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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Persepŏlis; Perserkriege

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Persepolis - Perserkriege.

Helios das Schicksal derselben enthüllte. Zeus versprach ihr darauf, ihr die Tochter zurückzugehen, wenn dieselbe im Reich der Schatten noch nichts genossen hätte, und gewährte ihr, da P. mit Pluton bereits einen Granatapfel geteilt hatte, daß sie wenigstens zwei Drittel des Jahrs auf der Oberwelt zubringen durfte. Der Sinn des Mythus ist unschwer zu erraten: er ist eine allegorische Darstellung des alljährlich vor unsern Augen sich erneuernden Schauspiels der absterbenden und wieder auflebenden Pflanzenwelt. In den Eleusinischen Mysterien wurde der Mythus als das Bild einer höhern Idee, nämlich der Unsterblichkeit der Seele, aufgefaßt. Hier tritt P. als Kora (Tochter) in Verbindung mit ihrer Mutter Demeter und deren Sohn Iakchos auf, heißt aber auch, gleich jener, Despoina ("Herrin"). Außer in Eleusis ward P. auch in Böotien, im Peloponnes und auf Sizilien verehrt, meist gemeinschaftlich mit ihrer Mutter. Bei den Orphikern der spätern Zeit ist P. eine allwaltende Naturgottheit und wird vielfach mit andern mystischen Gottheiten, Hekate, Gäa, Rhea, Isis, vermengt. Der römische Name Proserpina scheint nur eine Latinisierung von P. zu sein. Dargestellt ward Persephone und Hades (Relief im Vatikan zu Rom) P. entweder als liebliche Tochter der Demeter oder als strenge Gemahlin des Hades, mit königlichen Insignien und der Fackel, dem Symbol der eleusinischen Weihen (s. Abbildung). Einzelbilder sind schwer zu bestimmen, da ihr Ideal mit dem ihrer Mutter mehr oder weniger zusammenfließt; nur wird sie stets jugendlicher aufgefaßt sein. In einer Gruppe bildete sie Praxiteles, in einem Relief (zusammen mit Pluton, Dionysos und zwei Nymphen) Kolotes. Öfters kommt sie in größern Darstellungen vor, besonders in Schilderungen der Aussendung des Triptolemos (s. Abbildung bei Demeter, Fig. 2), ihrer Entführung durch Hades und ihrer Rückkehr auf die Erde. Diesen Gegenstand behandeln mit Vorliebe die römischen Sarkophagreliefs, doch war der Raub der Kora auch Inhalt eines Gemäldes des Nikomachos und einer Gruppe des Praxiteles. Die Auffahrt der P. aus der Unterwelt ist sehr schön auf einem Vasenbild (Fragment des Marchese del Vasto) dargestellt. In der römischen Zeit ist ihre Vereinigung mit Dionysos (als Liber und Libera), der Brautzug beider unter Begleitung bacchantisch rasender Satyrn und Mänaden sehr häufig auf Sarkophagen behandelt. Eine dichterische Bearbeitung der Persephonesage enthält Goethes kleines, dem "Triumph der Empfindsamkeit" eingeschaltetes Monodrama "Proserpin". Vgl. Preller, Demeter u. P. (Hamb. 1837); Förster, Der Raub und die Rückkehr der P. (Stuttg. 1874) und in den "Jahrbüchern für Philologie" (1876, S. 804 ff.); Overbeck, Griechische Kunstmythologie, 4. Buch: "Demeter und Kora" (Leipz. 1878).

^[Abb.: Persephone und Hades (Relief im Vatikan zu Rom).]

Persepŏlis, die spätere Hauptstadt Persiens, vornehmlich durch Dareios I. und Xerxes vergrößert und verschönert, lag unweit der Vereinigung der Flüsse Araxes (Kur) und Kyros oder Medos (Pulwar) in einer fruchtbaren Ebene und hatte eine mit einer dreifachen Mauer umgebene, den königlichen Palast, das Erbbegräbnis und die Schatzkammer der Könige enthaltende Burg, die von Alexander geplündert und niedergebrannt wurde, während die Stadt selbst wohl verschont blieb und noch in der Makkabäerzeit erwähnt wird. Die im Thal des Pulwar erhaltenen antiken Reste sind zweierlei: nördlich vom Fluß die mit vier altpersischen Gräbern (darunter dasjenige des Dareios) und sassanidischen Skulpturen bedeckte steile Felswand Naqsch i Rustam und südlich davon, vom Gräberberg Rachmed im Osten überragt, eine Gruppe von Terrassen, Tacht i Dschamshid (d. h. Thron des Dschamshid) genannt, zugänglich gemacht durch Prachttreppen und Thorhallen, welche zu einer von 72 Säulen getragenen Audienzhalle führen, von der noch 13 Säulen stehen. Südlich schließen sich die Reste zweier von Dareios und Xerxes erbauter Paläste, östlich die der sogen. Hundertsäulenhalle daran. Während gewöhnlich letzterer Gebäudekomplex für die Burg von P. gehalten wird, suchen neuerdings Stolze und Andreas ("Die achämenidischen und sassanidischen Denkmäler und Inschriften von P.", 150 Lichtdrucktafeln nach photographischen Aufnahmen, mit Erklärung von Nöldeke, Berl. 1882) dieselbe bei Naqsch i Rustam und meinen, daß Tacht i Dschamshid (vulgär auch Tschihil minar, d. h. die 40 Türme, genannt) nur für feierliche, mit dem Kultus in enger Verbindung stehende Handlungen, wie Neujahrs- und Krönungsfest, bestimmt war. An die Stelle der am Pulwar liegenden Stadt P. trat das aus dem Material derselben erbaute Istachr, das noch 632 Residenz des letzten Sassanidenkönigs war, aber bald darauf vom Kalifen Omar zerstört wurde. (S. die Tafeln "Baukunst II" und "Bildhauerkunst I".)

Perserkriege, die von 490 bis 449 v. Chr. zwischen den Persern und den Griechen geführten Kriege, unternommen von den Persern, um durch Unterwerfung von Hellas ihre Weltherrschaft zu vollenden, und, nachdem dies mißlungen, fortgesetzt von den Griechen, um sämtliche Städte griechische Nationalität von dem fremden Joch zu befreien und sich die Herrschaft im Mittelmeer anzueignen. Die P. sind die Heldenzeit des griechischen Volkes und haben eine hervorragende weltgeschichtliche Bedeutung. Der unter dem Zepter der persischen Großkönige vereinigte Orient schien nicht nur an Macht, sondern auch an Kultur dem kleinen, einfachen, überdies politisch zersplitterten Griechenvolk so überlegen, daß dessen Unterordnung unter das Weltreich nicht nur von den Persern, sondern auch von vielen Griechen selbst für unvermeidlich gehalten wurde und diesen ebenso wie den ionischen Städten in Kleinasien und den Phönikern eine ehrenvolle, bedeutende Stellung in Aussicht stellte. Daher war der Anlaß zum feindlichen Zusammenstoß ein fast zufälliger, der Widerstand der Griechen anfangs vereinzelt und unentschlossen. Erst