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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Petscherskaja Lawra; Petscherskij; Petschili; Petschora; Pettau; Pettenkofen; Pettenkofer

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Petscherskaja Lawra - Pettenkofer.

sehr beschwerlich fielen. Im 12. Jahrh. hatten sie noch einen kleinen Teil von Siebenbürgen im Besitz; doch waren sie schon größtenteils den Magyaren steuerpflichtig, verschmolzen dann mit denselben und verschwinden im 13. Jahrh. spurlos aus der Geschichte. Vgl. Neumann, Die Völker des südlichen Rußland (Leipz. 1847).

Petscherskaja Lawra, berühmtes Höhlenkloster in der russ. Stadt Kiew (s. d.).

Petscherskij, Andrej, Pseudonym, s. Melnikow.

Petschili (auch bloß Tschili), die nordöstliche Provinz des eigentlichen China, grenzt im N. an die Mongolei, im O. an den Golf von P., im S. an die Provinzen Schantung und Honan, im W. an Schansi und umfaßt 148,357 qkm (2694 QM.) mit 17,937,000 Einw., hatte aber vor dem Taipingaufstand und der großen Hungersnot 1842 noch 36,879,838 Einw. Im N. und W. ist die Provinz durch Gebirgszüge angefüllt, die sich in einzelnen Gipfeln bis zu 2500 m erheben und reich an Steinkohlen sind, die aber nicht ausgebeutet werden. Von diesen Bergen strömen zahlreiche Flüsse herab, darunter als der bedeutendste der Peiho, mit dem sich bei Tiëntsin der noch wasserreichere Whanho und eine Anzahl von S. kommender Flüsse nebst dem Kaiserkanal vereinigen. Diesen Flüssen verdankt der weite ebene Teil der Provinz zumeist seine Entstehung, indem dieselben von den ihres Baumwuchses beraubten Bergabhängen große Massen von Löß und Sand herabführen, bei dem geringen Gefälle auch oft durch große Überschwemmungen Verheerungen anrichten, die bereits viele Bewohner zur Auswanderung in die Mandschurei veranlaßt haben. Ein andres Übel sind die gewaltigen Staubstürme, Kuafung, welche von den Bewohnern der Ebene sehr gefürchtet werden, weil sie die Ernten zerstören und Krankheiten bringen. Abgesehen vom Küstensaum, ist P. fruchtbar und gut angebaut. Hauptkulturen sind: Hirse, Mais und Weizen, von Handelsgewächsen Baumwolle und Tabak. Durch die vielen Obstbäume und Gärten erinnert P. an englische Landschaftsbilder. Das Klima ist im ganzen mild; die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Peking 12,5° C., selbst während der Januarfröste steigt das Thermometer um Mittag im Schatten über Null. Die wässerigen Niederschläge sind gering (in Peking 615 mm); ungewöhnlich trockne Jahre, wie 1876, bringen bei dem ungemein schlechten Zustand der Zufuhrwege Teurung. Über P. geht die kürzeste Straße durch die Mongolei nach Sibirien, der Eintritt in die Mongolei erfolgt hinter Kalgan. Die Hauptstadt der Provinz ist Peking (s. d.). - Der Golf von P. (Pohai, auch Meerbusen von Peking) ist eine große Bucht an der Ostküste des nördlichen China von nur geringer Tiefe, welche durch die Straße von P. mit dem Gelben Meer in Verbindung steht; er empfängt durch die in ihn mündenden Flüsse fortwährend Schlamm, so daß er immer seichter wird. Der nördlichste Teil führt den Namen Golf von Liaotong. S. Karte "China".

Petschora, Fluß in Rußland, entspringt am Westabhang des nördlichen Urals im Gouvernement Perm (Kreis Tscherdyn), durchströmt die Gouvernements Wologda und Archangel und mündet nach einem 1560 km langen Lauf, ein großes Delta bildend, in das Nördliche Eismeer. Unter ihren vielen Nebenflüssen sind bemerkenswert: die Koshwa, Ussa, Ishma, Pishma, Züljma und Kuja. Die P. wird schon im obern Lauf schiffbar und hat, trotzdem sie unter 62° 48' nördl. Br. nur 175 Tage und unter 67° 32' nördl. Br. nur 127 Tage eisfrei ist, große Bedeutung für die Schiffahrt, indem sie den Tauschhandel zwischen Tscherdyn (Getreide und Lein) und dem Norden (Felle und andre Jagdprodukte) vermittelt. Das Stromgebiet der P., die sogen. Petschorische oder Arktische Steppe, eine im S. von ungeheuern Waldungen, im N. von Tundren, Seen und Morästen bedeckte, 329,500 qkm (5984 QM.) große Ebene, wird nur von ca. 15,000 Syrjänen, 7000 Russen und 4000 Samojeden bewohnt.

Pettau (slowen. Ptuj), alte Stadt in Steiermark, an der Drau und an der Linie Pragerhof-Großkanizsa der Südbahn, in weinreicher Gegend gelegen (Pettauer Feld), hat eine gotische Stadtpfarrkirche, St. Georg, von 1250 mit schönen Holzschnitzereien, ein Minoritenkloster mit alter gotischer Kirche, einen Stadtturm mit vielen Römerdenkmälern um denselben, darunter der sogen. Pranger, ein Römerstein, ein Schloß (Oberpettau), ein Untergymnasium, (1880) 4257 Einw., mehrere Branntweinbrennereien, eine Farbholzschneidemühle, Kunstmühle, starken Weinbau und Weinhandel. P. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. - Die Stadt hieß im Altertum Poetovio (Poetovium), ward 35 v. Chr. römisch und während der Völkerwanderung mehrmals zerstört (von Attila 451). Im Mittelalter zum Erzbistum Salzburg gehörig, kam sie 1565 endgültig an das Haus Habsburg.

Pettenkofen, August von, Maler, geb. 1821 zu Wien, war anfangs Militär und widmete sich erst später der Kunst. Er malt meist Szenen aus dem Volks- und Soldatenleben Ungarns und Rußlands mit feiner Färbung und geistreicher Tonstimmung. Er ward 1866 Mitglied der Wiener Kunstakademie und 1875 in den Ritterstand erhoben.

Pettenkofer, Max von, Chemiker, geb. 3. Dez. 1818 zu Lichtenheim bei Neuburg an der Donau, studierte in München Pharmazie und Medizin, promovierte 1843, wandte sich dann aber auf Anregung von Fuchs der Chemie zu und setzte seine Studien in München, Würzburg und bei Liebig in Gießen fort. 1845 ward er Assistent beim Hauptmünzamt in München, 1847 außerordentlicher Professor der medizinischen Chemie, 1850 Vorstand der Hofapotheke und 1853 ordentlicher Professor. Er lieferte ungemein zahlreiche Untersuchungen, und hauptsächlich waren seine Bestrebungen der Verwertung wissenschaftlicher Resultate für die Praxis gewidmet. Seine ersten Arbeiten betrafen die Affinierung des Goldes und die Verarbeitung des Platins sowie die hydraulischen Kalke Englands und Deutschlands; 1848 lehrte er die Darstellung von Leuchtgas aus Holz, und bald darauf entdeckte er die Darstellung von Hämatinon und Aventuringlas. Auch erfand er ein neues Restaurationsverfahren für Ölgemälde (s. Regenerationsverfahren). Mit seiner Arbeit über den Unterschied zwischen Öfen- und Luftheizung wandte er sich der Hygieine zu, für welche er in der Folge außerordentlich viel geleistet hat. Er untersuchte die Ventilationsverhältnisse unsrer Wohnungen und die physikalischen Verhältnisse der Kleidung, und 1855 begann er seine Studien über die Cholera und über Beziehungen des Grundwassers zu derselben. Diese Untersuchungen gaben den Anstoß zu den umfangreichsten Ermittelungen zahlreicher Forscher, und in der Folge wurden dieselben auch auf den Typhus ausgedehnt. Zu exakten Untersuchungen über Respiration konstruierte er einen großartigen Apparat, welcher seitdem für die Lehre von der Ernährung der Tiere vielfach ausgebeutet wurde ("Über einen neuen Respirationsapparat", Münch. 1861).