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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rosenfeste; Rosengallwespe; Rosengarten; Rosengeranium; Rosenhain; Rosenheim

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Rosenfeste - Rosenheim

Rosenfeste, Nachbildungen des zu Salency bei Noyon in Frankreich üblichen Festes der Rosenkönigin (fête de la rosière), welches 8. Juni, dem Tag des heil. Medardus, der es gestiftet haben soll, gefeiert wird, und bei welchem das sittsamste Mädchen des Bezirks mit Rosen bekränzt wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist jedoch auch dieses Rosenfest nur ein Überrest des altrömischen, welches Rosaria hieß, der Feier des Sommeranfangs galt und aus einem Schmaus bestand, bei dem Rosen verteilt wurden. Nach den ältesten Kalendern fand es in Kampanien am 13., in Rom 23. Mai statt. Den vielen sonstigen Rosenfesten, unter denen das von Treviso und diejenigen, welche Malesherbes veranstaltete, die bekanntesten sind, schließt sich als eins der zuletzt gegründeten das 13. Juli 1823 gestiftete Rosenfest von Kapellendorf bei Weimar, ein Schulfest mit Prämien für die fleißigsten Kinder, an.

Rosengallwespe, s. Gallwespen.

Rosengarten (Großer R., so genannt im Gegensatz zu dem auch unter dem Namen des Kleinen R. bekannten Gedichts "Laurin", s. d.), episches Gedicht des deutschen Mittelalters, wohl aus dem 13. Jahrh. Der Inhalt ist in kurzem folgender: Kriemhild, des Burgundenkönigs Gibich Tochter, die zu Worms Hof hält, hat dort einen Rosengarten, dessen Hütung dem eben um die Königstochter werbenden Siegfried und elf Burgundenmannen anvertraut ist. Kriemhild ladet die Könige Dietrich von Bern und Etzel von Hunnenland zum Kampf mit den Wächtern des Gartens ein. Würden diese überwunden, soll Gibich sein Land von dem Sieger zu Lehen nehmen, dem außerdem nebst seinen Gefährten ein Rosenkranz und ein Kuß von der schönen Jungfrau als Siegeslohn verheißen wird. Die Geladenen kommen, an ihrer Spitze Dietrich mit zwölf seiner Amelungen, unter ihnen Hildebrand nebst seinem Bruder, dem kampflustigen Mönch Ilsan. Die Burgundenhelden werden überwunden, wiewohl Siegfried und außer ihm besonders Volker aufs tapferste kämpfen. Mit besonderer Vorliebe ist in dem Gedicht der humoristische Mönch Ilsan gezeichnet, der, nach 20jährigem Verweilen im Kloster durch seinen Bruder zur Fahrt nach Worms berufen, der alten Kampflust die Zügel schießen läßt, im Rosengarten tollen Übermut treibt und nach seiner Rückkehr zu den Mönchen diese weidlich plagt und neckt. Das Gedicht zeigt den Volksgesang bereits in verwilderter Haltung; die Sage selbst, im ganzen willkürlich erfunden, bewahrt nur einzelne alte echt epische Elemente. Der Bearbeitungen, die sämtlich nicht jünger als aus dem Ende des 13. Jahrh. zu sein scheinen, sind sechs zu unterscheiden. Eine noch in einigen Handschriften vorhandene liegt dem im sogen. "Heldenbuch" befindlichen Text zu Grunde; nach einer zweiten hat Kaspar von der Rhön in seiner gleichfalls mit dem Namen "Heldenbuch" bezeichneten Umdichtung alter Sagen (um 1472) seinen "R." verfaßt; die dritte ist nach einer nicht ganz vollständigen Handschrift mit trefflicher Einleitung herausgegeben von W. Grimm ("Der Rôsengarte", Götting. 1836); die vierte findet sich, nach zwei verschiedenen Handschriften redigiert, in v. d. Hagen und Primissers "Heldenbuch", Bd. 1 (Berl. 1820); eine fünfte Bearbeitung nach einer Pommersfelder Handschrift ist von Bartsch (in Pfeifers "Germania", Bd. 4) veröffentlicht; die sechste endlich ist nur in Bruchstücken erhalten (hrsg. von W. Grimm in den "Abhandlungen der Berliner Akademie" 1859) und trägt am meisten noch höfisches Gepräge. Vgl. Bruno Philipp, Zum R. (Halle 1879).

Rosengarten, Albert, Architekt und Architekturschriftsteller, geb. 1809 zu Kassel, besuchte die dortige Akademie und schuf als erste selbständige Arbeit die dortige Synagoge. 1839 ging er nach Paris und bildete sich unter dem Architekten Henri Labrouste und dem Landschaftsmaler Hubert weiter aus, widmete sich dann noch zwei Jahre in Italien dem Studium der antiken Baudenkmäler und ließ sich darauf in Hamburg nieder, wo er das Schröderstift (1852), die Grabkapelle des Freiherrn v. Schröder auf dem Petrikirchhof, die Synagoge, das israelitische Waisenhaus und das Gasthaus (Versorgungsanstalt für alte Leute) in der Vorstadt St. Georg erbaute. Seine schriftstellerischen Arbeiten sind: "Architektonische Mitteilungen über Italien" (Berl. 1847-50, mit L. Runge); "Beiträge zur neuen Folge von Runges Backsteinarchitektur Oberitaliens" (das. 1853); "Architektonische Briefe" (das. 1854); "Architekturbilder aus Paris und London" (Braunschw. 1860) und die "Architektonischen Stilarten" (das. 1857, 3. Aufl. 1874).

Rosengeranium, s. Pelargonium.

Rosenhain, 1) Jakob, Klavierspieler und Komponist, geb. 2. Dez. 1813 zu Mannheim, bildete sich in Frankfurt a. M. unter Leitung von Jakob Schmitt im Klavierspiel und Schnyder v. Wartensee in der Komposition aus und entwickelte sich so rasch, daß er bereits 1830 in einem von Paganini zu Frankfurt veranstalteten Konzert als Virtuose und 1834 daselbst mit einer Oper: "Der Besuch im Irrenhause", reichen Beifall fand. Nach dem Tod Hummels (1837) war er zu dessen Nachfolger als Kapellmeister in Weimar ausersehen, doch zog er es vor, sich nach Paris zu wenden, wo er mit Erfolg die klassische Musikrichtung vertrat, bis er sich in den 60er Jahren in Baden-Baden niederließ, um ausschließlich der Komposition zu leben. Unter seinen Werken, die sich weniger durch ausgeprägte Individualität als durch Gediegenheit der Gedanken wie des Tonsatzes auszeichnen, verdienen namentlich die Instrumental-Kompositionen (Symphonien, Streichquartette und Klaviermusik jeder Gattung) sowie eine große Anzahl von Liedern Beachtung. Seine 1851 an der Pariser Großen Oper aufgeführte Oper "Le démon de la nuit" brachte es nur zu einem Achtungserfolg.

2) Johann Georg, Mathematiker, geb. 10. Juni 1816 zu Königsberg, habilitierte sich nach vollendeten Studien 1844 als Privatdozent an der Universität zu Breslau und gewann zwei Jahre später den großen mathematischen Preis der Pariser Akademie. Von 1848 bis 1851 lebte er als Privatmann in Wien, wirkte dann als Dozent an der dortigen Universität und wurde 1857 als außerordentlicher Professor der Mathematik nach Königsberg berufen, wo er 14. März 1887 starb. Seine Arbeiten beziehen sich meist auf algebraische Gleichungen und Funktionen. Vgl. "Crelles Journal", Bd. 28, 29, 30, 40.

Rosenheim, 1) unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, an der Mündung der Mangfall in den Inn, Knotenpunkt der Linien München-Salzburg, R.-Eisenstein, R.-Kufstein und Holzkirchen-R. der Bayrischen Staatsbahn, 446 m ü. M., hat eine neue evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Lateinschule, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, ein Oberbahnamt, ein Hauptzollamt, ein Forstamt, eine Oberförsterei, ein großes Salzwerk (die Sole dazu kommt in Röhrenleitung von Reichenhall), 2 Maschinenfabriken, eine Eisen- und Messinggießerei, Fabrikation von Seilerwaren, eine Dampfsäge, Kunstmühle, Bierbrauereien, Vieh- und Getreidehandel und (1885) 9257 meist kath. Einwohner.