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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Regnier; Regnikolārdeputationen; Regnitz; Regnum; Regrediént; Regrediénterbschaft

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Regnier - Regredienterbschaft.

Paris, bildete sich bei Lamothe und Cabanel und erhielt 1866 den römischen Preis für das Bild: Thetis dem Achilleus die Waffen bringend. Er lebte hierauf bis 1868 in Italien, wo er das Reisewerk des Francis Wey illustrierte und ging dann nach Spanien, wo sein glühender Durst nach Licht und Farbe einige Sättigung fand. Er machte seine Studien vornehmlich unter dem niedern Volk, daneben aber auch nach Goya und Velazquez, dessen Bild: Las Lanzas er kopierte. In Madrid entstand sein erstes Hauptwerk, das kolossale Reiterporträt des Generals Juan Prim (im Louvre). Sein Sinn war jedoch mehr auf die Schilderung orientalischen Lebens gerichtet, und eine besondere Vorliebe faßte er für Greuelszenen. So entstanden die Salome, eine Personifikation der blutdürstigen Wollust, und die Hinrichtung in Granada, welche er 1869 und 1870 unter der afrikanischen Sonne in Tanger ausführte, zwei koloristische Bravourstücke, aber abstoßend durch kalte Brutalität. Der Krieg von 1870 führte ihn in die Heimat zurück. Er trat in die Armee und fiel 19. Jan. 1871 in Buzenval vor Paris. Sein früher Tod hat ihn in den Augen der Franzosen mit einem Glorienschein umgeben und zu einer übertriebenen Schätzung seiner künstlerischen Leistungen geführt. Vgl. Cazalis, Henri R., sa vie et son œuvre (Par. 1872); Marx, H. R. (das. 1887). Seine "Correspondance" wurde herausgegeben von Duparc (Par. 1873).

Regnier (spr. renjē), 1) Mathurin, der Schöpfer der klassischen Satire in Frankreich, geb. 21. Dez. 1573 zu Chartres, begleitete 1593 als Geistlicher den Kardinal von Joyeuse und 1601 den Herzog von Béthune nach Rom, erhielt nach seiner Rückkehr ein Kanonikat zu Chartres und führte von nun an ein dem Vergnügen und der Ausschweifung ergebenes Leben. Er starb 22. Okt. 1613 in Rouen. Seine Gedichte sind durchaus von originellem Gepräge und zeichnen sich durch glückliche Beobachtung, schwungvolle Verse, gute Charakterzeichnung und, besonders in den Satiren, durch treffenden kaustischen Witz aus. Dagegen treten oft Form- und Geschmacklosigkeiten und eine starke Immoralität zu Tage. Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Werke heben wir hervor die von Viollet le Duc (Par. 1822), Barthélemy (1862), mit einigen bisher ungedruckten Gedichten zweifelhaften Ursprungs, Courbet (1869). Dugué ließ 1853 ein Schauspiel in Versen: "Mathurin R.", erscheinen.

2) François Séraphin R.-Desmarais, franz. Sprachforscher, geb. 13. Aug. 1632 zu Paris, studierte im Collège Montaigu Philosophie und schöne Wissenschaften, begleitete 1662 den Herzog von Créqui als Sekretär nach Rom, wo er sich durch seine Oden die Aufnahme in die Akademie erwarb, ward nach seiner Rückkehr nach Frankreich Prior von Grammont, widmete sich nun dem geistlichen Stand, ward 1670 Mitglied der französischen Akademie und starb 6. Sept. 1713 als Sekretär derselben. In letzterer Eigenschaft besorgte er die Herausgabe des "Dictionnaire de l'Académie" (1694) und verfaßte die "Grammaire française" (Par. 1676, 2 Bde.). Vgl. d'Alembert, Histoire de Fr. S. R. (1785).

3) Claude Ambroise, Herzog von Massa, Justizminister des Kaisers Napoleon I., geb. 6. April 1746 zu Blamont (Meurthe-et-Moselle), studierte die Rechte und war beim Ausbruch der französischen Revolution Advokat in Nancy. 1789 vom Bezirk dieser Stadt in die Nationalversammlung gewählt, wirkte er als tüchtiger Jurist besonders in den Ausschüssen für die Organisation der Justiz und der neuen Verwaltung, zog sich aber nach Auflösung der Konstituierenden Versammlung nach Nancy zurück. 1795 trat er für das Departement Meurthe in den Rat der Alten, dessen Präsident er 1798 ward. Er unterstützte Bonaparte bei dem Staatsstreich vom 18. Brumaire, ward Mitglied der Kommission, welche die Verfassungsänderung vorbereitete, und 14. Sept. 1802 unter dem Titel eines Großrichters (grand juge) Minister der Justiz und bis 1804 auch der Polizei. Er leitete den Prozeß gegen Cadoudal und Pichegru. Bei seiner Thronbesteigung ernannte ihn Napoleon zum Herzog von Massa, 1812 zum Staatsminister und Präsidenten des Gesetzgebende Körpers. Mit der ersten Restauration verlor R. alle seine öffentlichen Ämter und starb 24. Juni 1814. Sein Sohn Sylvestre, früher Graf von Gronau, dann Herzog von Massa, geb. 31. Dez. 1783, war beim Tode des Vaters Präfekt des Departements Oise, weigerte sich, während der Hundert Tage in die Dienste des Kaisers zu treten, und erhielt dafür 1816 die Pairswürde. Er starb 20. April 1851 und hinterließ die herzogliche Würde seinem Enkel André Philippe Alfred R., geb. 1835.

4) Jacques Auguste Adolphe, franz. Orientalist, geb. 7. Juli 1804 zu Mainz, bekleidete mehrere höhere Lehrämter zu Paris und wurde 1843 von Ludwig Philipp zum Erzieher des Grafen von Paris ernannt, den er nach der Februarrevolution auch ins Exil begleitete. Seit 1852 wieder in Paris, wurde er 1855 in die Akademie der Inschriften aufgenommen und 1862 vom Institut als Professor des Sanskrit am Collège de France vorgeschlagen. Er starb 21. Okt. 1884 in Fontainebleau. R. hat sich außer Arbeiten über die französische und deutsche Sprache besonders durch die "Études sur l'idiome des Védas et les origines de la langue sanscrite" (Par. 1855) und eine Ausgabe des "Prâtiçâkya" des Rigveda (das. 1857-59, 3 Bde., mit französischer Übersetzung, Kommentar und einer "Étude sur la grammaire védique") bekannt gemacht. Auch hat man von ihm eine vollständige Übersetzung der Werke Schillers (1860-62, 8 Bde., mit Biographie).

Regnikolārdeputationen, ehedem Ausschüsse, welche der ungarische Landtag zur Vorbereitung von Gesetzesvorschlägen niedersetzte; jetzt Ausschüsse, welche zum Ausgleich von Differenzen zwischen den Vertretern von Ungarn, Kroatien-Slawonien und Fiume im gegebenen Fall eingesetzt und aus den Mitgliedern des ungarischen Reichstags, des kroatisch-slawonischen Landtags und der Fiumaner Repräsentanz gewählt werden.

Regnitz, Fluß in Bayern, entsteht im Regierungsbezirk Mittelfranken durch den Zusammenfluß der Rednitz und Pegnitz bei Fürth, fließt nördlich, tritt in den Regierungsbezirk Oberfranken über und mündet bei Bischberg, 6 km unterhalb Bamberg, links in den Main. Sie nimmt rechts die Gründlach, Wiesent und den Ludwigskanal, links die Zenn, Aurach, Aisch, die Reiche und die Rauhe Ebrach aus. Die R. hat von der Quelle der Schwäbischen Rezat bis zur Mündung eine Länge von 210 km, ist aber nur auf der kurzen Strecke unterhalb Bamberg schiffbar.

Regnum (lat.), die königliche Würde, Regierung; Königreich; dann überhaupt s. v. w. Reich.

Regrediént (lat.), einer, der Regreß (s. d.) nimmt.

Regrediénterbschaft, im deutschen Lehn- und Privatfürstenrecht diejenige Erbfolge, wonach bei dem Erlöschen des Mannesstamms nicht die nächste weibliche Verwandte des letzten männlichen Sprosses und deren männliche Nachkommenschaft, sondern vielmehr die früher wegen des Vorhandenseins männ-^[folgende Seite]