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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pfau; Pfauenauge

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Pfau - Pfauenauge.

lichtbraun, quer gewellt, die der Gurgel, der Brust und des Bauches weiß, die Schwingen braun, die Steuerfedern dunkelbraun mit weißem Spitzensaum. Der P. bewohnt Ostindien und Ceylon, besonders Gebirgswälder, fehlt aber im Himalaja. Große Herden halbwilder Pfauen sammeln sich bei den Hindutempeln, wo sie von den Priestern gepflegt werden und kaum weniger scheu sind als die in der Gefangenschaft erwachsenen; aber auch auf Ceylon erscheint der P. in Gesellschaften von Hunderten. Gewöhnlich lebt er in Trupps von 30-40 Stück; er hält sich meist am Boden auf, läuft sehr schnell, fliegt schwerfällig und rauschend und selten weit, frißt allerlei Sämereien und Gewürm, aber auch Reptilien und selbst größere Schlangen, nistet unter einem Busch und legt 4-9 (15) Eier, welche von der Henne nur im äußersten Notfall verlassen werden. Wo er nicht als heilig gilt, werden halb erwachsene Vögel des wohlschmeckenden Fleisches halber gejagt. An die Gefangenschaft gewöhnt er sich leicht, doch sollen Junge schwer aufzuziehen sein. Der gezähmte P. ist minder prächtig gefärbt als der wilde; es gibt auch prachtvolle weiße, welche die Augen im Schweif deutlich erkennen lassen, obwohl dieselben ebenfalls ungefärbt sind, und gescheckte. Die weißen werden von Europa nach Ostindien exportiert und dort zu hohen Preisen verkauft. Man erhält den P. mit Körnerfutter, besonders mit Gerste; doch geht er zuzeiten allen möglichen andern Nahrungsmitteln nach und beschädigt dann Saaten und Pflanzungen. Das kältere Klima verträgt er sehr gut, er läßt sich im Winter ohne Schaden einschneien und sucht kaum den Stall auf. Man hält auf einen Hahn vier Hennen, welche um so eifriger brüten, je ungestörter sie sich wissen. Das Gelege besteht meist aus 5-6 Eiern, welche 30 Tage bebrütet werden. Die Jungen sind ungemein zärtlich und erliegen leicht der Nässe und Kälte. Man füttert sie mit Quark, Ameisenpuppen, Mehlwürmern und Eigelb, später mit gekochter Gerste etc. Bei gutem Gedeihen wachsen sie recht schnell, erhalten ihre volle Schönheit aber erst im dritten Jahr. Der P. erreicht ein Alter von 20 Jahren. Er zeigt Stolz und Eitelkeit, ist selbstbewußt und herrschsüchtig und macht sich auf dem Hühnerhof oft auch durch seine Bosheit unleidlich. Die Stimme ist ein garstiges Geschrei. Der P. ist seit dem Altertum bekannt. König Salomos Schiffe brachten aus Ophir neben andern Kostbarsten auch Pfauen mit; aber die Vögel verbreiteten sich sehr langsam weiter nach Westen, und zuerst scheinen sie aus dem semitischen Vorderasien nach dem Heiligtum der Juno auf Samos gelangt zu sein. Der P. wurde wegen des Augenglanzes seines Gefieders, welcher an die Sterne erinnerte, der Vogel der Juno als Himmelskönigin, und nach der Sage wurde der allschauende Argos nach seinem Tod in einen P. verwandelt. Nach der Mitte des 5. Jahrh. kam er nach Athen, erregte hier die äußerste Bewunderung, und wie Älian erzählt, wurde ein Hahn mit 1400 Mk. unsers Geldes bezahlt. Alexander d. Gr. lernte den P. in Indien kennen, und mit der griechischen Herrschaft breitete sich der Vogel weiter in Asien aus. Nach Italien gelangte er vielleicht direkt aus phönikisch-karthagischen Händen, und zur Zeit der Republik tritt Pavus, Pavo schon als Zuname auf. Später diente der Vogel römischer Üppigkeit, und zu Ciceros Zeiten kam er zuerst auf die Tafel; Pfauenschweife dienten als Fliegenwedel. Nun begann man auch die Zucht in großem Maßstab auf Pfaueninseln und in Pfauenparken, und gegen Ende des 2. Jahrh. waren die Pfauen in Rom "gemeiner als die Wachteln", zumal man auch beständig noch Pfauen aus Indien einführte. Aus Italien gelangte der P. ins westliche Europa; das Christentum nahm ihn als Bild der Auferstehung oder der himmlischen Herrlichkeit in seine Symbolik auf, hob aber auch seine Mängel, die häßlichen Füße und das diebische Gelüst, hervor. Karl d. Gr. befahl, Pfauen auf seinen Gütern zu züchten. Pfauenfedern wurden ein beliebter Schmuck für Ritter und Frauen; später kamen Pfauenhüte aus England, und bis ins 16. Jahrh. erhielt sich die Sitte des Altertums, Pfauen im Schmuck ihrer Federn auf die Tafel zu setzen. Auf solche gebratene Pfauen legten die altfranzösischen Ritter ihre halb wahnsinnigen Gelübde (voeux du paon) ab. Erst die Zeit der Renaissance drängte den P. in die Stellung zurück, welche er jetzt einnimmt. In China gelten Pfauenfedern noch heute als Rangabzeichen der Mandarinen.

Pfau, Sternbild auf der südlichen Halbkugel, zwischen Oktant, Paradiesvogel, südlichem Dreieck, Altar, astronomischem Fernrohr und Indianer, neun Sterne 3.-6. Größe enthaltend.

Pfau, Ludwig, Lyriker und Kunstkritiker, geb. 25. Aug. 1821 zu Heilbronn, lernte als Kunstgärtner in Frankreich, studierte dann aber in Tübingen und Heidelberg und trat als Dichter mit einer ersten Sammlung seiner "Gedichte" (Frankf. 1846) hervor, welche gewisse Eigentümlichkeiten seines Talents: die schlichte, volksliedähnliche Innigkeit der Empfindung und die Anmut der Form, schon aufwies, deren schönste Lieder freilich erst in spätern Auflagen (Gesamtausg., Stuttg. 1874) hinzukamen. 1848 gab. P. in Stuttgart das Witzblatt "Eulenspiegel" heraus, veröffentlichte: "Stimmen der Zeit" (Heilbr. 1848) und "Deutsche Sonette auf das Jahr 1850" (Zürich 1849) und ward 1849 in die revolutionäre Bewegung so tief verstrickt, daß er zuerst nach der Schweiz flüchten und seit 1852 im Exil zu Paris leben mußte. Hier übertrug er in Gemeinsamkeit mit M. Hartmann die "Bretonischen Volkslieder" (Köln 1853) und widmete sich der Kunstgeschichte und Kunstkritik. Als reife Frucht seiner Eindrücke und Arbeiten traten die "Freien Studien" (Stuttg. 1866, 2. Aufl. 1874) hervor, geistvolle Abhandlungen, von denen die hervorragendsten: "Die Kunst im Staat" und "Die zeitgenössische Kunst in Belgien", vom Verfasser auch französisch geschrieben wurden. Nachdem P. sich noch längere Zeit in Brüssel, Antwerpen und London aufgehalten, kehrte er 1865 nach Deutschland zurück und ließ sich in Stuttgart nieder, wo er eine Zeitlang den "Stuttgarter Beobachter" redigierte. In der Folge veröffentlichte er noch: "Kunstgewerbliche Musterbilder aus der Wiener Weltausstellung" (Stuttg. 1874); "Kunst- und Gewerbestudien" (das. 1877); "Das Ulmer Münsterjubiläum" (Ulm 1878) und eine Sammlung seiner ästhetischen Schriften in 6 Bänden unter dem Titel: "Kunst und Kritik" (Stuttg. 1888 ff.).

Pfauenauge, Name mehrerer Schmetterlinge. Über das Tagpfauenauge (Vanessa Io L.) s. Eckflügler. Das Abendpfauenauge (Smerinthus ocellatus L.), aus der Familie der Schwärmer (Sphingidae), 8,75 cm breit, hat silbergraue, braun, rötlich und schwärzlich marmorierte Vorderflügel und rosenrote, leicht verbleichende, mit einem großen, blauen Auge in der Mitte gezierte Hinterflügel, findet sich fast in ganz Europa. Die grüne, chagrinartig rauhe mit weißen Schrägstreifen gezeichnete Raupe hat ein bläuliches Horn und lebt auf Weiden, Pappeln, Apfelbäumen und Schlehdorn. Das Nachtpfauenauge (Hainbuchenspinner, Saturnia carpini Hb.), aus der Familie der Spinner (Bombycidae), 6 cm breit,