Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Poa; Poaeoïdĕae; Pöbel; Pöbelherrschaft; Pobjedonoszew

144

Poa - Pobjedonoszew.

der schiffbarste ist, ein Arm abzweigt, welcher kanalisiert als Po di Volano und Po di Primaro, der eine nördlich, der andre südlich von den Lagunen von Comacchio, den Panaro, Reno und andre Apenninenflüsse aufnehmend, münden. Bei Polesella endlich geht eine Abzweigung zum Canale Bianco, der, an Adria vorbeifließend, durch Seitenkanäle mit Po und Etsch verbunden, am weitesten nördlich als Po di Levante mündet. Die Entfernung der nördlichsten Mündung von der südlichsten beträgt 94 km. Weiteres über die Deltabildung des Po s. Delta (mit Kartenskizze). Die Länge des Stroms beläuft sich auf 570 km. Seine Breite ist sehr verschieden, sie beziffert sich beispielsweise bei Turin mit 160, bei Cremona mit 910, bei Guastalla mit 1326 m; von da an ist sie wieder bedeutend geringer, sie beträgt bei Ostiglia 303 und auf dem weitern Lauf nur etwa 250 m, bis sie sich an der Mündung des Hauptstroms wieder zu 1137 m erweitert. Von den Nebenflüssen sind rechts nur noch der Tanaro und die Trebbia zu nennen, von den linken Dora Riparia, Dora Baltea, Sesia, Ticino (der wasserreichste), Adda, Oglio und Mincio. Das gesamte Stromgebiet des Po erstreckt sich über 74,907 qkm (1360 QM.) und umfaßt beinahe ganz Oberitalien (Piemont, Lombardei, den größten Teil der Emilia, einen Teil von Venetien), außerdem Teile der südöstlichen Schweiz und des südlichen Tirol. Die Höhenlage des Po fällt vom Ursprung bis Revello bei einer Länge von 34 km um 1600 m, von da bis zum Meer nur noch um 352 m. Da die Übergänge über den Fluß allenthalben schwierig sind, so erhalten die Punkte, wo solche möglich sind, für friedlichen und kriegerischen Verkehr erhöhte Wichtigkeit. Namentlich gilt dies von Turin und Piacenza. Bei Turin vereinigen sich überdies nicht nur die Straßen aus der obern Ebene von Piemont, sondern auch die über den Mont Cenis und Mont Genèvre, daher das jetzige Aufblühen der Stadt, daher hier der Schauplatz von Schlachten. Weiter stromab sind wichtig: Casale, Valenza und Mezzana Corti. Piacenza war bis in die neueste Zeit der einzige Übergang am weitesten stromab, dort vereinigten sich alle Straßen aus der Lombardei und der Schweiz, um sich in der Emilia fortzusetzen, daher die Bedeutung von Piacenza als Festung. Weiter stromab sind zu nennen die Übergänge von Borgoforte und Pontelagoscuro. Von jeher waren die Anwohner in Kampf mit dem Po, der sie beständig bedrohte, daher hat sich hier die Wasserbaukunst zuerst zum Schutz, dann für Schiffahrt und Bewässerung so früh und so hoch entwickelt.

Poa L. (Rispengras, Viehgras), Gattung aus der Familie der Gramineen, einjährige oder ausdauernde Gräser mit gleich- oder einseitiger Rispe, kleinen, eiförmigen oder elliptischen, zwei- bis achtblütigen Ährchen, spitzen Hüllspelzen und unbegrannten Deckspelzen. P. pratensis L. (gemeines Angergras, Wiesenrispengras, Fig. 1) ist perennierend, rasenbildend, mit schmalen, flachen Blättern; die Rispenäste gehen, wenigstens unten an der Spindel, zu 3-6 von der Spindel aus, die Grasährchen sind drei- bis fünfblütig. Es findet sich weitverbreitet, bildet mit P. annua L. den grünen Rasenteppich auf Angern u. ist als treffliches, nahrhaftes Untergras gleich gut für Schnitt und Weide. Es liebt gutes Erdreich und wird auf solchem bei Anlegung von Wiesen stets mit im Gemenge ausgesäet. In Nordamerika ist es als Blaugras sehr geschätzt. Gebrauchswert der Samen 7 Proz. P. trivialis L. (gemeines Rispengras, Fig. 2) ist perennierend, rasenbildend, mit grünen oder violettbunten Grasährchen, findet sich ganz allgemein verbreitet, besonders auf feuchtem Boden, ist ebenso trefflich zu verwerten wie das vorige und übertrifft an Futterwert alle andern Arten der Gattung. P. annua L. (kleinem Angergras, Sommerrispengras) ist einjährig, mit fingerhohen Blättern und handhohen Halmen; die Rispenäste gehen einzeln oder zu zweien von der Spindel aus. Es findet sich sehr verbreitet, erscheint namentlich auch als Unkraut in Gärten und überzieht kräftige Äcker mit dichtem Rasen. Es wird vom Vieh sehr gern gefressen, eignet sich aber nicht für die Kultur, weil der Same zu ungleichzeitig reift.

^[Abb.: Fig. 1. Angergras (Poa pratensis). Fig. 2. Gemeines Rispengras (Poa trivialis).]

Poaeoïdĕae, Gruppe der Gräser (s. d., S. 630).

Pöbel (v. lat. populus, franz. peuple), die niedrigste Klasse eines Volkes, insofern sie sich durch Mangel an Bildung und an Achtung für dieselbe, besonders für das Schickliche und Gesetzliche, und durch Niedrigkeit der Denkungsart charakterisiert. Armut ist daher nicht das Merkmal des Pöbels, von dem vielmehr ebensowohl unter den höhern wie unter den niedern Ständen die Rede sein kann (vornehmer und gelehrter P.).

Pöbelherrschaft, s. Ochlokratie.

Pobjedonoszew, Konstantin Petrowitsch, Generalprokurator des russ. Heiligen Synods, wurde auf der Rechtsschule zu Petersburg, die er 1846 verließ, gebildet, ward Sekretär des Senats zu Moskau und nach Veröffentlichung einiger rechtshistorischer Schriften Professor an der Moskauer Universität.