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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Photographie

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Photographie (astronomische, künstliches Licht; photomechan. Druckverfahren).

einer dem Mikroskop angefügten Camera entworfen. Die Aufnahme geschieht wie gewöhnlich. Von großer Bedeutung für die Wissenschaft ist ferner die astronomische P. Bei dieser dient das Fernrohr als Camera. Die Linse desselben entwirft in ihrem Brennpunkt ein objektives Bild des zu photographierenden Gestirns, welches entweder direkt mit Hilfe einer lichtempfindlichen Platte aufgefangen, oder mit Hilfe einer zweiten Linse vergrößert wird. Letzteres ist nur möglich bei sehr hellen Objekten, wie die Sonne. Die astronomische P. fertigt Sonnenbilder in verschiedenen Zeiten, die ein treues Bild der "Fackeln" und "Flecke" und ihrer Veränderungen liefern, ferner Mondbilder. Warren de la Rue hat mit Hilfe eines zehnfüßigen Teleskops Mondbilder aufgenommen und die Negative, welche reichlich 2,5 cm Durchmesser besitzen, 8-, auch 16mal vergrößert. Er wandte das gewöhnliche nasse Kollodiumverfahren an und exponierte bei Vollmond 1-5 Sekunden, bei zu- oder abnehmendem Mond 20-30 Sekunden. Endlich ist es auch gelungen, vom Mond Stereoskopbilder zu gewinnen, indem die Schwankungen des Mondes (Librationen) in seiner Stellung zur Erde benutzt wurden, um zwei verschiedene Bilder zu erhalten. Die trefflichen Mondbilder hat Rutherford in New York geliefert, wobei ihm die besonders klare Atmosphäre von New York zu statten kam. Eine besondere Wichtigkeit spielt die P. bei der Aufnahme der Erscheinungen während einer Sonnenfinsternis, die gewöhnlich so rasch vorübergehen, daß zur Zeichnung nicht Zeit ist. Hier handelt es sich hauptsächlich um Fixierung der Gestalt und Lage der Protuberanzen und der viel lichtschwächern, ihrer Natur nach rätselhaften Corona (vgl. Sonne). Zur Aufnahme der Protuberanzen auf Gelatinetrockenplatten genügt bei günstigen atmosphärischen Verhältnissen der Bruchteil einer Sekunde, zur Aufnahme der Corona die achtfache Zeit. Schwieriger ist die Aufnahme der Fixsterne. Doch hat man seit Einführung der Gelatinetrockenplatte damit die außerordentlichsten Resultate erzielt. Epochemachend sind in dieser Hinsicht die Arbeiten der Gebrüder Henry in Paris; sie wendeten ein Fernrohr von 34 cm Öffnung und 343 cm Fokus an und erhielten damit selbst bei Beachtung von nur ½ Sekunde Sterne 6. Größe (die kleinsten mit bloßem Auge sichtbaren), bei einer Belichtung von 20 Sekunden Sterne 10. Größe und bei einer 1½ stündigen Belichtung sogar Sterne 16. Größe. Bei so lange dauernden Belichtungen bilden sich die hellen Sterne infolge der Scintillation als runde Scheiben ab, deren Durchmesser mit ihrer Helligkeit wächst. Es ist sogar den Gebrüdern Henry gelungen, an dem Stern Maja in den Plejaden durch P. einen Nebel zu entdecken, der bis dahin nicht bekannt war. Ihre Erfolge haben den astronomischen Kongreß, welcher 1887 in Paris abgehalten wurde, veranlaßt, die photographische Mappierung des gesamten Himmels zu beschließen, und werden demzufolge von verschiedenen Staaten astronomisch-photographische Fernrohre aufgestellt (in Deutschland drei), welche den Himmel in einzelnen Sektionen aufnehmen sollen. Es werden dazu 10,000 Aufnahmen (Doubletten nicht gerechnet) erforderlich sein. Die Gebrüder Henry haben auch Planetenaufnahmen (Jupiter und Saturn) mit bestem Erfolg gefertigt. Vortreffliche Aufnahmen von Kometen lieferte Jannsen in Paris, Aufnahmen des Orionnebels Common in London. Ebenso wichtig wie Sonnenaufnahmen sind Aufnahmen des Sonnenspektrums. Diese sind insofern von Interesse, als die P. auch Bilder liefert von dem dem Auge kaum sichtbaren ultravioletten Teil des Spektrums, indem gerade für diese wenig sichtbaren Strahlen die photographische Platte ganz besonders empfindlich ist. Durch Einführung von H. W. Vogels farbenempfindlichen Platten (s. oben) ist es aber auch gelungen, die roten, gelben und grünen Teile des Spektrums, die auf gewöhnlichen Platten wenig oder nicht wirksam sind, photographisch zu fixieren, und neuerdings hat Rowland in Baltimore mit seinen konkaven Beugungsgittern auf Spiegelmetall ein Sonnenspektrum aufgenommen, welches von D bis H 9 m Länge zeigt. Aber auch die Spektren von Fixsternen hat man mit Erfolg aufgezeichnet. Die ersten Spektren der Art erhielt Huggins. Seine P. des Siriusspektrums enthielt verschiedene neue Linien im Ultraviolett. Gleichzeitig photographierte H. W. Vogel das Spektrum des Wasserstoffs und erhielt dieselben Linien, so daß der Ursprung der Siriuslinien durch die P. erkannt war. Jetzt fertigt Pickering in Boston Spektralphotographien der Sterne in einfachster Weise, indem er ein großes Prisma vor das Objektiv des Fernrohrs setzt. Zur Aufnahme des Siriusspektrums genügen 5 Minuten. Vgl. v. Konkoly, Anleitung zur Himmelsphotographie (Halle 1887). Photographien des Blitzes sind neuerdings mit großem Erfolg aufgenommen worden. Die merkwürdigste Blitzaufnahme erzielte Kayser. Photographien des Nordlichts gelangen Tromholt mit Hilfe von farbenempfindlichen Azalinplatten (s. oben) im Winter 1886.

Künstliches Licht hat man wiederholt mit Erfolg in der P. verwendet. Das gewöhnliche Lampenlicht weist nur eine schwache photographische Wirksamkeit auf, die jedoch zum Kopieren auf Bromsilberplatten oder Bromsilber-Gelatinepapier hinreichte (s. oben). Besser ist das mit Sauerstoff angeblasene Kohlenwasserstofflicht, noch reicher an chemisch wirksamen Strahlen aber das Magnesiumlicht und das elektrische Licht. Letzteres erregte allgemeine Aufmerksamkeit, als durch Einführung der Dynamomaschine die Herstellung starker elektrischer Ströme bedeutend erleichtert wurde. Van der Weyde (London) und Kurtz (New York) führten das elektrische Licht in das Porträtfach ein, indem sie dasselbe im Brennpunkt eines großen parabolischen Reflektors aus weißem Papier anbrachten und die direkten Strahlen vom Modell abhielten. Zur Entwickelung des Magnesiumlichts benutzte man bisher Magnesiumdraht. Neuerdings führten aber Gädicke und Miethe eine explosible Mischung von Magnesiumpulver mit salpetersauren Salzen ein, die in 1/30-1/40 Sekunde abbrennt und dadurch sogar die Aufnahme von Momentbildern (Blitzphotographien) gestattet. Da dieses Blitzpulver sehr billig u. seine Anwendung sehr leicht ist, so ist es jetzt als das bequemste künstliche Licht in der P. zu betrachten. Vgl. Gädicke u. Miethe, Die P. mit Magnesiumlicht (Berl. 1887).

Photomechanische Druckverfahren.

Seit Erfindung der P. hat man sich bemüht, sie in Verbindung mit den graphischen Künsten zu setzen, um auf solche Weise eine leichte und billige Vervielfältigung photographische Bilder zu ermöglichen. Die erste Methode der Art ist die Heliographie von Nicéphore Niepce, bei welcher eine Lösung von Asphalt in Lavendelöl auf eine Stahlplatte ausgebreitet und getrocknet, dann mit einem positiven Bild bedeckt wird. Das Licht scheint durch alle hellen Stellen des Bildes hindurch und macht die darunter befindliche Asphaltschicht unlöslich, die durch die schwarzen Striche vor der Wirkung des