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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rochsburg - Rockinger.

von Schlez, Leipz. 1836). Durch sein freundliches Verhältnis zu dem Minister von Zedlitz wirkte R. auch auf die amtliche Leitung des Volksschulwesens in Preußen ein. Er verdient der Vater der neuern preußischen Volksschule genannt zu werden. R. starb 16. Mai 1805 in Rekahn. Die "Litterarische Korrespondenz des Pädagogen v. R. mit seinen Freunden" wurde neu herausgegeben von Jonas (Berl. 1884). Vgl. Kehr, Geschichte des Schullehrerseminars zu Halberstadt (Gotha 1878); Jahnke, F. E. v. R. (Berl. 1887).

2) Gustav Adolf Rochus von, geb. 1. Okt. 1792 zu Neuhausen bei Rathenow, studierte in Heidelberg und Göttingen die Rechte, machte dann als freiwilliger Jäger die Freiheitskriege mit, widmete sich seit 1815 der Verwaltung der väterlichen Güter und ward 1822 nach Berlin berufen, um an den provinzialständischen Verfassungsarbeiten teilzunehmen. 1823 ward er zum Mitglied der Staatsschuldenverwaltung, bald danach zum vortragenden Rat für ständische Angelegenheiten im Ministerium des Innern, 1826 zum Geheimen Oberregierungsrat und 1831 zum Chefpräsidenten der Regierung von Merseburg ernannt. 1834 erhielt er das Ministerium des Innern und der Polizei. Wegen Kränklichkeit ward er 1842 von der Verwaltung des Innern entbunden, blieb aber Mitglied des Staatsministeriums und des Staatsrats, zu dessen zweitem Präsidenten er 1843 ernannt ward. Er starb 11. Sept. 1847 in Aachen. R. verfolgte eine entschieden konservative Richtung. Von ihm rührt das geflügelte Wort vom "beschränkten Unterthanenverstand" (s. d.) her. Mit besonderm Eifer nahm er sich des Gefängnis- und Zuchthauswesens an.

Rochsburg, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Rochlitz, an der Zwickauer Mulde und der Linie Glauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, ist Hauptort der gräflich Schönburgschen Lehnsherrschaft, hat ein altertümliches Bergschloß, Holzstoff-, Pappen-, Papier- und Handschuhfabrikation, Trikotagenweberei, Schafzucht und (1885) 553 Einw.

Rochus, Heiliger der katholischen Kirche, geboren um 1295 zu Montpellier, widmete sich dem geistlichen Stande, durchzog, um Pestkranke zu pflegen, namentlich Italien und starb 1327; Schutzpatron gegen Pest u. Viehseuchen. Sein Gedächtnistag ist der 16. August.

Rochusberg, s. Bingen.

Rock (Ruk), in den arabischen Märchen ein Vogel von so fabelhafter Größe und Stärke, daß er einen Elefanten durch die Lüfte zu tragen vermag. Er ist das gewöhnliche Vehikel zu den Luftreisen, die in den arabischen Märchen so häufig sind, und spielt auch seine Rolle in der mittelhochdeutschen Poesie.

Rock (Rocambole), im Kartenspiel Kunstausdruck für einen Pot, welcher kleine Abzüge von jedem gewonnenen Spiel aufzunehmen bestimmt ist, z. B. beim Boston (s. d.).

Rock, heiliger, eine von den angeblichen Reliquien Christi (Joh. 19, 23), die in mehreren Exemplaren, z. B. zu Argenteuil, in der Laterankirche zu Rom u. a. O., aufbewahrt wird. Am bekanntesten ist in neuerer Zeit der im Dom zu Trier aufbewahrte, alle 25 Jahre zur Verehrung der Gläubigen ausgestellte heilige Rock geworden, indem die 1844 vom Bischof Arnoldi in Trier verfügte Ausstellung desselben die unmittelbare Veranlassung zur Stiftung deutschkatholischer Gemeinden ward. Derselbe soll von Orendel, dem Sohn des Königs Eygel in Trier, der auf dem Zug nach Palästina Schiffbruch gelitten, nach Trier gebracht worden sein. Vgl. Gildemeister und v. Sybel, Der heilige Rock zu Trier und die 20 andern heiligen ungenähten Röcke (3. Aufl., Düsseldorf 1845).

Rockall, unbewohntes Felseneiland im Atlantischen Ozean, unter 57° 35' nördl. Br., 400 km westlich von den Hebriden, Brütestätte von Seevögeln, mit ergiebiger, von Schottländern betriebener Fischerei.

Rockaway (spr. -uäh), beliebter Badeort an der Südküste von Long Island, im nordamerikanischen Staat New York, 16 km von Brooklyn, mit 300 Einw.

Rocken (Wocken, Kunkel), am Spinnrad der hölzerne Stab, auf welchen das vorrätige Spinnmaterial gebunden wird.

Rockenberg, Dorf in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Wetter, hat eine kath. Kirche, das Landeszuchthaus Marienschloß und (1885) 1255 Einw.

Rockenbolle, s. v. w. Rocambole, s. Lauch.

Rockenhausen, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Kirchheimbolanden, an der Alsenz und der Linie Hochspeyer-Münster a. St. der Pfälzischen Eisenbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein Rettungshaus (Inkelthalerhof), Weinbau und (1885) 1701 Einw.

Rockford, Hauptstadt der Grafschaft Winnebago im N. des nordamerikan. Staats Illinois, am Rock River, hat Kornmühlen, Bau landwirtschaftlicher Geräte und (1880) 13,129 Einw.

Rockhampton, Stadt in der britisch-austral. Kolonie Queensland, am Fitzroyfluß, 72 km von seiner Mündung, Ausgangsstation der Zentraleisenbahn, mit Obergericht, 6 Banken, Handelskammer, Bibliothek von 5500 Bänden, Museum, botanischem Garten und (1886) 10,793 Einw. In der Nähe reiche Goldgruben und große Exportschlächterei. Dampferverbindung mit Brisbane, Sydney und den nördlichen Häfen Queenslands. Einfuhr 1886: 424,373, Ausfuhr 781,077 Pfd. Sterl.

Rockinger, Ludwig von, hervorragender Rechtshistoriker, geb. 29. Dez. 1824 zu Würzburg, studierte in München und habilitierte sich daselbst 1855 als Privatdozent mit der grundlegenden Schrift "Über Formelbücher vom 13. bis zum 16. Jahrhundert als rechtsgeschichtliche Quellen" (Münch. 1855). Später wandte er sich ganz dem Archivwesen zu, nachdem er als Assessor am Reichsarchiv angestellt worden, und erhielt eine Ehrenprofessur für Paläographie u. bayrische Geschichte an der Universität München. Seit 1856 außerordentliches u. seit 1868 ordentliches Mitglied der historischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften, wurde er zugleich 1874 zum korrespondierenden Mitglied der Wiener Akademie ernannt, 1876 mit der Leitung des Geheimen Haus- u. Staatsarchivs betraut u. Ende 1888 zum Direktor desselben ernannt. Für die bayrische und pfälzische Geschichte hat er Bedeutendes geleistet, wie seine umfangreiche historische Einleitung zu G. v. Lerchenfelds "Altbayrischen landständischen Freibriefen" (Münch. 1853) und seine Arbeiten in den "Quellen und Erörterungen zur bayrischen und deutschen Geschichte" (Bd. 7 und 9, 1856-58 und 1863-64), den "Monumenta boica" (Bd. 38-44, 1866-83), den "Abhandlungen" und "Sitzungsberichten" der bayrischen Akademie und in verschiedenen Zeitschriften sowie die akademische Festschrift "Die Pflege der Geschichte durch die Wittelsbacher" (Münch. 1880) bekunden. 1871 übertrug ihm die Wiener Akademie die Herausgabe des Schwabenspiegels, von welchem Unternehmen seine "Berichte über die Untersuchung von Handschriften des sogen. Schwabenspiegels" (Wien 1873-84, 7 Hefte) und folgende Einzeluntersuchungen Rechenschaft abgelegt