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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pronyscher Zaum - Prophet.

nouveau système métrique décimal" (Par. 1824) berichtet er über die unter seiner Leitung seit den ersten Jahren der Revolution im Auftrag der Regierung berechneten, 17 Foliobände füllenden logarithmischen Tafeln.

Pronyscher Zaum, s. Dynamometer.

Proof spirit (engl., spr. pruhf spirrit), Probespiritus, s. Alkoholometrie.

Proœmĭum (lat.), Vorgesang, Vorspiel; dann s. v. w. Eingang, Vorrede.

Propädeutik (griech.), Vorbereitung oder Vorübung, der Inbegriff derjenigen Kenntnisse und geistigen Übungen, die das tiefere Eindringen in eine bestimmte Wissenschaft oder Kunst schon voraussetzt. Besonders ist die Bezeichnung (philosophische P.) üblich für den vorbereitenden philosophischen Unterricht (Logik und Psychologie), welcher vielfach in der Oberklasse der Gymnasien erteilt wird. In die gegenwärtig geltenden Lehrpläne der höhern Schulen (vom 31. März 1882) ist die philosophische P. als besonderer obligatorischer Lehrgegenstand nicht aufgenommen, da erfahrungsmäßig die Befähigung für diesen Unterricht im höhern Lehrstand zu sparsam vertreten ist, um für jede höhere Schule vorausgesetzt werden zu dürfen. Als wünschenswert und zwar sowohl im Interesse des deutschen als des philosophisch-propädeutischen Unterrichts wird es bezeichnet, daß der Lehrer des Deutschen in der obersten Klasse die Befähigung für diesen Zweig des Wissens besitze und diesen Unterricht mit übernehme.

Propaganda (lat.), im allgemeinen jede Anstalt, die Ansichten zu verbreiten sucht, besonders die Anstalten für Heidenmission; s. Mission. Congregatio de p. fide wird die von Gregor XV. 1622 in Rom gegründete Gesellschaft zur Verbreitung des Katholizismus unter den Heiden und zur Ausrottung der Ketzerei genannt. Urban VIII. verband damit 1627 das Collegium de propaganda fide zur Ausbildung eingeborner Missionäre in den Heidenländern. Berühmt ist das Fest vom 6. Januar, an welchem Reden in den verschiedensten Sprachen von diesen Zöglingen gehalten werden. Die P. ist die oberste Behörde in allen Missionsangelegenheiten, ihr sind auch die Gebiete der Häretiker und Schismatiker unterworfen, für die sie apostolische Vikare ernennt; s. Vikar, apostolischer. Dieselbe besteht aus einem Kardinal-Generalpräfekten, einem Kardinalpräfekten der Ökonomie, aus mehreren Kardinälen und Konsultatoren, dem päpstlichen Staatssekretär sowie einer Reihe Subalternbeamten und besitzt eine eigne Druckerei. Vgl. Mejer, Die P., ihre Provinzen und ihr Recht (Götting. 1852-53, 2 Bde.). Gegenwärtig beträgt die Zahl der im Dienste der P. arbeitenden Missionäre etwa 6700. Trotz großer Massenprotestationen der katholischen Welt wurden infolge des Urteils des Kassationshofs vom 24. Jan. 1883 und 16. April 1884 die Immobilien der P. in Staatsrente umgewandelt. Die Versteigerung fand 19. Aug. 1884 statt, nachdem der Präfekt der P., Kardinal Simeoni, schon 15. März in einem Rundschreiben an den Episkopat dagegen protestiert und 23 Agenturen in allen Erdtteilen ^[richtig: Erdteilen] bezeichnet hatte, wo forthin Legate und Schenkungen für die P. in Empfang zu nehmen sein sollen. - Dann bezeichnet man mit dem Namen P. auch geheime politische Gesellschaften, die seit der französischen Revolution von 1789 meist von Paris aus durch Emissäre revolutionäre Grundsätze in andre Länder zu verpflanzen suchten. Ähnliche Gesellschaften bildeten sich, von der Verbindung Aide-toi et le ciel t'aidera (s. d.) ausgegangen, nach der Julirevolution 1830 in Paris und fanden namentlich in Belgien, Italien und Polen ein ergiebiges Feld der Wirksamkeit. - P. machen, für seine Meinungen und Grundsätze Anhänger zu gewinnen suchen.

Propagation (lat.), Ausbreitung, Fortpflanzung.

Proparoxytŏnon (griech.), Wort, welches auf der drittletzten Silbe den Akut (s. Accent) hat.

Pro patrĭa (lat.), "fürs Vaterland"; P. p. sich schlagen, auf Universitäten für die Verbindung, welcher man angehört, sich duellieren.

Propeller (engl.), bei Dampfschiffen derjenige Teil der Maschine, welcher mittels Einwirkung auf das Wasser das Schiff "forttreibt", also das Rad, die Schraube, der Reaktionsapparat oder der Hydromotorpropeller (in Österreich ist P. s. v. w. Schraube).

Propemptĭkon (griech.), Abschiedsgedicht, wodurch man jemand bei seiner Abreise Glück wünscht. Derlei Gelegenheitsgedichte waren im Altertum (Cinna, Horaz, Statius etc.) und noch im 18. Jahrh. beliebt.

Propension (lat.), Hang, Neigung, Zuneigung.

Properispomĕnon (griech.), jedes griech. Wort, das den Zirkumflex auf der vorletzten Silbe hat.

Propertius, Sextus, röm. Dichter, geboren um 45 v. Chr. zu Asisium in Umbrien, lebte seit früher Jugend in Rom und stand mit Mäcenas, Vergil und Ovid in innigem Verkehr. Seine poetische Fähigkeit kam schon früh zur Entfaltung durch das Liebesverhältnis zu der schönen und geistreichen Hostia, die unter dem Namen Cynthia den Mittelpunkt seiner überwiegend erotischen Elegien (in 4 oder vielmehr 5 Büchern) bildet. Er scheint jung gestorben zu sein, da über das Jahr 16 v. Chr. keine Spur in seinen Gedichten hinausführt. Seine Vorbilder waren die alexandrinischen Dichter Kallimachos und Philetas, mit denen er jedoch nur das Kunstreiche und Gelehrte in der Behandlung des Stoffes gemein hat. Denn er unterscheidet sich von ihnen wesentlich durch die leidenschaftliche Wärme der Empfindung und Darstellung, durch das individuelle Leben, welches darin waltet. In sprachlicher und metrischer Beziehung gelingt es ihm nicht überall, Schönheit der Form zu erreichen; besonders ist seine Ausdrucksweise oft hart und dunkel. Neuere Ausgaben lieferten Lachmann (Leipz. 1816, Berl. 1829), Jacob (Leipz. 1827), Hertzberg (mit Kommentar, Halle 1843-45, 3 Bde.), Haupt (mit Catull und Tibull, 5. Aufl., das. 1885), L. Müller (ebenfalls mit Catull und Tibull, das. 1870) und Bährens (das. 1880). Übersetzungen unter andern von v. Knebel (Leipz. 1798; neue Ausg. in Reclams "Universalbibliothek"), Voß (Braunschw. 1830), Hertzberg (Stuttg. 1855) und Jacob (das. 1869). Vgl. Plessis, Études critiques sur Properce et ses élégies (Par. 1886).

Property tax (engl.), Einkommensteuer.

Prophēt (griech., hebr. Nabi, der Wortbedeutung nach "Sprecher"), bei den Hebräern einer, der in göttlichem Auftrag und Drang redete (nicht etwa bloß, worauf das griechische Wort hinweist, Zukünftiges voraussagte). Durch Samuel (s. d.) entstanden die Prophetenschulen zu Gilgal, Jericho und Bethel, wo die "Prophetenkinder" zusammen lebten. Die Propheten standen als Berater des Volkes diesem in allen seinen innern und äußern Angelegenheiten unterweisend, strafend und warnend zur Seite und pflegten später namentlich auch die nationale Litteratur. Dagegen zogen sie sich als politische Volksredner durch heftige Bekämpfung aller ausländischen Bündnisse, Sitten und Kultusgebräuche seitens der weltlichen Macht oft harte Verfolgungen zu, namentlich im Reich Israel, wo sie unter Ahab fast aus-^[folgende Seite]