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Polaben - Polarfahrten.
Export 182,216 metr. Ztr., wozu aber noch der Eisenbahnverkehr mit einem Import von 320,000 und einem Export von 26,000 metr. Ztr. kommt. P. ist Sitz eines Festungskommandos, eines Hafenadmiralats, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Hauptzollamtes, Hafenkapitanats, Domkapitels und zeitweilig des Bischofs von Parenzo-P. und besitzt an Unterrichts- und Humanitätsanstalten: eine von der Marineverwaltung unterhaltene deutsche Volks- und Unterrealschule, eine Mädchenbürgerschule, ferner 4 italienische Volksschulen und 2 Kindergärten, 3 Spar- und Vorschußvereine, ein Marine- und ein Zivilhospital. P. ist mit einer Wasserleitung und mit Gasbeleuchtung versehen. - Die Stadt, der Sage nach von Kolchiern, welche Iason verfolgten, 1350 v. Chr. gegründet, hieß auch im Altertum P. und lag am Polaticum promontorium (jetzt Punta di Promontorio) und dem Polaticus sinus an der Mündung der Arsia. Die Römer eroberten die Stadt 178 v. Chr. und beschenkten die Einwohner mit dem Bürgerrecht. Augustus ließ die Stadt, weil sie im Bürgerkrieg die Partei des Pompejus ergriff, zerstören, stellte sie aber auf die Bitten seiner Tochter Julia wieder her, gab ihr den Namen Julia Pietas, machte sie zur Hauptstadt von Istrien und bevölkerte sie mit römischen Kolonisten. Die Polenser errichteten deshalb den oben beschriebenen Tempel des Augustus. Besonders begünstigt wurde P. vom Kaiser Septimius Severus, der früher Statthalter von Illyrien gewesen. Zu seiner Zeit führte P. den stolzen Namen einer Respublica Polensis und erreichte damals seine höchste Blüte. Im Mittelalter bis 1300 Vorort Istriens und als ehemalige Römer-, dann mittelalterliche Bischofstadt im Besitz eines bedeutenden Territoriums, einer Contea (Grafschaft), wurde es 1148 von den Venezianern, 1192 von den Pisanern und dann wieder von den Venezianern erobert. Infolge einer Empörung wurde die Stadt 1267 abermals verwüstet. 1379 erfochten die Genuesen bei P. einen Seesieg über die Venezianer und zerstörten die Stadt vollständig. Mit Istrien kam sie 1797 an Österreich. Vgl. Stancovich, Dell' anfiteatro di P. (Vened. 1822); Gareis, P. und seine Umgebung (Triest 1877); "P., seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" (Wien 1886).
Polaben, die zum Volksstamm der Polen gehörigen, sprachlich jetzt ausgestorbenen Slawen an der untern Elbe. Ihre Sprache schließt sich an die westpolnischen Dialekte und das Kassubische genau an. Vgl. Schleicher, Laut- und Formenlehre der polabischen Sprache (Petersb. 1871).
Polacca (alla p., ital.), s. v. w. Polonäse (s. d.).
Polack, Pole; auch polnisches Pferd.
Polacker (ital. Polacca), eine im Mittelmeer heimische Barkenart, führt am Fock- und Großmast die Untermasten und Marsstengen aus einem Stück mit daraufgesetzten Bramstengen, die Marsen aber fehlen. Der Besahnmast ist gleich dem einer Barke.
Polangen, Flecken im russ. Gouvernement Kurland, an der Ostsee, unweit der preußischen Grenze, mit Hafen, Grenzzollamt, Bernsteinindustrie und (1880) 1414 Einw.
Polar (neulat.), die Pole betreffend, auch s. v. w. gerade entgegengesetzt, wie Nord- und Südpol.
Polarbanden, eigentümliche Wolkenform, welche sich als gleichmäßig unterbrochene Wolkenhäufchen (cirro-cumulus) oder Wolkenstreifen (cirrostratus, s. Wolken) in paralleler Richtung am Himmel zeigt. Die perspektivischen Konvergenzpunkte fallen oft mit dem magnetischen Pol zusammen, weshalb der Name P. Häufig findet man auch nach dem Verlöschen der Polarlichter diese Cirrusstreifen in der Richtung der Polarlichtstrahlen wieder. Gewöhnlich sind die P. nur nach einer Weltgegend ganz ausgebildet und ändern mit der Zeit ihre Richtung, indem sie meist zuerst von S. nach N. streichen und allmählich in die Richtung von O. nach W. übergehen. Überhaupt ist das Fortschreiten der Konvergenzpunkte der parallel laufenden Reihen der Schäfchen oder Streifen eine charakteristische Eigenschaft dieser eigentümlichen Wolkenform. Man sieht die P. als ein sicheres Kennzeichen für ein Sturmfeld an, an dessen äußerster Grenze sie sich zeigen, und das oft noch weit entfernt ist. Alexander v. Humboldt hat zuerst auf diese Wolkenform, welche bei großer Heiterkeit des Himmels entsteht und unter den Tropen häufiger auftritt als in der gemäßigten und in der kalten Zone, aufmerksam gemacht und sie unter dem Namen P. oder Polarstreifen beschrieben.
Polardistanz, s. v. w. Poldistanz (s. d.).
Polareis, die Eismassen, welche das Meer in der Umgebung der Pole bedecken, aber nur zum geringern Teil aus dem Meerwasser herrühren. Nach der Entstehung dieser Eismassen hat man vielmehr Süßwassereis, Gletschereis und Salzwassereis zu unterscheiden. Das Süßwassereis stammt aus den Flüssen, kommt niemals in großer Ausdehnung vor, ist sehr hart und spröde, weil es sich bei einer seine jetzige Salzwasserumgebung um mehrere Grade übersteigenden Temperatur gebildet hat, und wird daher von den Polarfahrern sorgfältig gemieden. Das Gletschereis stammt von den bis zum und in das Meer herabsteigenden kolossalen Gletschern (der Humboldt-Gletscher in Grönland ist 15 geogr. Meilen breit und 100 m dick; ein antarktischer Gletscher, den James Roß sah, war 60 geogr. Meilen breit und 50 bis 60 m dick), deren unter die Meeresoberfläche vorgeschobenes Ende zuletzt abbricht (Kalben des Gletschers) und die Eisberge liefert (s. Eis, S. 399). Im südlichen Atlantischen Ozean entstehen auf gleiche Weise Eisinseln, die eine Länge von 15 Meilen und eine Höhe von 100 m erreichen. Das Salzwassereis gelangt nicht, wie die Eisberge, in niedere Breiten, sondern schmilzt, sobald es die Isotherme des Oberflächenwassers von 0° überschreitet. Infolge seines Salzgehalts ist es weniger hart und widerstandsfähig als Süßwassereis. Die zwischen den Eiskristallen eingeschlossen Salzlauge gelangt oft zur Kristallisation, und das Salz bedeckt dann das Eisfeld wie eine Schneedecke. In dickes Eis dringt die Kälte sehr langsam ein, und nirgends bildet sich im Lauf eines einzigen Winters eine Eisdecke von mehr als 2 m. Diese erreicht, auch wenn im Sommer nichts abschmilzt, keine größere Dicke als 6-7 m. Die allgemein vorkommenden viel mächtigern Eisanhäufungen entstehen durch Eispressungen, indem sich zerbrochene Schollen über- und untereinander schieben und unregelmäßige Massen bilden, die zusammengetrieben einen undurchdringlichen Gürtel des schweren Packeises bilden, welches der polaren Schiffahrt ein unübersteigliches Hindernis entgegensetzt. An der Grenze desselben brandet das Meer und ist unablässig thätig, die äußern Ränder zu zerstückeln, so daß eine Zone von Treibeis gebildet wird, welche je nach der Windrichtung an Breite wechselt und dem Vordringen der Schiffe sehr hinderlich wird. Vgl. Weyprecht, Die Metamorphosen des Polareises (Wien 1879).
Polarente, s. Larventaucher.
Polarfahrten, s. Nordpolexpeditionen.