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Pfaueninsel - Pfefferminzöl.
auf den Flügeln weiß und braun gewölkt, vor dem Außenrand mit einer braunen, nach innen durch einen dunkelbraun gerandeten Zickzackstreif begrenzten Binde und auf der Mitte eines jeden Flügels mit einem gelb geringelten Auge, findet sich häufig in Buchenwäldern in ganz Europa. Die Raupe ist grün mit schwarzen Quergürteln, worin rötliche Warzen mit sternförmigen Borsten stehen, und lebt häufig auf Schlehdorn, Hainbuchen, Eichen, Birken, Erlen etc. Ähnlich gezeichnet ist das Wiener Nachtpfauenauge (S. piri Hb.), der größte europäische Nachtschmetterling, 13-15 cm spannend, häufig in der Gegend von Wien u. Paris, aber nicht in Norddeutschland.
Pfaueninsel, s. Potsdam.
Pfauenstein (Pfauenfeder), ein früher gebräuchlicher irisierender Schmuckstein, der aus der Schloßgegend der Perlmuschelschale verfertigt worden sein soll.
Pfaundler, Leopold, Physiker, geb. 14. Febr. 1839 zu Innsbruck, studierte daselbst, in München und Paris Physik, Mathematik und Chemie, habilitierte sich 1866 in Innsbruck und erhielt 1867 die Professur der Physik daselbst. Er publizierte mehrere Untersuchungen und gab die 8. und 9. Auflage von Müller-Pouillets "Lehrbuch der Physik" heraus.
Pfebe (Pepo), s. v. w. Kürbis.
Pfechten, in Süddeutschland s. v. w. eichen.
Pfeddersheim, alte Stadt in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Worms, an der Pfrimm und der Linie Worms-Alzey-Bingen der Hessischen Ludwigsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, Weinbau und (1885) 2165 Einw. Hier 4. Juli 1460 Sieg des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz über Erzbischof Diether von Mainz; 24. Juni 1525 erlitten hier die Bauern am Georgenberg eine entscheidende Niederlage durch die Kurfürsten Ludwig von der Pfalz und Richard von Trier.
Pfeffel, Gottlieb Konrad, deutscher Dichter, geb. 28. Juni 1736 zu Kolmar, besuchte das evangelische Gymnasium seiner Vaterstadt, darauf 1751 die Universität Halle, wurde aber durch ein Augenleiden genötigt, seine Studien nach zwei Jahren zu unterbrechen, und hatte, 1754 nach Kolmar zurückgekehrt, das Unglück, schließlich ganz zu erblinden. Nachdem er sich trotzdem verheiratet, gründete er 1773 mit Genehmigung Ludwigs XV. in Kolmar unter dem Namen einer Kriegsschule ein akademisches Erziehungsinstitut für protestantische adlige Jünglinge, denen damals noch die königlichen Militärschulen unzugänglich waren. Das Institut bestand bis zur französischen Revolution fort, und etwa 300 Jünglinge aus den verschiedensten Ländern erhielten in demselben ihre Ausbildung. Bei der Reorganisation der Kulte in Frankreich wurde P. zum Mitglied des Oberkonsistoriums und 1806 zu dem des Direktoriums der Kirche Augsburgischer Konfession ernannt. Er starb 1. Mai 1809 in Kolmar, wo ihm 1859 ein Denkmal errichtet ward. P. ist besonders als Fabeldichter bekannt und gehört als solcher der Gellertschen Schule an. Einige seiner Gedichte, wie "Ibrahim" und "Die Tabakspfeife", wurden volkstümlich. P. gab auch "Theatralische Belustigungen nach französischen Mustern" (Frankf. u. Leipz. 1765-74, fünf Sammlungen) sowie "Dramatische Kinderspiele" (Straßb. 1769) heraus. Seine prosaischen und poetischen Werke erschienen in 10 Bändchen (Tübing. 1810-12), seine "Fabeln und poetischen Erzählungen", in Auswahl von H. Hauff, in 2 Bänden (Stuttg. 1840). Vgl. Edel, Gottl. Konr. P. (Straßb. 1859); Lina Beck-Bernard (Pfeffels Urenkelin), Théophile Conrad P. de Colmar (Laus. 1866).
Pfeffer, Pflanzengattung, s. Piper. - Äthiopischer Pfeffer, s. Habzelia. Brasilischer, indianischer, türkischer Pfeffer, s. Capsicum.
Pfeffer, Wilhelm, Botaniker, geb. 9. März 1845 zu Grebenstein (Hessen-Kassel), studierte in Göttingen, Marburg, Würzburg, Berlin, promovierte 1865 in Göttingen, habilitierte sich 1871 in Marburg, wurde 1873 außerordentlicher Professor der Botanik in Bonn, erhielt 1877 die Professur in Basel, folgte aber schon 1878 einem Ruf nach Tübingen und ging 1887 als Nachfolger Schenks nach Leipzig. P. zählt zu den ersten Vertretern der Pflanzenphysiologie in Deutschland. Seine ersten Arbeiten beschäftigten sich mit den Laubmoosen, besonders mit der geographischen Verbreitung derselben. Dann aber wandte er sich der Entwickelungsgeschichte und Embryologie zu, und in der Folge widmete er sich fast ausschließlich der Pflanzenphysiologie, welche er durch zahlreiche wichtige Untersuchungen förderte. Er schrieb: "Bryogeographische Studien aus den Rätischen Alpen" (Berl. 1869); "Zur Blütenentwickelung der Primulaceen und Ampelideen" (das. 1869); "Wirkung farbigen Lichts auf die Zersetzung der Kohlensäure in den Pflanzen" (Marburg 1871); "Die Entwickelung des Keims der Gattung Selaginella" (Bonn 1872); "Über Proteinkörner und die Bedeutung des Asparagins beim Keimen der Samen" (Leipz. 1872); "Physiologische Untersuchungen" (das. 1873); "Periodische Bewegungen der Blattorgane" (das. 1875); "Osmotische Untersuchungen" (das. 1877); "Pflanzenphysiologie" (das. 1882, 2 Bde.); "Lokomotorische Richtungsbewegungen durch chemische Reize" (das. 1884). Andre Arbeiten veröffentlichte er in verschiedenen Fachjournalen und in den 1881 begründeten "Untersuchungen aus dem botanischen Institut in Tübingen".
Pfefferartige Pflanzen, s. Piperaceen.
Pfefferbeere, s. v. w. gemeiner Seidelbast, s. Daphne.
Pfefferfresser, s. Tukan.
Pfefferkorn, Johann, s. Epistolae obscurorum virorum und Reuchlin.
Pfefferkraut, s. v. w. Saturei (Satureja hortensis) oder s. v. w. Lepidium latifolium.
Pfefferkuchen (Lebkuchen), Backwerk aus Mehl und Honig (Honigkuchen) oder Zucker oder Sirup, je nach seiner Feinheit mit verschiedenen Gewürzen, Mandeln etc. gemischt. Sie kommen hauptsächlich von Nürnberg, Erlangen, Ulm, Nördlingen, Basel (Leckerli), Braunschweig, Offenbach, Danzig, Thorn, aus Schlesien, Pulsnitz und Kamenz in Sachsen, von Metz, Verdun und Reims in den Handel.
Pfefferkuchenbaum, s. Hyphaene.
Pfefferkümmel, s. Cuminum.
Pfefferküste (Körnerküste), s. Guinea.
Pfefferminzbaum, s. Eucalyptus.
Pfefferminze, Pflanzengattung, s. Mentha.
Pfefferminzöl, ätherisches Öl, welches meist aus kultivierter blühender Pfefferminze durch Destillation mit Wasser gewonnen wird (Ausbeute 1,25 Proz.), ist farblos oder schwach grünlich, dünnflüssig, riecht durchdringend, schmeckt gewürzhaft brennend, dann kühlend, löst sich schwer in Wasser, in einem Teil Alkohol, spez. Gew. 0,89-0,92, reagiert meist sauer und besteht aus einem Kohlenwasserstoff und Menthakampfer, Menthol C10H20O ^[C_{10}H_{20}O]. Man gewinnt viel P. in Deutschland, noch mehr in England, von wo die feinste Sorte (Mitcham) in den Handel kommt, und in Nordamerika, welches auch viel schlechte Ware liefert, die zunächst rektifiziert werden muß. Japanisches P. ist eine trockne, blätterig kristallinische Masse von starkem Minzgeruch und etwas kampferartigem Geschmack.