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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ramsay; Ramsbottom; Ramsden; Ramsel; Ramses; Ramsey; Ramsgate; Ramskopf; Ramus; Ran; Rana; Ranc

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Ramsay - Ranc.

Ramsay (spr. Râmmse), 1) Allan, schott. Volksdichter, geb. 13. Okt. 1685 zu Leadhills in der Grafschaft Lanark, war erst Perückenmacher in Edinburg, dann Buchhändler und als solcher Begründer der Circulating Libraries (Leihbibliotheken) in Schottland. Um den alten schottischen Nationalgesang wieder in Aufnahme zu bringen, veranstaltete er zwei Liedersammlungen: "The tea-table miscellany" (1724, 4 Bde.) und "The evergreen" (1725), welche aber beide wegen willkürlicher Veränderungen von der Kritik getadelt wurden. Auch erbaute er auf seine Kosten das erste regelmäßig eingerichtete Schauspielhaus in Schottland und dichtete für dasselbe das ländliche Schauspiel "The gentle shepherd" (1725), das beste und bekannteste seiner Werke. Er starb 7. Jan. 1758. Die Kraft eines Burns besaß R. als Volksdichter nicht; Schilderung der Leidenschaft gelingt ihm minder als diejenige der Sitten. Doch zeichnen sich seine Lieder und Idylle durch Anmut, Natürlichkeit und Leichtigkeit der Behandlung aus. Eine Sammlung derselben mit des Dichters Leben von Chalmers erschien zu London 1800 in 2 Bänden; neue Ausgaben von Mackay (1870, 2 Bde.) und Gardner (1877, 2 Bde.).

2) Andrew Crombie, Geolog, geb. 1814, studierte zu Glasgow, trat 1841 in das Geologische Büreau von Großbritannien und wurde 1845 Direktor desselben. 1848 erhielt er die Professur der Geologie an der Universität und 1851 an der Royal school of mines. 1872 wurde er Generaldirektor der geologischen Aufnahme und des Museums für praktische Geologie. Er schrieb über die Geologie von Arran und von Nordwales (1858) und wurde besonders bekannt durch seine Gletscherforschungen, deren Resultate er in dem Werk "Old glaciers of New Wales and Switzerland" (1860) niederlegte. Außerdem schrieb er: "Physical geology and geography of Great Britain" (1864, 5. Aufl. 1878), "Rudiments of mineralogy" (3. Aufl. 1885) und gab eine "Geological map of British Isles" (1878) heraus.

Ramsbottom (spr. rämmsbótt'm), Stadt in Lancashire (England), am Irwell, 5 km nördlich von Bury, mit Baumwollindustrie und (1881) 5242 Einw.

Ramsden, Jesse, Verfertiger trefflicher mathematischer und optischer Instrumente, geb. 6. Okt. 1735 zu Halifax in der Grafschaft York, ward Kupferstecher: versuchte sich dann aber als Schwiegersohn des berühmten Optikers Dollond mit Glück in der Kunst, optische und astronomische Instrumente zu verbessern; er starb 5. Nov. 1800 in Brighthelmstone. Namentlich verdanken ihm der Theodolit, das Pyrometer, das zu Höhenmessungen bestimmte Barometer, Halleys Quadrant und Sextant wesentliche Verbesserungen; seine namhafteste Erfindung ist die Teilmaschine, beschrieben in "Description of an engine for dividing mathematical instruments" (Lond. 1777). Zu seinen vorzüglichsten Leistungen gehören seine Fernrohre und Mauerquadranten.

Ramsel, s. Polygala.

Ramses, Name mehrerer Könige von Ägypten, von denen folgende bemerkenswert sind: 1) R. II. (griech. Sesostris), 1388-22 v. Chr., Sohn des Sethos, unternahm Kriegszüge nach Syrien, wo er bis Berytos vordrang, und das er vorübergehend unterwarf, befestigte die ägyptische Herrschaft über Äthiopien und einen Teil Arabiens und begann den Bau eines Kanals zwischen dem Mittelländischen und Roten Meer, an dem er die Stadt R. anlegte, und an dem die Hebräer Frondienste verrichten mußten. Er errichtete zahlreiche und glänzende Bauten, einen großen Tempel (Ramesseum, s. Osymandias) in Theben mit seinem eignen, fast 20 m hohen sitzenden Standbild, ferner einen in den Felsen gehauenen Tempel bei Abu Simbal und Beth el Walli und stellte vor dem Tempel des Amenophis in Luksor zwei Standbilder und zwei Obelisken auf. Seine Mumie wurde 1881 bei Theben gefunden und 1886 im ägyptischen Museum zu Kairo aufgestellt.

2) R. III. (griech. Rhampsinit), 1269-44, verherrlichte seine großen Kriegsthaten in Nubien und Syrien an einem prächtigen Tempel und Palast bei Medinet Habu. In der griechischen Überlieferung wird besonders sein Reichtum hervorgehoben, und bekannt ist die Erzählung Herodots vom Schatz des R. (vgl. Agamedes). Ihm folgten 1244-1091 noch elf Könige Namens R. Auch die Mumie von R. III. wurde 1886 gefunden.

Ramsey (spr. râmmsi), Stadt in Huntingdonshire (England), in den Fens (s. d.), mit Ruine einer 967 gegründeten Abtei und (1881) 4917 Einw. - 2) Stadt auf der Nordostküste der engl. Insel Man, mit Fort, Hafen, Leuchtturm, Schiffswerfte, Heringsfischerei und (1881) 4025 Einw.

Ramsgate (spr. rämmsgét), Stadt und Seebadeort in der engl. Grafschaft Kent, auf der Südostküste der Halbinsel Thanet, ist teilweise auf zwei Felsenhöhen erbaut, hat einen durch zwei 914 und 457 m lange Steindämme gebildeten Hafen von 19 Hektar Oberfläche (für Schiffe von 300 Ton. Gehalt zu jeder Zeit zugänglich), großartige Hotels (darunter das "Granville" mit Konzertsaal etc.), ein kath. Seminar (St. Augustine's), ein Krankenhaus und (1881) 22,605 Einw.; R. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Ramskopf, Pferdekopf, bei dem die Nase nach oben gewölbt ist, entgegengesetzt dem Hechtkopf, dessen Nase nach innen gebogen ist.

Ramus (lat.), Ast.

Ramus, Petrus, Humanist, s. Ramée 1).

Ran (Rann, Runn), großer Salzmorast im westlichen Ostindien, östlich von der Indusmündung, zwischen der Wüste Thur und der Landschaft Katsch, zerfällt in das Große und Kleine R. und bedeckt eine Fläche von 23,300 qkm (423 QM.). Die Monsune erfüllen diesen Raum mit Seewasser, das nach einiger Zeit verdunstet und eine handbreit dicke Salzkruste zurückläßt; doch bleiben auch einige Inseln, mit Tamariskenwäldchen bedeckt (die Wohnung zahlreicher wilder Esel), vom Wasser frei.

Rân, in der nord. Mythologie das personifizierte Meer, Gattin des Meergottes Ögir (s. d.).

Rana, Frosch, s. Frösche: Ranidae (Wasserfrösche), Familie aus der Ordnung der Frösche (s. d.).

Ranc, Arthur, franz. Politiker, geb. 20. Dez. 1831 zu Poitiers, studierte seit 1853 an der École de droit und der école des chartes in Paris, nahm aber hier sogleich an demokratischen Verschwörungen teil, so daß er 1858 in die Untersuchung über das Komplott Orsinis verwickelt und nach Afrika deportiert wurde, von wo es ihm jedoch gelang, zu entfliehen. 1859 infolge der Amnestie nach Frankreich zurückgekehrt, arbeitete er für mehrere radikale Zeitungen, was ihm noch einige Bestrafungen zuzog. Nach dem 4. Sept. 1870 wurde er von Gambetta zum Direktor des allgemeinen Sicherheitsdienstes ernannt. Im März 1871 zum Mitglied der Pariser Kommune erwählt, bemühte er sich vergeblich, zwischen den Maires und der Insurrektion einen Frieden zu vermitteln, und trat nach dem Dekret über die Erschießung der Geiseln aus der Kommune aus. Dennoch wurde er, nachdem er nach Belgien geflüchtet, 13. Okt. in contumaciam zum Tod verurteilt.