Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peru

887

Peru (Areal und Bevölkerung, Bildung).

schiedene Waldtauben, fasanenartige Penelopen, fette Turcassas, Zahnhühner und Grashühner, der storchähnliche Yaribu, der rosenrote Löffler, Schnepfen, bunte Kraniche, Regenpfeifer, Rallen, Schnarren, Enten etc. Von Amphibien finden sich in den Urwäldern große Flußschildkröten, Kaimane und zahlreiche Schlangen, darunter als giftige der Jergon (Lachesis picta), die Afanida (Lachesis rhombeata), die furchtbare Echidna ocellata und Klapperschlange, jedoch selten. Von Batrachiern ist der violette Kehlenbläser und der riesige Trapichero (Bufo molitor) zu erwähnen. In Bezug auf Heilsamkeit ist das Klima von P. im allgemeinen ein günstiges zu nennen; besonders ist die Sierra durchgängig gesund, und selbst die eisige Puna ist nur ganz schwächlichen Konstitutionen unzuträglich. Eigentümlich ist den hohen Gegenden die Puna- oder Sarochekrankheit; an der Küste sind Wechselfieber nicht selten.

Areal und Bevölkerung.

Die Bevölkerung Perus soll sich nach einer 1876 veranstalteten Zahlung auf 2,699,945 Seelen belaufen haben, wozu noch etwa 350,000 wilde Indianer kommen. Dieselbe verteilte sich auf die 19 Departements des Staats wie folgt:

Departements QKilometer Deutsche QMeil. Bewohner Bewohner auf 1 QKilom.

Amazonas 34115 619,6 34245 1,0

Ancachs 49898 906,2 284091 5,7

Apurimac 15207 743,5 119246 7,8

Arequipa 59017 1071,8 160282 2,7

Ayacucho 38692 409,9 142205 3,7

Cajamarca 30525 554,3 213391 7,0

Cuzco 40936 949,8 238455 5,8

Huancavelica 22569 702,7 104155 4,7

Huanuco 35695 648,2 78856 2,2

Ica 21761 395,2 60111 2,8

Junin 65014 180,7 209871 3,2

La Libertad 28153 1511,3 147541 5,2

Lambayaque 14477 281,0 85984 5,6

Lima 35479 644,3 226992 7,4

Callao 35479 644,3 34492 7,4

Loreto 448165 8139,1 61125 0,14

Moquegua 15459 280,8 28786 1,8

Piura 40810 741,2 135502 3,3

Puno 52301 276,2 256594 4,9

Zusammen 1119941 20339,2 2699945 2,4

Die bedeutendsten Städte sind: Lima (181,488), Callao (33,502), Arequipa (29,237) u. Cuzco (18,370). Die Bevölkerung scheint sehr langsam zuzunehmen oder gar stillzustehen, wenn man frühern Angaben über dieselbe Glauben zollen darf (1793 angeblich 1,076,996 Bewohner, 1862: 2,335,000, 1871: 3,199,000). Jedenfalls wird die Zunahme durch Seuchen (1868 starben in Lima 10,000, in Callao 3000 Menschen am gelben Fieber) und Erdbeben sowohl als durch Bürgerkriege zuzeiten aufgehalten. Die Bevölkerung ist sehr ungleich verteilt, am dichtesten in der Sierra, sehr spärlich dagegen in der Cejaregion, am geringsten in dem fast ganz unbewohnten Osten. Dagegen ist (infolge des Bergbaues) die eisige Puna verhältnismäßig stark bevölkert.

Der Nationalität nach zählte man 1876 neben der einheimischen Bevölkerung und einschließlich der jetzt an Chile abgetretenen Provinzen und der Guanoinseln 18,082 Europäer (darunter 6990 Italiener, 2647 Franzosen, 1699 Spanier, 1672 Deutsche etc.), 50,032 Asiaten (meist Chinesen), 20 Afrikaner, 30 Australier etc. Der Rasse nach aber soll es 1876 neben Indianern, welche 62 Proz. der Bevölkerung ausmachen, nur 371,200 Weiße, 52,600 Neger, 51,200 Asiaten und 669,460 Mestizen gegeben haben. Europäische Einwanderung hat nur in geringem Maß stattgefunden, obgleich das Klima der Hochlande ein gesundes ist und nach dem Dekret vom 4. Jan. 1865 alle Ausländer, gleichviel ob sie das Bürgerrecht in P. erlangt haben oder nicht, von allen Abgaben befreit sind. Indessen ist die Alleinberechtigung des römisch-katholischen Kultus zu drückend und auch das Innere des Landes durch Schiffahrt und Ausfuhr noch nicht genügend aufgeschossen. Nur in Pozuzu (s. d.) hat sich eine deutsche Kolonie gebildet, welche von Bedeutung werden kann, wenn sie Eisenbahnverbindung mit Pasco erhält.

Die Indianer sind über das ganze Land verbreitet, am überwiegendsten in der Bevölkerung der Puna und der Sierra. Man unterscheidet Küstenindianer und Gebirgsindianer. Sie sind im allgemeinen von mittlerer Größe, schlank und mehr zäh als kräftig. Eine bestimmte Nationalphysiognomie läßt sich bei ihnen nicht auffinden. Sie werden in der Regel sehr alt, wenn nicht übermäßige Genuß von Branntwein ihr Leben abkürzt. Die gesamte indigene Bevölkerung Perus gehört (mit Ausnahme der wilden und wenig bekannten Indianer in den Ebenen des Ostens) der sogen. andoperuanischen Rasse an und zerfällt in zwei Hauptvölkerschaften: die Quichua- oder Inkaindianer und die Aymara. Zu den erstern gehören alle Indianer von der Nordgrenze Perus südwärts bis in die Departements Cuzco, Puno und Arequipa, wo sie mit den Aymara zusammenstoßen, welche in dem südlichen Teil des Staats die überwiegende indianische Bevölkerung bilden. Tschudi unterscheidet für die frühere Zeit drei große, durch ihre Schädelbildung verschiedene Stämme: die Chincha (Yunka) in der Küstenregion, die Huanca auf dem Hochland von Mittelperu und die Aymara auf dem perubolivianischen Plateau; aus letztern ging die Dynastie der Inkas hervor, die alle übrigen Stämme unterjochte. Die Mestizen oder Cholos (Mischlinge von Weißen u. Indianern) sind ebenfalls über alle Regionen verbreitet, stehen aber ihrem physischen Charakter nach unter den Indianern. Die Weißen leben vorzugsweise in den größern Städten, namentlich auf der Küste; die Neger und ihre Mischlinge beschränken sich fast einzig auf die tropische Küstenregion. Chinesen sind besonders als Arbeiter in den Guanogruben und Zuckerfabriken thätig. Vgl. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 25 u. 26.

Bildung.

Was geistige Kultur anlangt, so steht P. in intellektueller Bildung wohl über den meisten übrigen Staaten Südamerikas, an moralischer Bildung dagegen weit unter denselben. Es mag dies eine Folge der Eroberungs- und Zivilisationsart des Landes sowie der volkswirtschaftlichen Entwickelung zur spanischen Zeit sein. Dazu hatte der Ruf der reichen Goldminen Perus eine Menge Abenteurer herbeigezogen, infolgedessen der Landbau vernachlässigt und die einheimische Bevölkerung durch gezwungene Arbeit in den Minen demoralisiert und aufgegeben wurde. So erhielt P. den entschiedenen Charakter einer Bergwerkskolonie und damit alle Untugenden, welche eine solche von den Ackerbaukolonien unterscheiden. Ausschweifung und Verschwendung, Spielwut, Prozeßsucht, Unlust zu anhaltender, regelmäßiger Arbeit wurden die Nationallaster der Peruaner. Auch die neuesten Reisenden, wie Chr. Wiener (1877), schildern die Bewohner, namentlich im Innern des Landes, als vollständig verkommen: ohne Unterricht und Bildung, ohne Geschicklichkeit und Thätigkeit und daher (mit Ausnahme der Priester) in tiefe Armut