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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Renard; Renatus von Anjou; Renaud; Rench

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Renard - Rench.

eine ganze Flut von Gegenschriften (s. Jesus Christus, S. 217). Infolgedessen 11. Juli 1863 seiner Professur entsetzt und die ihm angebotene Stelle eines kaiserlichen Bibliothekars ablehnend, unternahm R. eine Reise nach Ägypten. Erst im Dezember 1871 erhielt er die Erlaubnis, seine Vorlesungen am Collège de France wieder zu eröffnen, und wurde 1878 Mitglied der Akademie. Unter seinen übrigen Arbeiten, die sich sämtlich durch gefällige Darstellung und glänzenden Stil, aber auch durch Vertrautheit mit den Resultaten der deutschen Forschung auszeichnen, sind hervorzuheben: "L'Averroès et l'averroïsme" (1852, 3. Aufl. 1869); "Histoire générale et système comparé des langues sémitiques" (1855, 4. Ausg. 1864); ferner: "Études d'histoire religieuse" (Sammlung von Aufsätzen aus Zeitschriften, 1857, 7. Aufl. 1864); "De l'origine du langage" (1863, 4. Aufl. 1863); "Essais de morales de critique" (1859, 3. Aufl. 1867); rhythmische Übersetzungen des Buches Hiob (3. Aufl. 1865) und des Hohenliedes (4. Aufl. 1870); "Nouvelles observations d'épigraphie hébraïque" (1867) u. a. Die Geschichte des Urchristentums ("Histoire des origines du christianisme"), deren erster Teil das "Leben Jesu" darstellt, setzte R. fort in den zum Teil auch in deutscher Übersetzung erschienenen Werken: "Les apôtres" (1866), "Saint-Paul" (1869), "L'Antéchrist" (1871), "Les évangiles et la seconde génération chrétienne" (1877), "L'Église chrétienne" (1878), "Marc-Aurèle et la fin du monde antique" (1882) und "Index général" (1883). Auch hat er in seinen "Questions contemporaines" (1868), an die sich die Schrift "La réforme intellectuelle et morale" (1871) anschließt, der Politik seinen Tribut gezollt. Seine jüngsten Werke sind: "Dialogues et fragments philosophiques" (1876; deutsch, Leipz. 1877); "Mélanges d'histoire et de voyages" (1878); "Conférence d'Angleterre" (1880); "L'Ecclésiaste" (2. Ausg. 1882); "Le judaïsme et le christianisme" (1883); "L'islamisme et la science" (1883); "Nouvelles études d'histoire religieuse" (2. Ausg. 1884); "Discours et conférences" (1887); "Histoire d'Israël" (1887 ff.); ferner einige Dramen, wie "Caliban, suite de La Tempête" (1878), eine Satire auf Gambetta mit der Fortsetzung: "L'eau de jouvence" (1880), "Le prêtre de Nemi" (1885), "L'abbesse de Jouarre" (21. Aufl. 1887) u. a., die als "Drames philosophiques" (1888) gesammelt erschienen, und "Souvenirs d'enfance et de jeunesse" (1883; deutsch, Basel 1884).

Renard (spr. rönar), 1) Bruno, belg. General, geb. 15. April 1804 zu Tournai, trat jung in den niederländischen Staatsdienst. Während des belgischen Unabhängigkeitskampfes führte er die Freiwilligenkompanien von Tournai, zeichnete sich mehrfach aus, namentlich bei der Einnahme von Venloo, ward Hauptmann im Generalstab und war dann teils im Kriegskommissariat (später Ministerium), teils bei Landesaufnahmen und Befestigungsanlagen thätig. Als Oberst von König Leopold I. zum Adjutanten erwählt, war er neun Jahre lang als Generalmajor und Generalleutnant Chef des Generalstabs der Armee, dann Kommandeur der 2. und 4. Territorialdivision; von 1868 bis 1870 Kriegsminister, bewirkte er als solcher neben andern Reformen im Heerwesen namentlich die Erhöhung des jährlich einzustellenden Rekrutenkontingents. 1870 ward er Chef des Generalstabs der mobilen Armee, schied 1871 aus dem aktiven Dienst, blieb aber in der Stellung als Generaladjutant und wurde Generalinspekteur der Nationalgarde. Nach dem Sturz des Ministeriums Malou (1879) ward er noch einmal an die Spitze des Kriegsministeriums berufen, starb jedoch schon 4. Juli d. J. Von seinen Werken sind zu erwähnen: die "Histoire politique et militaire de la Belgique" (Brüss. 1847-52, 2 Bde.); ferner die "Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe" (Par. 1857; deutsch, Brüss. 1858), ein Werk, das in ganz Europa Aufsehen machte, weil der Verfasser entschieden gegen das französische Reglement und gegen die französische Ausbildungsweise der Truppen auftrat und für die in Preußen maßgebenden Grundsätze sich aussprach. Mit gleicher Voraussicht bezeichnete sein Buch "De la cavalerie" (Brüss. 1861) die Rolle, welche der Reiterei in den letzten großen Kriegen beschieden war. Wir erwähnen noch: "Manuel des reconnaissances militaires" (Brüss. 1845); die "Considérations sur l'infanterie légère" (das. 1848, 2. Aufl. 1858) und den "Précis de l'histoire militaire de l'antiquité" (das. 1875).

2) Karl von, Naturforscher, geb. 4. Mai 1809 zu Mainz, studierte in Gießen und Heidelberg Medizin, ging 1834 nach Moskau, wurde daselbst 1837 Bibliothekar der medizinischen Akademie, gab 1840 seine Praxis auf und widmete sich ausschließlich der Gesellschaft der Naturforscher in Moskau, zuerst als Bibliothekar, dann als Sekretär und Redakteur der Gesellschaftsschriften, die er bis zu seinem Tod herausgab. 1872 wurde er zum Vizepräsidenten und 1884 zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. 1846-63 war er auch Kustos des zoologischen Universitätsmuseums. Er starb 13. Sept. 1886 in Wiesbaden. R. hat sich um die genannte Gesellschaft große Verdienste erworben und namentlich die Bibliothek derselben zu einer der reichhaltigen Rußlands erhoben.

Renatus von Anjou, s. René.

Renaud (spr. rönoh), Achilles, ausgezeichneter Rechtslehrer, aus einer franz. Emigrantenfamilie, geb. 14. Aug. 1820 zu Lausanne, wo sein Vater reformierter Prediger war, besuchte das Gymnasium in Bern und begann auf der dortigen Universität seine juristischen Studien, die er in Heidelberg unter Thibaut und Mittermaier, in Berlin unter Savigny fortsetzte. Nachdem er in Heidelberg 1841 promoviert hatte, begab er sich zu weiterer praktischer Ausbildung nach Paris. 1842 als Privatdozent in Bern habilitiert, erhielt daselbst 1845 eine außerordentliche Professur, folgte aber 1848 einem Ruf als ordentlicher Professor der Rechte nach Gießen, 1852 nach Heidelberg. Hier wurde er 1866 Geheimer Hofrat, 1867 Geheimrat und nach Mittermaiers Tod Ordinarius des Spruchkollegiums der Juristenfakultät. Er starb in der Nacht vom 4. zum 5. Juni 1884. Seine bedeutendsten Schriften sind: "Lehrbuch des gemeinen deutschen Wechselrechts" (Gieß. 1854, 3. Aufl. 1868); "Das Recht der Aktiengesellschaften" (Leipz. 1863, 2. Aufl. 1875); "Lehrbuch des gemeinen deutschen Zivilprozeßrechts" (das. 1867, 2. Aufl. 1873); "Das Recht der Kommanditgesellschaften" (das. 1881). Außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften veröffentlichte er noch: "Beitrag zur Theorie der Reallasten" (Stuttg. 1846); "Beitrag zur Staats- und Rechtsgeschichte des Kantons Zug" (Pforzh. 1847); "Lehrbuch des gemeinen deutschen Privatrechts" (das. 1848, Bd. 1); "Kritik des Entwurfs einer schweizerischen Wechselordnung" (Erlang. 1855). Nach seinem Tod erschienen: "Das Recht der stillen Gesellschaften" (ergänzt von Laband, Heidelb. 1885) und "Rechtliche Gutachten" (Mannh. 1886, 2 Bde.).

Rench, rechter Nebenfluß des Rheins in Baden, entspringt bei Griesbach am Kniebis im Schwarzwald, fließt nordwestlich, nimmt die Lierbach auf,