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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Quarz; Quarzbrockenfels; Quarzfels; Quarzit; Quarzschiefer; Quarzziegel; Quas; Quase

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Quarz - Quase.

Quarz, Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert hexagonal tetartoedrisch und tritt in sehr zahlreichen Formen (über 160 beschrieben) auf. Die Kristalle sind ein- und aufgewachsen, zum Teil zu Gruppen und Drusen vereinigt, mikroskopisch klein, aber auch von mehr als Klafterlänge, nicht selten auffallend verzerrt; außerdem findet sich der Q. in stängeligen (zum Teil in freie Kristallspitzen auslaufenden) und faserigen Aggregaten, noch häufiger derb in körniger bis dichter (oder kryptokristallinischer) Zusammensetzung, häufig auch pseudomorph nach sehr vielen Mineralien sowie als Versteinerungsmittel, in Geschieben (Kiesel, Quarzkiesel) und als Sand. Man findet ihn vollkommen durchsichtig bis kaum kantendurchscheinend, farblos und wasserhell, weiß oder durch verschiedene Beimengungen mannigfach gefärbt, mit Glasglanz, auf den Bruchflächen häufig fettglänzend, Härte 7, spez. Gew. 2,5-2,8 (rein 2,654), mit schwacher doppelter Strahlenbrechung und Zirkularpolarisation, rechts und links drehend. Er ist unlöslich in allen gewöhnlichen Lösungsmitteln; heiße Kalilauge greift den kristallisierten Q. wenig an, aber in Flußsäure löst er sich; vor dem Lötrohr ist er unschmelzbar; im Porzellanofen schmilzt er zu einer weißen Masse, die sich wie Tridymit verhält; in der Knallgasflamme läßt er sich zu Fäden ausziehen und schmilzt zu einem Glas (Opal) vom spez. Gew. 2,2; schmelzende Soda löst ihn unter Brausen zu einem klaren Glas auf. Er besteht aus Kieselsäureanhydrid SiO2 ^[SiO_{2}] und enthält sehr häufig Eisenoxyd, Mangan, Thonerde, Magnesia, auch wohl Eisensäure, Nickeloxyd, Titanoxyd etc. Unter dem Mikroskop zeigt er oft Einschlüsse der verschiedensten Art, namentlich Wassertröpfchen, Kochsalzlösung, flüssige Kohlensäure, Glaskörnchen etc. Der Q. ist das häufigste Mineral, wesentlicher Gemengteil vieler wichtiger Felsarten und kommt in zahlreichen Varietäten vor. Man unterscheidet: 1) Bergkristall (s. Tafel "Mineralien und Gesteine", Fig. 1), wasserhell (edler Bergkristall), rauchgrau (Rauchtopas) bis schwarz (Morion), weingelb (Citrin), findet sich besonders in Quarzgängen, in Klüften und Höhlungen kristallinischer Silikatgesteine, in Erzgängen, in Quarzknollen im Mergel, im körnigen Kalk und Gips, in losen Kristallen und Geschieben, bisweilen in sogen. Kristallkellern in sehr großen Kristallen. Fundorte: Alpen (besonders St. Gotthard), Tirol, Salzburg, Kärnten, Elba, Ceylon, Madagaskar (Kristalle bis 8 m Umfang), Harz, Schemnitz, Offenbánya, Kongsberg, Grafschaft Schaumburg, Marmaroscher Komitat ("Schaumburger und Marmaroscher Diamanten"), Rhein ("Rheinkiesel"). Man benutzt den Bergkristall und seine Varietäten als Schmuckstein, zu Luxusgefäßen, Lüstern, Gewichten, Linsen für optische Apparate etc. 2) Amethyst (s. d. und Tafel "Edelsteine", Fig. 4). 3) Gemeiner Q., kristallisiert, meist derb, eingesprengt, mit Eindrücken, zellig, zerhackt oder in körnigen und dichten Aggregaten, als Gerölle, Sand und Sandstein, findet sich namentlich weiß (hierher Fettquarz, Milchquarz), rauchgrau (Rauchquarz), rosenrot (Rosenquarz von Zwiesel, Sibirien), blutrot und undurchsichtig (roter Eisenkiesel, Hyacinth von Compostela), ockergelb und undurchsichtig (gelber Eisenkiesel von Iserlohn), lauchgrün (Prasem von Breitenbrunn, durch mikroskopische Einschlüsse von strahlsteinartiger Hornblende gefärbt), indigblau (Saphirquarz, Siderit von Golling in Salzburg, durch mikroskopische Einschlüsse von Krokydolithfasern gefärbt), durch zahlreiche Sprünge, auf denen Eisenoxyd abgeschieden ist, gelb und rot schillernd (Aventurin), faserig und eigentümlich schillernd, meist grünlich als pseudomorphe Bildung nach einem faserigen Mineral (Katzenauge). 4) Kryptokristallinischer Q., derb, dicht, mit schön muscheligem Bruch: a) Jaspis (s. d.); b) Hornstein (s. d.); c) Kieselschiefer (s. d.); d) Feuerstein (s. d.); e) Chalcedon (s. d.). 5) Achat (s. d.). Viele Quarzvarietäten dienen als Schmucksteine, zu Ornamenten, allerlei Luxusgegenständen, Spielwaren, Tischplatten, Reibschalen, als Probierstein etc., der gemeine Q. zur Glas-, Porzellan- und Steingutfabrikation, als Zuschlag bei Hüttenprozessen etc.

Quarzbrockenfels (Quarzbreccie, Quarzitbreccie, Kieselbreccie), Gestein, welches aus eckigen Quarz- und Hornsteinfragmenten besteht, die durch ein kieseliges Bindemittel verkittet sind.

Quarzfels, s. v. w. Quarzit.

Quarzit (Quarzfels), einfaches Gestein, besteht aus körniger bis dichter, weißer oder grauer Quarzmasse von meist grobsplitterigem Bruch. Manche körnige Quarzite bestehen aus einem Aggregat von ausgebildeten Quarzkristallen, andre haben ein sandsteinähnliches Ansehen; doch fehlt ihnen das Bindemittel, welches beim Sandstein die Körner vereinigt. Der körnige oder dichte Q. wird bisweilen durch Einschlüsse von Feldspatkörnern oder größern Quarzkristallen porphyrartig; auch kommt namentlich der dichte Q. mit schieferiger Textur (Quarzschiefer) vor, welch letztere dadurch hervorgebracht wird, daß parallele Blättchen von meist silberweißem oder bräunlichem Glimmer lagenweise in dem Gestein verteilt sind. Bisweilen ist der Glimmer in untergeordneter Menge vorhanden, doch finden sich auch förmliche Übergänge im Glimmerschiefer. Der Q. enthält außerdem bisweilen Hornblende, Cyanit (in feiner Verteilung das Gestein himmelblau färbend), Pistazit (ebenso grün färbend), Granat, Turmalin, Rutil, Eisenkies, Magneteisenerz, Gold, Zinnstein, Schwefel, auch wohl Versteinerungen. Die deutlich kristallinischen Quarzite finden sich hauptsächlich in den ältesten Formationen, während die Quarzgesteine jüngerer Formationen vorwiegend kryptokristallinisch, feuerstein- oder chalcedonähnlich sind. Meist bilden die Quarzite Einlagerungen, oft aber von solchen Dimensionen, daß, durch Verwitterung des hinfälligern umgebenden Gesteins bloßgelegt, ganze Berge und Rücken aus Q. bestehen. So läßt sich im Böhmerwald eine solche Pfahl genannte Quarzitwand meilenweit verfolgen (s. Laurentische Formation). Am häufigsten findet sich der Q. im Glimmerschiefer, z. B. im Erzgebirge, in Böhmen, Schottland, Norwegen, im Ural etc. Auch im Thonglimmerschiefer, Gneis, im Silur und Devon kommt er vor, selten in der Steinkohlenformation. Der sogen. Süßwasserquarz (Limnoquarzit) ist bald quarzitartig, bald dem Chalcedon oder Halbopal ähnlich, meist löcherig, zellig oder porös, grau, gelblich, rötlich oder bläulich. Die Hohlräume sind oft mit Chalcedon ausgekleidet, mit sandigem Thon oder thonigem Mergel erfüllt; oft enthält der Süßwasserquarz Quarzkristalle, Pflanzenabdrücke und verkieselte Süßwasserkonchylien; er bildet meist unregelmäßig gestaltete Massen in losem Sand, Thon, Mergel, Kalkstein und gehört namentlich der Tertiärformation an.

Quarzschiefer, s. Quarzit.

Quarzziegel, s. Mauersteine, S. 352.

Quas, Getränk, s. Kwas.

Quase (Quatze), Fischerfahrzeug von 10-25 Registertons mit durchlöchertem Boden für den Fischtransport in Schleswig-Holstein.