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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Philippisten; Philippōnen; Philippōpel

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Philippisten - Philippopel.

Die Bevölkerung ward 1879 auf 5,561,232 Seelen angegeben, doch kann eine solche Angabe in anbetracht der fast noch völligen Unbekanntschaft des Innern vieler Inseln auf Genauigkeit keinen Anspruch machen. Darunter sollten 2000 Spanier und andre Europäer, 5000 Kreolen, 25,000 Mestizen und 65,000 Chinesen sein. Die große Masse der Bevölkerung bilden Malaien, und zwar überwiegen in Luzon und seinen Nachbarinseln die Tagalen (von den Spaniern Indios genannt), auf den südlichen Inseln die Bissaya. Dazu kommen 30-35,000 Negrito, die im Innern von Luzon, Negros, Mindoro u. a. hausen. Sie werden mit den heidnisch gebliebenen Malaien als Infiëles ("Ungläubige") bezeichnet und sind als solche verrufen. Von den Malaien sind etwa 3 Mill. getauft, d. h. sie beobachten die Zeremonien der katholischen Kirche, während von einem sittigenden Einfluß des Christentums wenig zu bemerken ist. Die Tracht besteht bei den Männern aus Beinkleidern von Baumwolle oder Seide, einem Hemd darüber von Sinamay oder Piña und einem Strohhut (Salacot); die Frauen tragen die Cambaya oder Saya aus Baumwolle nebst einem Rock, der durch einen Gürtel gehalten wird. Alle kauen Betel. Die Indios sind äußerst geschickt und gelehrig; ihre Gewebe aus dem Hanfe von Manila (bei den Tagalen Avoca genannt) und ihre Schnitzarbeiten sind bewundernswürdig. Der Handelsverkehr ist nicht unbedeutend, entspricht aber der Bewohnerzahl, dem Umfang und dem Bodenreichtum des Archipels keineswegs. Ein lebhafter Küstenhandel wird von den Tagalen und Sangleiern (reinen Chinesen) betrieben. Der Großhandel ist in den Händen fremder Häuser, namentlich von Briten und Amerikanern, auch von Deutschen, Schweizern, Franzosen; doch beruht der ganze Handelsverkehr auf den P. auf der Vermittelung durch die Chinesen, durch sie gelangt der ganze Import in den Konsum. Der Wert der Ausfuhr betrug 1885: 24,553,685 Pesos, darunter Manilahanf für 6,634,515, Zucker für 10,337,852, Tabak und Zigarren für 2,744,753, Kaffee für 980,418 Pesos; ferner Ilang-Ilangessenz, Ölsaat, Metalle, Farbhölzer, Häute und Felle u. a. Die Einfuhr wertete 19,171,468 Pesos. Der Handel wird aber außerordentlich erschwert durch den Mangel aller Straßen aus dem Innern an die Küste oder zu den Flüssen, von denen die größern Inseln mehrere schiffbare besitzen. In der Regenzeit stockt der Verkehr fast gänzlich. Man hat daher den Bau einer Eisenbahn von Manila nach Dagupan (192 km) begonnen, weitere 1730 km sind projektiert. Die Länge der Telegraphenlinien ist 1149 km, die Zahl der Telegraphenämter 37. Ein Kabel verbindet das Kap Bolinao an der Westküste von Luzon mit Hongkong. Dem auswärtigen Verkehr war bis 1858 nur der Hafen von Manila geöffnet, seitdem aber noch die Häfen Sual (Luzon), Iloils (Panai) und Zambranga (Mindanao). Von Schiffen langer Fahrt kamen 1885 an: 379 von 345,660 Ton., gingen ab: 370 von 333,711 T. Zur Verbindung mit Europa ist eine eigne Dampferlinie eingerichtet, welche sich an die Messageries maritimes in Singapur anschließt; den Postverkehr mit Spanien und Australien vermitteln außerdem zwei Linien. Die wirtschaftlichen Verhältnisse leiden unter der engherzigen Verwaltungs- und Handelspolitik, welche die spanische Regierung befolgt. Bis in die neueste Zeit durfte der Bauer nur an letztere verkaufen und zwar zu vorgeschriebenen Preisen. Auch der Export lag in ihrer Hand. Jetzt sind manche dieser Schranken gefallen, der Fremde darf Grundbesitz erwerben. 1871 ist auch ein liberaler Zolltarif ins Leben getreten. Gleichwohl kann, bevor nicht der übermächtig Einfluß der geistlichen Orden, welche die Großgrundbesitzer auf Luzon sind, gebrochen, an eine kräftigere Hebung der wirtschaftlichen Thätigkeit nicht gedacht werden. Die unerträgliche Steuerlast, welche ausschließlich auf Eingebornen und Chinesen lastet, während Spanier und Fremde frei sind, führte 1872 in der Festung Cavite zu einem blutigen Aufstand, der indes schnell unterdrückt wurde. Als Gewicht gilt das Pikul, = 63,268 kg, und das span. Quintal, = 46 kg; als Münze die span. Peseta (Peso). Der spanische Besitz umfaßt jetzt auch die Suluinseln und wird in vier Distrikte (Luzon, Wisayas, Mindanao, Islas adjacentes) und 52 Provinzen geteilt, ist aber noch vielfach rein nomineller Natur. Die ganze Regierungsgewalt ruht in den Händen des Generalkapitäns, dem auch die Marianen und Karolinen unterstellt sind. Derselbe präsidiert auch der Real Audiencia, d. h. der obersten Gerichtsbehörde, zu Manila. Die bewaffnete Macht zählt etwa 20,000 Mann. Die Flotte besteht aus königlichen Schiffen und sogen. Sutils oder leichten Schiffen (zur Küstendeckung gegen Seeräuber etc.); doch haben beide nicht viel zu bedeuten. Dem römisch-katholischen Kirchenwesen steht der Erzbischof von Manila vor, der an Rang und Würde der nächste nach dem Generalkapitän ist und drei Bischöfe unter sich hat. Für höhern wissenschaftlichen Unterricht bestehen eine Universität, ein Colegio und andre Lehranstalten in Manila. Auf dem ganzen Archipel erscheint nur eine von der Regierung kontrollierte Zeitung. Die Staatseinnahmen bestehen aus der Kopfsteuer der Eingebornen, dem Tabaksmonopol, den Ein- und Ausfuhrzöllen, der Fronarbeit, aus einer Abgabe für den Verkauf von Palmenwein sowie aus der Erlaubnis zum Abhalten von Hahnenkämpfen, denen die Eingebornen leidenschaftlich zugethan sind. Sie betrugen 1886-87: 11,154,379, dagegen die Ausgaben 11,260,979 Pesos. Hauptstadt ist Manila auf Luzon. - Die P. wurden 17. März 1521 von Magelhaens entdeckt und von ihm "Archipel St. Lazarus" genannt. Als 1543 die Besiedelung geplant wurde, taufte man sie nach dem damaligen Kronprinz (dem spätern Philipp II.) in Islas Felipinas um. Ernst wurde jedoch mit der Kolonisation erst später gemacht. Nach drei vergeblichen Expeditionen landete 27. April 1565 Michael Lopez de Legaspi auf der Insel Zebu, und 23. Juni 1569 nahmen die Spanier von dem Archipel Besitz. 1645 litten die Inseln von einem schreckliche Erdbeben; 1762-64 waren sie im Besitz der Briten. Infolge von Seeräubereien wurden 1851 auch die Suluinseln von Spanien annektiert. Vgl. Semper, Die P. und ihre Bewohner (Würzb. 1869); Jagor, Reisen in den P. (Berl. 1873); Scheidnagel, Las colonias españolas de Asia (Madr. 1880); Blumentritt, Ethnographie der P. (Ergänzungsheft 67 zu "Petermanns Mitteilungen", 1882); Derselbe, Vokabular (1883); Moya, Las islas Filipinas en 1882 (Madr. 1883); Montero y Vidal, El Archipélago filipino etc. (das. 1886); Derselbe, Historia general de Filipinas (das. 1887 ff.).

Philippisten, im 16. Jahrh. die Anhänger der mildernden und ausgleichenden Lehren Melanchthons (s. d.) im Gegensatz zu den strengen Lutheranern.

Philippōnen (Filipponen), s. v. w. Lippowaner.

Philippōpel (türk. Filibé, bulgar. Plowdiw), Hauptstadt von Ostrumelien, an der Maritza, die hier schiffbar wird, und an der Eisenbahn von Konstantinopel über Bellowa nach Sofia, liegt in schöner,