmee Dembinskis anschloß und an den Treffen von Szöreg (3. Aug.) und Temesvár (9. Aug.) rühmlichen Anteil nahm. Nach dem unglücklichen Ausgang des letztern flüchtete er auf türkisches Gebiet und ward erst in Widdin, dann in Schumla interniert. Während er in Pest in effigie gehenkt wurde, begab er sich 1851 nach London, Anfang 1852 nach Jersey, dann nach Paris und kehrte 1867 nach Ungarn zurück. Hier wurde er sofort zum Deputierten im Reichstag gewählt, in dem er sich zur Deákpartei hielt, ward Mitglied der Delegation und Präsident der Honvedvereine. Vgl. Kuppis, Biographie des Honvedgenerals M. P. (Pest 1868).

Per datīvum (lat.), durch den Gebefall (Dativ), d. h. durch Bestechung.

Perdéndo (Perdendosi, ital.), musikal. Bezeichnung, s. v. w. sich verlierend, nach und nach immer schwächer erklingend.

Perdicinae (Feldhühner), Unterfamilie der Waldhühner (Tetraonidae) aus der Ordnung der Scharrvögel (s. d.).

Perdikkas, 1) Name mehrerer makedon. Könige, von denen der erste, ein Heraklide und Nachkomme des Temenos, um 700 v. Chr. das makedonische Reich gründete. P. II., Sohn Alexanders I., nach dem er um 454 zuerst nebst seinen Brüdern Alketas und Philippos, 436 allein den Thron bestieg, verfolgte infolge seiner schwierigen Lage eine hinterlistige Politik. Anfangs war P. Bundesgenosse Athens, unterstützte aber, um die Macht Athens an der makedonischen Küste zu brechen, im Peloponnesischen Krieg den Abfall Potidäas und der übrigen chalkidischen Städte und zog zu ihrer Unterstützung 423 ein spartanisches Heer unter Brasidas nach dem Norden. Er starb 413. Ihm folgte auf dem Thron Makedoniens sein natürlicher Sohn Archelaos. P. III., der zweite Sohn des Amyntas II., regierte 365-360, nachdem er seinem Vormund und Reichsverweser Ptolemäos die Herrschaft entrissen, fiel aber in einer Schlacht gegen die Illyrier. Ihm folgte auf dem Thron Philipp I., Vater Alexanders d. Gr.

2) Vertrauter Freund und Feldherr Alexanders d. Gr., der sterbend ihm seinen Siegelring als Zeichen des Vertrauens übergab. Von den versammelten Feldherren 323 zum Vormund des von Roxane zu erwartenden Sprößlings und zum Reichsverweser ernannt, entfernte P. die Großen, von denen er am meisten zu befürchten hatte, durch Verleihung wichtiger Satrapien von Babylon und blieb nun hier allein bei Arrhidäos und Roxane. Gegen Antigonos, der seinem Befehl, Eumenes zur Eroberung von Paphlagonien und Kappadokien behilflich zu sein, nicht nachkam, brach P. 322 v. Chr. selbst auf und vertrieb ihn; derselbe floh aber nach Makedonien zu Antipatros und bewog diesen zu einem Zug nach Asien, um unter Mitwirkung des Ptolemäos von Ägypten P. seine Macht zu entwinden. Dieser wandte sich hierauf im Frühling 321 gegen Ägypten, entfremdete sich aber durch despotische Strenge das Heer. Als er im Nildelta angelangt war, der Übergang über den Strom bei Memphis mißlang und neben den großen Verlusten zugleich Mangel im Heer sich einstellte, kündigten ihm seine Soldaten den Gehorsam auf, und P. ward 321 in seinem Zelt ermordet.

Perdition (lat.), Verderben, ewige Verdammnis.

Perdix, Rebhuhn.

Perdix, im griech. Mythus Schwester des Dädalos, Mutter des Talos oder Schwestersohn des Dädalos (nach Ovid), erweckte durch die Erfindung der Säge und des Zirkels die Eifersucht des Dädalos, ward von diesem von der Akropolis herabgestürzt und in den Vogel gleiches Namens (Rebhuhn) verwandelt. Deshalb vom Areopag zum Tod verurteilt, floh Dädalos zu Minos nach Kreta. Vgl. Gerland, Die Perdixsage (Halle 1871).

Perdrigon (franz., spr. -góng), Name verschiedener feiner Pflaumenarten.

Perdrix (franz., spr. -drih), Rebhuhn. Toujours p.! ("immer Rebhuhn!"), Ausruf der Übersättigung.

Perdu (franz., spr. -düh, ital. perduto), verloren.

Perduëllio (lat.), im röm. Rechte das Verbrechen des Verrats am Vaterland, s. Majestätsverbrechen.

Perdurābel (lat.), ausdauernd; dauerhaft.

Perĕat! (lat.), er komme um! gehe unter! verderbe! (Gegensatz zu Vivat!).

Perēda, Antonio, span. Maler, geb. 1599 zu Valladolid, bildete sich bei Pedro de las Cuevas und nach den venezianischen Bildern im Schloß zu Madrid und malte religiöse Gemälde, profane Geschichtsbilder und Stillleben mit großer Sorgfalt und Glanz des Kolorits. Seine Hauptwerke sind die Allegorie: das Leben ein Traum (in der Akademie San Fernando) und ein heil. Hieronymus (im Museum des Prado in Madrid), ein heil. Ildefonso mit der Madonna (im Louvre zu Paris). Er starb 1669 in Madrid.

Père Duchesne (spr. pähr dü-schähn), s. Hébert 1).

Peregrīna, Pseudonym, s. Avellaneda 2).

Peregrīno, Kupferstecher und Nielleur, aus Cesena, lebte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. und scheint ein Schüler Francias gewesen zu sein. Er hat eine große Zahl äußerst fein gestochener kleiner Blätter geliefert, die als Vorlagen für Goldschmiede gedient zu haben scheinen. Man kennt über 70.

Peregrīnus (lat.), der Fremde, Ausländer; Peregrination, Wandern, Aufenthalt in der Fremde; Peregrinität, das Fremdsein.

Peregrīnus Proteus, Held eines 165 von Lukian u. a. auch zur Verhöhnung des christlichen Martyriums geschriebenen Romans. Hiernach wäre er geboren zu Parion in Mysien von heidnischen Eltern; er irrte, nachdem er angeblich seinen greisen Vater erdrosselt, unstet umher, trat in Palästina zur christlichen Kirche über, erwarb sich daselbst hohes Ansehen, mußte aber seinen schwärmerischen Eifer durch längere Haft büßen. In seine Heimat zurückgekehrt, ward er von der Kirche exkommuniziert und lebte von nun an als Cyniker. Lukian sagt ihm dabei die schlimmsten Dinge nach und erzählt endlich, wie P., von allen verabscheut, wenigstens auf eine außerordentliche Weise enden wollte. Er machte also bekannt, daß er sich bei den Olympischen Spielen frei-^[folgende Seite]