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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Philipp

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Philipp (Spanien).

Kastilien angelangt, ward er neben seiner Gemahlin als König anerkannt, verscherzte aber die Liebe seiner Unterthanen bald durch die Begünstigung der Niederländer. P. starb, von seiner Gemahlin tief betrauert, 25. Sept. 1506 in Burgos. Seine Söhne waren die Kaiser Karl V. und Ferdinand I.

17) P. II., König von Spanien, Sohn Kaiser Karls V. und der Isabella von Portugal, geb. 21. Mai 1527 zu Valladolid, ward von seinem Gouverneur Zuniga vortrefflich erzogen, zeigte aber schon früh einen dünkelhaften Stolz und ein düsteres, zurückhaltendes Benehmen. Obwohl von kleinem und zartem, aber regelmäßigem Körperbau und nicht häßlich, war er doch steif und linkisch und stieß namentlich alle Nichtspanier durch sein mürrisches, unliebenswürdiges Benehmen ab. Kaum 16 Jahre alt, wurde er mit Maria, der Tochter des Königs von Portugal, vermählt und, als sein Vater 1543 nach Deutschland ging, unter dem Beirat des Herzogs von Alba an die Spitze der Regierung Spaniens gestellt. Nachdem der Plan Karls V., ihn auf dem Reichstag zu Augsburg. 1550 zum römischen König erwählen zu lassen, vereitelt worden, vermählte er P., der inzwischen Witwer geworden, 1554 mit der Königin Maria von England, die, obwohl elf Jahre älter, schwärmerisch in ihn verliebt war und ihm einen großen Einfluß auf ihre Regierung einräumte. Jedoch schon 1555 verließ er sie wieder. Hierauf trat ihm sein Vater 25. Okt. 1555 die Niederlande und die italienischen Besitzungen und 16. Jan. 1556 auch Spanien nebst den Kolonien ab. P. war einfach in seiner Lebensweise und thätig, aber langsam und unentschlossen, dabei hinterlistig und hartherzig. Seine einflußreichsten Räte waren erst Gomez, dann Alba und Perez. Seine Haupteigenschaft war seine fanatische Frömmigkeit, die ihn bestimmte, neben dem absoluten Königtum die Ausrottung der Ketzerei zur Aufgabe seiner Regierung zu machen, während er seine königlichen Rechte gegen die Kurie energisch verteidigte. Gleich bei Beginn seiner Herrschaft geriet er sogar in Krieg mit Papst Paul IV., dem er indes nach der Einnahme Roms durch Alba 1557 gegen das Versprechen der Neutralität Frieden gewährte. Hierauf nahm er den französischen Krieg wieder auf, bewog auch seine Gemahlin Maria von England, an Frankreich den Krieg zu erklären, und erlangte durch die bedeutenden Siege bei St. Quentin 10. Aug. 1557 und bei Gravelines 13. Juli 1558 den günstigen Frieden von Cateau-Cambrésis (April 1559). Inzwischen war 1558 Maria von England kinderlos gestorben, und P. warb, wiewohl vergeblich, um die Hand ihrer Nachfolgern Elisabeth, worauf er sich mit Elisabeth von Frankreich vermählte. Mit zunehmendem Alter immer fanatischer werdend, wendete P. von nun an seine ganze Thätigkeit auf die Unterdrückung des Protestantismus und der bürgerlichen Freiheiten in den Niederlanden, was schließlich den Abfall eines großen Teils derselben von Spanien zur Folge hatte. Ein Beweis seiner Verschlossenheit und düstern Strenge war sein Verfahren gegen seinen Sohn Don Karlos, den er 1568 verhaften, übrigens nicht töten ließ (s. Karl 68). Immer mehr schloß sich P. von der Welt ab und führte alle Geschäfte schriftlich, was die Verschleppung derselben beförderte. Die von ihm befohlene Vertreibung der Morisken aus Spanien verwickelte ihn 1570 in einen Krieg mit den Türken, bie ^[richtig: bei] denen jene Hilfe gesucht hatten. Mit Venedig, dem Papst und andern italienischen Staaten verbündet, errang er zwar durch seinen Halbbruder Don Juan d'Austria den entscheidenden Seesieg bei Lepanto (7. Okt. 1571); aber auch diesmal benutzte P. den Sieg nicht. Als König Sebastian von Portugal in der großen Schlacht bei Alkazar (1578) fiel und sein Oheim, Kardinal Heinrich, der letzte legitime Braganza, 31. Jan. 1580 starb, erklärte sich P. als Sohn Isabellas, des großen Emanuel ältester Tochter, zum Thronfolger, überzog Portugal mit Krieg und machte dasselbe zu einer spanischen Provinz, indem er zugleich die den Portugiesen gegebene Zusicherung, ihre Rechte zu schützen, brach. Als Elisabeth von England durch Leicesters Sendung die Niederlande unterstützte und Maria Stuart 1587 hinrichten ließ, rächte sich P. durch Anzettelung eines Aufruhrs in Irland, mit dem er vom Papst belehnt war, und rüstete 1588 mit einem Kostenaufwand von 20 Mill. Dukaten gegen England die Armada (s. d.) aus, von welcher aber nur 50 Schiffe mit etwa 10,000 Menschen nach Spanien zurückkehren. 1596 versenkten zur Vergeltung die Engländer eine spanische Flotte im Hafen von Cadiz, zerstörten diese Stadt und machten 20 Mill. Dukaten Beute. Hatte hierdurch der Seehandel Spaniens einen empfindlichen Verlust erlitten, so brach der unglückliche Krieg mit Frankreich (1585-98), wo P. im Bund mit den Guisen zu gunsten seiner Tochter Klara Eugenie (von seiner dritten Gemahlin, Elisabeth) die Thronbesteigung des Hugenotten Heinrich IV. hindern wollte, auch die Landmacht Spaniens. Philipps erfolglose Kriege hatten 600 Mill. Dukaten verschlungen und die Kraft des spanischen Volkes, dessen Seelenzahl unter Philipps Regierung von 10 Mill. auf 8 Mill. sank, erschöpft. Nur um die Gegenreformation, die Wiederausbreitung des Katholizismus, hat sich P. Verdienste erworben. Zuletzt von schweren Leiden heimgesucht, starb er 13. Sept. 1598. Er hinterließ eine Schuldenlast von 150 Mill. Dukaten. Aus seiner vierten Ehe, mit der Erzherzogin Anna, entsprang sein Nachfolger auf dem Thron, Philipp III. Seine Geschichte schrieben: Dumesnil (Par. 1822), San-Miguel (span., Lond. 1844-45, 4 Bde.), Prescott (deutsch von Scherr, Leipz. 1856-59, 5 Bde.), Cabrera de Cordova (Madr. 1876-78, 3 Bde.) und Forneron (3. Aufl., Par. 1887, 4 Bde.). Vgl. Gachard, Correspondance de Philippe II sur les affaires des Pays-Bas (Brüssel 1848-79, 5 Bde.); Derselbe, Lettres de Philippe II à ses filles (Par. 1884).

18) P. III., König von Spanien, Sohn des vorigen, geb. 14. April 1578, schlecht erzogen und infolge der argwöhnischen Unterdrückung durch seinen Vater in seiner Willenskraft gebrochen, übernahm 1598 die Regierung des völlig erschöpften Staats, überließ sie aber fast ganz seinem Minister, dem Herzog von Lerma, welcher selbst wieder einen Günstling, den Grafen von Oliva, damit betraute, und später, als Lerma wegen seiner Abneigung gegen Österreich 1618 in Ungnade gefallen war, dessen Sohn, dem Herzog von Uzeda. Er schloß zwar mit den Niederlanden 1609 einen Waffenstillstand und beendete den kostspieligen Krieg daselbst, beförderte aber durch die völlige Vertreibung der Morisken, 800,000 Menschen, welche das Gnadenedikt vom 22. Sept. 1609 befahl, noch die Entvölkerung Spaniens und hinterließ bei seinem Ableben, 31. März 1621, die Staatsfinanzen in grenzenloser Verwirrung.

19) P. IV., König von Spanien, Sohn des vorigen, geb. 8. April 1605, gelangte 1621 zur Regierung, überließ aber dieselbe seit 1623 dem Herzog von Olivarez. Obwohl die bereits von Philipp III. gegebenen Gesetze zur Wiederbelebung des Ackerbaues erweitert, auch fleißige Einwanderer herbeigezogen