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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Roger; Roger de Beauvoir; Rogers

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Roger - Rogers.

2) R. II., König von Sizilien, Sohn des vorigen, geb. 1097, folgte seinem Vater anfangs unter der Regentschaft seiner Mutter Adelheid, einer Tochter des Markgrafen Bonifacius I. von Montferrat, dann der des Eidams derselben, des Prinzen Robert von Burgund. Um 1113 unternahm R. die Eroberung Kalabriens, welches sein Vetter Wilhelm von Apulien, Robert Guiscards Enkel, an sich gerissen hatte, vollendete sie aber erst nach dem unbeerbten Ableben Wilhelms 1127, wo ihm auch Apulien zufiel. 1130 ward er von dem Papst Anacletus II. zu Palermo als König von Sizilien gekrönt, worauf er dessen Gegner Innocenz aus Rom vertrieb und ihn selbst dahin zurückführte. 1134 unterwarf er sich auch Capua, Amalfi und Neapel und beherrschte Unteritalien und Sizilien als Königreich beider Sizilien. Durch Bedrückung reizte er aber die Italiener zum Aufstand; dieselben riefen den deutschen Kaiser Lothar zu Hilfe, und R. ward gezwungen, sich auf die Insel Sizilien zurückzugehen. Kaum war jedoch Lothar nach Deutschland zurückgekehrt, als R. in kurzem alle ihm entrissenen Provinzen wiedereroberte und den Papst Innocenz, den er gefangen nahm, 1139 nötigte, ihm das Herzogtum Apulien und das Fürstentum Capua als päpstliche Lehen abzutreten. Infolge einer Beleidigung, welche seinem Gesandten von seiten des griechischen Kaisers Manuel widerfahren war, ließ er 1146 Dalmatien und Epirus sowie ganz Griechenland verheeren und Korfu in Besitz nehmen; 1147 griff er auch das afrikanische Reich der Zeiriden an. Bei seinem Tod erstreckte sich die Herrschaft der Normannen von Tripolis bis Tunis und blühte durch Handel und Gewerbe, Wissenschaften und Künste. R. starb 27. Febr. 1154 und hatte seinen Sohn, den unfähigen Wilhelm I., den Bösen, zum Nachfolger.

Seine Tochter Constantia vermählte sich 1186 mit Heinrich VI. und brachte so 1190 den sizilischen Thron an die Hohenstaufen.

Roger (spr. -scheh), Gustave Hippolyte, Opernsänger (Tenor), geb. 17. Dez. 1815 zu Paris, trat 1836 in das dortige Konservatorium ein und debütierte bereits 1838 an der Komischen Oper, an der er zehn Jahre blieb und vorzugsweise der Interpret Aubers und Halévys war. Er bereiste sodann (1848) England mit Jenny Lind und wirkte seit 1849 an der Großen Oper zu Paris. Hier schuf er die Hauptpartien im "Propheten", "Verlornen Sohn", "Ewigen Juden" etc. und glänzte in den "Hugenotten", in der "Königin von Cypern", "Lucia", "Favoritin" etc. Seine vollendetste Leistung war aber der George Brown in der "Weißen Dame", worin Spiel und Gesang ein unübertreffliches Ganze bildeten. In dem Zeitraum von 1850 bis 1860 besuchte R. auch wiederholt Deutschland und fand hier eine doppelt freundliche Aufnahme, da er auch die deutsche Sprache vollständig beherrschte. Selbst nachdem er infolge eines Jagdunglücks den Arm verloren, konnte er noch glänzende Triumphe auf der Bühne erringen, bis endlich der Verlust seiner Stimme ihn nötigte, der Sängerlaufbahn zu entsagen. Er nahm zunächst ein Engagement als Schauspieler an dem Theater der Porte St.-Martin an, wo er 1868 in einem Drama von George Sand auftrat; da jedoch dieser Versuch unglücklich ausfiel, so übernahm er noch in demselben Jahr die durch Revials Rücktritt frei gewordene Stelle eines Gesanglehrers am Konservatorium, welche er bis zu seinem Tod, 13. Sept. 1879, innehatte. R. verband mit seiner künstlerischen eine beachtenswert wissenschaftliche Bildung; in seinem "Carnet d'un ténor", Erinnerungen an seine Reise mit Jenny Lind (Par. 1880), erscheint er als geistreiche Erzähler und gewandter Stilist; von seinen übrigen litterarischen Arbeiten ist eine treffliche Textesübersetzung der Haydnschen "Jahreszeiten" zu erwähnen.

Roger de Beauvoir (spr. roscheh d' bowŏahr), eigentlich Eduard Roger de Bully, franz. Schriftsteller, geb. 28. Nov. 1809 zu Paris, gest. 26. Aug. 1866; war ein enthusiastischer Anhänger der romantischen Schule und hat eine große Anzahl Romane geschrieben, die aber nur vorübergehenden Beifall gefunden haben, z. B. "L'écolier de Cluny" (1832); "Histoires cavalières" (1838); "Les trois Rohans" (1843); "L'île des cygnes" (1844); "La Lescombat" (1841); "L'hôtel Pimodan" (1846-47) u. a. Auch einige Bände Poesien und mehrere Vaudevilles (in Gemeinschaft mit Mélesville) sind von ihm erschienen.

Rogers (spr. róddschers), 1) Samuel, engl. Dichter, geb. 30. Juli 1763 zu London, übernahm nach Vollendung seiner Studien das väterliche Bankgeschäft, pflegte aber daneben auch die Dichtkunst und veröffentlichte unter anderm: "Pleasures of memory" (Lond. 1792 u. öfter, illustriert von Stothard 1801; zuletzt das. 1865). Lord Byron zählt dieses Werk zu den schönsten didaktischen Gedichten der englischen Litteratur. Zwei Jahre später erst begann R.' enthusiastische Freundschaft mit Byron; auch Moore und Campbell standen dem Dichter nahe. Er starb 18. Dez. 1855 in London. Andre Werke von R. sind: "Poems" (1814); "Voyage of Columbus, a fragment" (Lond. 1812); "Human life" (das. 1819); "Italy", Gedicht (das. 1822). Eine Sammlung seiner Dichtungen erschien in 2 Bänden (Lond. 1842) und mehrfach in 1 Band (zuletzt 1875). Nach seinem Tod wurden noch "Table talk and Porsoniana" (1856) und "Recollections" (1859) veröffentlicht. Vgl. Clayden, The early life of S. R. (Lond. 1887).

2) Charles, engl. Schriftsteller, geb. 18. April 1825 zu Dunino in der schottischen Grafschaft Fife, studierte an der Universität St. Andrews, ward 1855 Kaplan von Stirling Castle, trat aber 1863 von seinem Amt zurück, um sich bleibend in London niederzulassen. Sein erstes und zugleich bedeutendstes Werk war: "The modern Scottish minstrel", eine Anthologie moderner schottischer Gedichte (2. Aufl., Lond. 1858, 3 Bde.), auf welches eine Reihe kleinerer Werke folgte, die alle schottischen Leben in Vergangenheit und Gegenwart zum Gegenstand haben, so: "The sacred minstrel" (1859); "Scotland, social and domestic" (1860); "Familiar illustrations of Scottish character" (1861 u. öfter); "Tracts and stories of Scottish people" (1867); "A century of Scottish life" (Edinb. 1871); "Monuments and monumental inscriptions in Scotland" (1871, Bd. 1); "Genealogical memoirs of John Knox" (1879) und "Of the family of Sir Walter Scott" (1877). Daran schließen sich Ausgaben älterer Arbeiten, besonders in den Schriften der von ihm begründeten Grampian Society; ferner "Lyra britannica" (2. Aufl., Lond. 1868), eine Sammlung älterer englischer Hymnen; "Harp of the Christian" (1877); "Christian heroes in the army and navy" (das. 1867); "Leaves from my autobiography" (1876) und "Social life in Scotland" (1884-86, 3 Bde.). R. ist Mitbegründer und Historiograph der Royal Historical Society.

3) John Randolph, amerikan. Bildhauer, geboren um 1825 im Staat New York, studierte längere Zeit in Rom und ließ sich dann in New York nieder, wo er eine kleine Statue der blinden Nydia (nach Bulwers "Letzte Tage von Pompeji") und eine Statue des Präsidenten John Adams für Mount Auburn