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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rosentuch; Rosenwasser; Roséöl; Roseŏla; Roser; Roses Metall; Rosette; Rosetti

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Rosentuch - Rosetti.

Selenka) Herausgeber des "Biologischen Zentralblatts" (Erlang. 1881 ff.).

2) Samuel, Schachspieler, geb. 1838 in Polen, beteiligte sich an der letzten polnischen Revolution, mußte flüchten und lebt seit 1864 in Paris. Er erzielte 1873 im großen Wiener Turnier den vierten Preis und forderte 1880 Zukertort (den Hauptsieger vom Pariser Kampf 1878) zum Match heraus; in diesem unterlag er aber vollständig.

3) Toby Edward, Maler, geb. 15. März 1848 zu New Haven (Connecticut), ging 1865 nach München auf die Akademie, bildete sich anfangs im Atelier von K. Raupp, seit 1868 in der Schule Pilotys. Nachdem er einige Genrebilder gemalt hatte, von denen Sebastian Bach mit seiner Familie bei der Morgenandacht (1870) vom städtischen Museum in Leipzig angekauft wurde, unterbrach er seine Thätigkeit auf kurze Zeit durch eine Reise nach der Heimat. Nach München zurückgekehrt, malte er nach einer Ballade Tennysons die schöne Elaine (1874) und einige humoristische Genrebilder, wie: Wer zuletzt lacht, lacht am besten (zwei Pendants), und das alarmierte Mädchenpensionat (1877), denen 1883 das Gericht über die entflohene Nonne Constance de Beverley nach Walter Scotts "Marmion" und 1887 eine Tanzstunde unsrer Großmütter folgten, in welcher er sich an die weichliche Eleganz der Salonmaler anschloß.

Rosentuch, s. v. w. Bezetten.

Rosenwasser, über Rosenblätter destilliertes Wasser, wird bei der Bereitung des Rosenöls als Nebenprodukt gewonnen und bei uns dargestellt, indem man von 2 Teilen frischen oder 3 Teilen eingesalzenen Rosenblättern 10 Teile Destillat zieht. Sehr schönes R. wird seit langer Zeit in Persien, besonders bei Schiraz, bereitet und noch jetzt in großen Mengen nach Indien exportiert; ebenso liefert Medinet el Fayûm für Ägypten, Frankreich namentlich auch für England viel R. Das R. ist klar, riecht angenehm, verdirbt aber leicht und muß an einem dunkeln, kühlen Ort aufbewahrt werden. Man benutzt es, wie schon im Mittelalter, bei der Toilette, in der Küche und Konditorei, auch zu manchen Arzneimitteln. Ohne Destillation kann man ein R. herstellen, indem man 4 Tropfen Rosenöl mit 1 Lit. warmem Wasser kräftig schüttelt.

Roséöl, s. v. w. türkisches Geraniumöl.

Roseŏla (lat.), Hautausschlag, bei welchem gerötete, meist nicht erhabene, linsengroße Flecke in der Haut entstehen, welche unter dem Fingerdruck verschwinden, nach Aufhören desselben sich wieder zeigen, also durch bloße Überfüllung kleinster Blutgefäße bedingt sind und meist ohne Abschelferung der Epidermis nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Solche Roseolae begleiten den Typhus und andre Infektionskrankheiten, aber auch nicht selten, zumal bei Kindern, fieberhafte Magen- und Darmkatarrhe sowie mit Fieber verlaufende Gehirn- und Lungenleiden. Kann man eine ausreichende Ursache für das vorhandene Fieber nachweisen, so nennt man die R. eine symptomatische, ist dies aber nicht der Fall, eine idiopathische. Zur letztgenannten rechnet man unter anderm auch die Röteln (s. d.). Symptomatisch tritt daneben eine durch ihren lange dauernden Verlauf und ihre später kupferrote Färbung ausgezeichnete Roseolaform als einer der gewöhnlichste und frühsten Ausschläge der Syphilis auf. Einer besondern Behandlung bedarf die R. nicht, da sie mit der Hauptkrankheit oder bei Beseitigung der Ursachen von selbst verschwindet. Die R. wird leicht mit Quaddeln (s. Nesselsucht) verwechselt.

Roser, Wilhelm, Chirurg, geb. 26. März 1817 zu Stuttgart, habilitierte sich 1841 in Tübingen für Chirurgie und gab mit Wunderlich das "Archiv für physiologische Heilkunde" heraus. Nachdem er einige Jahre Hospitalwundarzt in Reutlingen gewesen, ging er als Professor der Chirurgie nach Marburg, wo er 16. Dez. 1888 starb. Er schrieb: "Handbuch der anatomischen Chirurgie" (8. Aufl., Tübing. 1883); "Chirurgisch-anatomisches Vademekum" (7. Aufl., Stuttg. 1886); "Herniologische Streitfragen" (Marb. 1887).

Roses Metall, s. Wismutlegierungen.

Rosette (franz., "Röschen"), eine Verzierung von halb erhabener Arbeit in Gestalt einer aufgeblühten Rose, namentlich in der Architektur in Füllungen oder in den Ecken einer Decke etc. angebracht. In der Juwelierkunst heißt R. (Rosenstein, Rose, Rautenstein, Raute) ein geschliffener Edelstein, über dessen glatter Grundfläche sich zwei Reihen dreieckiger Facetten erheben, von denen die der obern Reihe (Sternfacetten, gewöhnlich sechs) mit ihren Spitzen zusammenstoßen. Gekrönte Rosetten haben 6 Stern- und 18 Querfacetten (Facetten der untern Reihe), die bei der Brabanter Rose flacher liegen. Die Rose recoupée hat 12 Stern- und 24 Querfacetten. Briolets (Pendeloques) sind zwei mit der Grundfläche aneinander gefügte Rosetten. Stückrosetten sind kleine Rosetten (100-160 auf 1 Karat). Vgl. Edelsteine, S. 314.

Rosette (arab. Reschîd, nach Harun al Raschid, welcher die Stadt gegründet haben soll; das alte Bolbitine), Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements (1882: 19,378 Einw.) in Unterägypten, links am westlichen Hauptmündungsarm des Nils (dem Arm von R.), 15 km vom Mittelmeer, in einer fruchtbaren Gegend, mit mehreren Moscheen und griechischen und koptischen Kirchen, hatte seit dem Mittelalter eine große merkantile Bedeutung, ist aber in neuerer Zeit durch Alexandria bedeutend überflügelt worden und zählt (1882) 16,666 (früher 40,000) Einw., worunter 111 Ausländer. Die durch zwei Forts und einen Leuchtturm gesicherte Mündung ist großen Schiffen nicht zugänglich; es laufen jährlich 1500 Schiffe von 40,000 Ton. ein und aus. Hier wurde 1799 die für Entzifferung der Hieroglyphen wichtige Tafel von R. (eine Stele von schwarzem Basalt mit drei verschiedenen Inschriften, jetzt im Britischen Museum) gefunden. Vgl. Brugsch, Inscriptio Rosettana, Berl. 1851); Uhlemann, Inscriptionis Rosettanae hieroglyphicae decretum sacerdotale (mit lat. Übersetzung, Leipz. 1853); Eisenlohr, Erklärung der Rosettana (das. 1869).

Rosetti, Konstantin, rumän. Dichter und Patriot, geb. 1816 zu Bukarest aus einer alten Bojarenfamilie, diente 1833-36 in der Armee, trat dann in den Verwaltungsdienst und widmete sich gleichzeitig litterarischen Studien. Zunächst vermittelte er die Kenntnis bedeutender Dichter des Auslandes, wie Byron, Voltaire und Lamartine, durch Übersetzungen seiner Nation und veröffentlichte 1840 einen Band Gedichte in rumänischer Sprache. 1843 ging er nach Paris, verheiratete sich hier mit einer Engländern und gründete 1846 in Bukarest eine Buchhandlung. In die revolutionäre Bewegung seiner Nation 1848 griff er energisch ein, wurde Mitglied des Revolutionskomitees und als solches 9. Juni d. J. verhaftet, tags darauf aber vom Volk befreit. Er wurde Polizeichef in Bukarest, dann Sekretär der provisorischen Regierung und endlich Generaldirektor des Ministeriums des Innern. Zu derselben Zeit gab er eine demokratische Zeitung heraus. Beim Ausbruch der