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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Philipp

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Philipp (Hessen, Spanien).

13) P. VI. von Valois, König von Frankreich, Sohn Karls von Valois, des Bruders Philipps IV., geb. 1293, machte als der nächste männliche Seitenverwandte nach Karls IV. Tod 1328 seine Thronansprüche geltend, übernahm einstweilen, bis zur Niederkunft der verwitweten Königin, die Regentschaft und ward, nachdem jene eine Tochter geboren, 23. März 1328 zu Reims gekrönt. Er verglich sich mit Johanna von Navarra und gab ihr Navarra zurück, vereinigte dagegen die Champagne und Brie mit der Krone. Die Vlämen, die ihren Grafen vertrieben hatten, unterwarf er durch den Sieg bei Cassel 23. Aug. 1328. Mit seinem Einfall in Guienne im Juli 1337 eröffnete er den Krieg, der sodann über ein Jahrhundert zwischen England und Frankreich fortwütete. Um die Überfahrt der Engländer zu hindern, schickte P. eine mit 40,000 Mann besetzte Flotte in den Kanal, welche Eduard jedoch 23. Juni 1340 auf der Höhe von Sluys zerstörte, worauf ein zweijähriger Waffenstillstand zu stande kam. Als P. 1345 eine Menge englisch gesinnter bretonischer Edelleute festnehmen und ohne Verhör enthaupten ließ, setzte Eduard 1346 von neuem nach Frankreich über und lieferte P. 26. Aug. 1346 die Schlacht bei Crécy, in der die Franzosen völlig geschlagen wurden. Der durch diese Kriege sowie durch ungemessenen Aufwand hervorgerufenen Geldnot suchte P. dadurch abzuhelfen, daß er schlechte Münzen prägen ließ und das Reich mit drückenden Steuern belastete. 1349 brachte er durch Schenkung die Dauphiné an sich, und 1350 kaufte er von dem unglücklichen König Jakob von Mallorca, der sich an seinem Hof befand, Montpellier, während er früher schon das Erbe seiner Mutter, Anjou und Maine, mit der Krone vereinigt hatte. Er starb 22. Aug. 1350, von den Großen verachtet, von dem Volke gehaßt. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin, Johanna von Burgund, hatte er sich 1349 mit Blanka von Navarra vermählt. Von jener hinterließ er zwei Söhne, von denen ihm Johann der Gute auf dem Thron folgte.

[Hessen.] 14) P. der Großmütige, Landgraf von Hessen, Sohn des Landgrafen Wilhelm II., geb. 13. Nov. 1504, folgte 1509 seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter Anna von Mecklenburg, trat 1518 die Regierung selbständig an und vermählte sich 11. Dez. 1523 mit Christine, Tochter Georgs des Bärtigen von Sachsen. Gegen Franz von Sickingen verbündete er sich mit dem Kurfürsten von Trier und zwang jenen, sich und seine Feste Landstuhl zu übergeben. Zur Unterdrückung des Bauernkriegs zog er persönlich zu Felde. Er war einer der eifrigsten Anhänger der kirchlichen Reformbewegung und unter den Fürsten seiner Zeit ohne Frage der klügste und aufgeklärteste. 1526 führte er die Reformation in seinem Land ein, schloß gleichzeitig mit Johann dem Beständigen von Sachsen das Torgauer Schutzbündnis und gründete 1527 die erste evangelische Universität zu Marburg. Das Kolloquium zu Marburg ward 1529 durch ihn veranstaltet, um eine Einigung der deutschen und schweizerischen Reformatoren herbeizuführen, da Philipps freisinnige Anschauungen ihn den letztern geneigter machten; an den Verhandlungen auf den Reichstagen zu Speier (1529) und zu Augsburg (1530) nahm er den lebhaftesten Anteil. Im Dezember schloß er den Schmalkaldischen Bund mit ab, dessen energischtes Haupt er war, und setzte 1534 durch einen glücklichen Handstreich den Herzog Ulrich von Württemberg in seine Staaten wieder ein. 1536 brachte er in Kassel und Wittenberg eine sogen. Konkordienformel zu stande. Für die Entwickelung des Protestantismus in Deutschland hat P. die größten Verdienste. Nachdem er 1542 siegreich gegen den Herzog Heinrich den jüngern von Braunschweig gefochten, unterwarf er sich nach der Schlacht bei Mühlberg, den Zusicherungen seines Schwiegersohns, des Herzogs Moritz von Sachsen, trauend, 1547 in Halle dem Kaiser Karl V., der ihn aber verhaften ließ und in der Gefangenschaft sehr hart behandelte, bis Moritz durch den Passauer Vertrag 3. Sept. 1552 seine Freilassung erzwang. P. sandte nach seiner Rückkehr den französischen Hugenotten Hilfstruppen und starb 31. März 1567, nachdem er seine Länder unter seine vier Söhne geteilt (s. Hessen, S. 467). Mit Genehmigung seiner Gemahlin Christine (gest. 15. April 1549) und mit Zustimmung Luthers und Melanchthons hatte er sich 4. März 1540 noch Margarete v. d. Saal (gewöhnlich die linke Landgräfin genannt) antrauen lassen, die ihm sechs Söhne, die Grafen von Dietz hießen, und eine Tochter gebar und 6. Juli 1566 starb. Sein "Briefwechsel mit Bucer" wurde von Lenz herausgegeben (Leipz. 1880-87, 2 Bde.). Vgl. Rommel, P. der Großmütige (Gieß. 1830, 3 Bde.); Hoffmeister, Leben Philipps des Großmütigen (Kassel 1846); Heister, Die Gefangennehmung etc. Philipps des Großmütigen (Marburg 1868); Wille, P. der Großmütige und die Restitution Ulrichs von Wirtemberg (Tübing. 1882); Schwarz, Landgraf P. von Hessen und die Packschen Händel (Leipz. 1884); Heidenhain, Die Unionspolitik Landgraf Philipps etc. (Bresl. 1886); Falckenheiner, P. der Großmütige im Bauernkrieg (Marb. 1887).

15) P. August Friedrich, Landgraf von Hessen-Homburg, Sohn Friedrich Ludwig Wilhelms, geb. 11. März 1779 zu Homburg vor der Höhe, trat 1794 als Hauptmann in holländische Dienste, ward von den Franzosen gefangen, ging nach seiner Freilassung (1795) in die österreichische Armee über und zeichnete sich 1813 als Feldmarschallleutnant aus. 1814 führte er das 6. Armeekorps der Verbündeten bis Lyon. An der Spitze eines österreichischen Armeekorps ging er 1821 nach Neapel, wo er als Gouverneur blieb, bis er 1825 zum kommandierenden General in Graz ernannt wurde; 1827 ward er als solcher nach Lemberg, 1829 wieder nach Graz versetzt. Seit 1832 Generalfeldzeugmeister, erhielt er 19. Jan. 1839 durch den Tod seines Bruders Ludwig Wilhelm Friedrich die Regierung der Landgrafschaft Hessen-Homburg, welche er im Juli antrat. Doch blieb er in österreichischen Diensten und war fünf Jahre lang Gouverneur der Bundesfestung Mainz. Er starb 15. Dez. 1846. P. war seit 1838 in morganatischer Ehe vermählt mit der verwitweten Freifrau v. Schimmelpfennig, die vom König von Preußen zur Gräfin von Naumburg ernannt wurde und 21. Febr. 1845 starb.

[Spanien.] 16) P. I., der Schöne, König von Spanien, Sohn des Kaisers Maximilian I. und der Maria von Burgund, geb. 22. Juli 1478, erbte schon 1482 infolge des Todes seiner Mutter die burgundischen Länder, die während seiner Minderjährigkeit sein Vater für ihn regierte, vermählte sich 1496 mit Johanna, der Tochter Ferdinands des Katholischen und der Isabella, und nahm nach Isabellas Tod 1504 Wappen und Titel eines Königs von Kastilien an, geriet aber darüber mit seinem Schwiegervater in Streit, welcher die Regierung dieses Reichs im Namen seiner geistesschwachen Tochter Johanna übernehmen wollte. P. ging 1506 mit seiner Gemahlin zu Schiff nach Kastilien ab, ward aber durch einen Sturm gezwungen, in Weymouth einzulaufen, und hier von Heinrich VIII. drei Monate lang zurückgehalten. In