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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Robbenschlag; Robber; Robbia; Robe; Röbel; Robert; Roeber

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Robbenschlag - Robert.

inseln. Diese besitzen eine seidenartig feine, gelbliche Grundwolle und straffes, hartes, graues Oberhaar, welch letzteres durch Behandlung der Unterseite mit Kalk gelockert und entfernt wird, worauf man das Unterhaar gewöhnlich dunkelbraun färbt. Derartige Felle gleichen dem schönsten Samt. Die Alaskakompanie liefert jährlich 150,000 Stück im Wert von 9 Mill. Mk. nach London.

Robbenschlag, s. Robben.

Robber (Rober, v. engl. rubber), im Whistspiel eine Tour von zwei Partien. Vgl. Whist.

Robbia, Luca della, ital. Bildhauer, geb. 1400 zu Florenz, Hauptmeister der italienischen Frührenaissance, schuf um 1445 für die Orgelempore des Doms zu Florenz Marmorfriese mit musizierenden und tanzenden Knaben (jetzt im Bargello daselbst) und führte in den Jahren 1446-64 mit Michelozzo und Maso di Bartolommeo die Bronzethür der alten Sakristei des Doms aus. Seine Hauptbedeutung liegt jedoch in Skulpturen von gebranntem und farbig glasiertem Thon, einer neuen, von ihm für monumentale Zwecke ausgebildete Gattung der Plastik, in welcher er Reliefs, Medaillons, Thürlünetten (s. Tafel "Keramik", Fig. 12), Altäre, Freigruppen und ganze Dekorationen ausführte. Anfangs meist auf weiße Figuren mit blauem Hintergrund beschränkt, wurde die farbige Behandlung allmählich reicher. Die Werke Robbias und seiner Schüler sind über ganz Toscana verbreitet und zum Teil ins Ausland gekommen (Kensington-Museum in London u. Berliner Museum). Sie gehören in ihrer harmonischen Schönheit und ihrem keuschen Adel zu den reizvollsten Werken der Renaissance. R. starb 1482. Die hervorragendsten von Robbias Schülern sind: sein Neffe Andrea della R. (1437-1528) und dessen Söhne Giovanni (1469-1529) und Girolamo (1488-1566). Vgl. Barbet de Jouy, Les Della R. (Par. 1855); Cavalucci und Molinier, Les Della R. (das. 1884).

Robe (franz.), ursprünglich (15. Jahrh.) jedes lange, bis auf die Füße herabfallende, weite Oberkleid insbesondere der Frauen, das im Anfang des 16. Jahrh. von dem Leibchen getrennt wurde, so daß der Name R. dem von den Hüften lang herabfallenden, gewöhnlich mit einer Schleppe versehenen Teil des Oberkleides blieb; im engern Sinn das talarähnliche Oberkleid der Rechtsgelehrten in Frankreich, daher dort s. v. w. Richterstand; auch der Talar der Geistlichkeit. Seit Einführung der neuen Gerichtsordnung ist die R. auch in Deutschland das Amtskleid aller richterlichen Personen, der Gerichtsschreiber, Advokaten etc.

Röbel, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Güstrow, am Müritzsee, hat 2 evang. Kirchen, ein Amtsgericht, Kalk- und Ziegelbrennerei und (1885) 3471 Einw.

Roeber, Friedrich, Dichter, geb. 19. Juni 1819 zu Elberfeld, lernte und wirkte als Kaufmann und ist seit 1872 Teilhaber des Bankhauses v. d. Heydt, Kersten und Söhne in Elberfeld. Von Jugend auf der Kunst zugethan, schloß sich R. der kleinen Gruppe der Wupperthaler Poeten an, unter denen er durch seine kräftig-charakteristischen "Dramatischen Werke" (Elberf. 1851), die Tragödien: "Kaiser Friedrich II." (Iserl. 1883), "Sophonisbe" (das. 1884) und "Tristan und Isolde" (2. Bearbeitung, das. 1885) sowie durch seine "Lyrischen und epischen Gedichte" (Berl. 1878) eine hervorragende Stellung gewann. Auch schrieb er: "Litteratur und Kunst im Wupperthal" (Iserl. 1886) und den Roman "Marionetten" (2. Aufl. 1885). Seine beiden Söhne Ernst (geb. 1849) und Fritz (geb. 1851) machten sich als Historienmaler bekannt.

Robert (Ruprecht), Könige von Frankreich:

1) R. I., jüngerer Bruder König Odos, behielt nach dessen Tod nur das Herzogtum Francien und unterwarf sich dem karolingischen König Karl dem Einfältigen, erfocht 921 einen großen Sieg über die Normannen und wurde nach Vertreibung Karls 922 von den fränkischen Großen in Reims zum König ausgerufen. Aber schon 16. Juni 923 fiel er in der Schlacht bei Soissons gegen Karl.

2) R. II., der Weise oder der Fromme, Sohn Hugo Capets, geb. 971, war seit 988 Mitregent seines Vaters, folgte diesem 996 auf dem Thron und starb nach einer durchaus friedlichen Regierung 20. Juli 1031 in Melun. Von seiner ersten Gemahlin, seiner Kousine Bertha von Burgund, mußte er sich 1004 wegen Verwandtschaft trennen, um dem über das Land verhängten päpstlichen Interdikt zu entgehen, und die zweite, Konstanze von Arles, Tochter des Grafen Wilhelm Taillefer von Toulouse, verbitterte ihm durch Herrschsucht und Ränke das Leben. R. war einer der vorzüglichsten Komponisten und Hymnendichter seiner Zeit; von seinen Kompositionen war das "Veni, sancte spiritus" eine der schönsten. Vgl. Pfister, Études sur le règne de R. le Pieux (Par. 1885).

3) R. von Anjou, König von Neapel, Herzog von Kalabrien, geb. 1275, dritter Sohn Karls II., bestieg nach dessen Tode trotz der Einsprüche seiner ältern Brüder im Mai 1309 den väterlichen Thron. Ehrgeizig und herrschsüchtig, erstrebte er die Vernichtung der deutschen Macht in Italien, versicherte sich der Freundschaft des Papstes und wußte dann auch die wichtigsten Guelfenstädte auf seine Seite zu bringen, so daß er Kaiser Heinrich VII. und nach dessen Tod Ludwig dem Bayern erfolgreichen Widerstand entgegenzusetzen vermochte. Weniger glücklich war er in seinen wiederholten Unternehmungen auf Sizilien 1314, 1325, 1339 und 1341. Er starb 19. Jan. 1343. Ihm folgte seine Enkelin Johanna I. Er war ein großer Freund der Philosophie und Dichtkunst, die er selbst pflegte; eine Sammlung seiner Poesien gab Ubaldini heraus (Rom 1642).

Herzöge von der Normandie: 4) R. I., der Prächtige, am bekanntesten unter dem Namen R. der Teufel, jüngerer Sohn des Herzogs Richard II., folgte 1028 seinem ältern Bruder, Richard III., den er vergiftet zu haben beschuldigt wurde, in der Regierung. Nachdem er rebellische Vasallen unterworfen, führte er den von seinem eignen Sohn vertriebenen Grafen Balduin IV. von Flandern in sein Land zurück, leistete dem König Heinrich I. von Frankreich gegen dessen Mutter Constantia wirksamen Beistand und demütigte namentlich den Grafen Odo von Champagne. Darauf zwang er den Herzog Alain von Bretagne zur Anerkennung seiner Oberlehnshoheit und rüstete sich 1034 zur Unterstützung seiner beiden Neffen Alfred und Eduard, die Knut von Dänemark von der englischen Thronfolge ausgeschlossen hatte, wurde jedoch mit seiner Flotte auf die Insel Jersey verschlagen. Aus Reue über verübte Grausamkeiten unternahm er über Rom und Konstantinopel eine Wallfahrt nach Jerusalem und starb auf der Rückkehr 22. Juli 1035 in Nikäa. Ihm folgte sein einziger (natürlicher) Sohn Wilhelm (der Eroberer). Roberts Heldenthaten und Buße gaben den Stoff zu mehreren poetischen Werken. Ein Roman: "La vie du terrible R. le Diable, lequel fut après l'homme de Dieu", erschien zu Paris 1496 und öfter in Nachahmungen. Bekannt sind das Vaudeville "R. le Diable" (1813) und das Drama "R. der Teu-^[folgende Seite]