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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rotguß; Roth

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Rotguß - Roth.

Rotguß, s. Messing.

Roth (R. am Sand), Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Schwabach, am Einfluß der Roth in die Rednitz und an der Linie München-Bamberg-Hof der Bayrischen Staatsbahn, 324 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein Schloß, ein Amtsgericht, Fabrikation von leonischem Draht, Gold- und Silbertressen, Blattmetall, Bronze und Filz, Hopfenbau und (1885) 3445 meist evang. Einwohner.

Roth, 1) Johannes Rudolf, Reisender, geb. 4. Sept. 1815 zu Nürnberg, Sohn des bayrischen Oberkonsistorialpräsidenten Karl Johann Friedrich R. (gest. 21. Jan. 1852), studierte in München Medizin und Naturwissenschaften, begleitete 1836-37 Schubert auf seiner Reise nach Ägypten und Palästina, bereiste seit 1839 Ostindien und die nördliche Westküste Afrikas in naturwissenschaftliche Interesse und erhielt 1843 in München die Professur der Zoologie. 1852 und 1856 unternahm er eine zweite und dritte Reise nach Palästina und starb auf letzterer 26. Juni 1858 im Antilibanon.

2) Justus Ludwig Adolf, Geolog, geb. 15. Sept. 1818 zu Hamburg, widmete sich der Pharmazie und war 1844-48 Apothekenbesitzer in Hamburg, ging dann als Privatmann nach Berlin und ward 1867 Professor an der Universität daselbst. Er schrieb: "Die Kugelformen im Mineralreich" (Dresd. und Leipz. 1844); "Der Vesuv und die Umgebung von Neapel" (Berl. 1857); "Die Gesteinanalysen in tabellarischer Übersicht und mit kritischen Erläuterungen" (das. 1861), ein Werk, zu welchem die "Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine" (1869, 1873, 1879, 1884) als Fortsetzung gehören; "Über den Serpentin und die genetischen Beziehungen desselben" (das. 1870); "Über die Lehre vom Metamorphismus und die Entstehung der kristallinischen Schiefer" (das. 1871); "Studien am Monte Somma" (das. 1877); "Allgemeine chemische Geologie" (das. 1879 bis 1887, Bd. 1 u. 2). Auch beteiligte sich R. an der geologischen Kartierung Schlesiens, schrieb für die "Fortschritte der Physik" Jahresberichte über physikalische Geographie und gab Mitscherlichs hinterlassenes Werk "Über die vulkanischen Erscheinungen in der Eifel" (Berl. 1865) heraus.

3) Paul Rudolf von, ausgezeichneter Germanist, geb. 11. Juli 1820 zu Nürnberg, studierte in München, promovierte 1848 in Erlangen mit der Inauguralabhandlung "Über Entstehung der Lex Bajuvariorum" (Münch. 1848) und habilitierte sich in demselben Jahr zu München als Privatdozent. 1850 erhielt er eine außerordentliche Professur der Rechte in Marburg und, nachdem er sich durch seine "Geschichte des Benefizialwesens" (Erlang. 1850) einen bedeutenden Ruf verschafft hatte, 1853 eine ordentliche Professur in Rostock. 1858 ging er in gleicher Eigenschaft nach Kiel, 1863 nach München, wo er später auch zum Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek ernannt ward. 1852 wurde er außerordentliches, 1863 ordentliches Mitglied der historischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: "Kurhessisches Privatrecht" (mit Vikt. v. Meibom, Marburg 1856-58, Bd. 1). "Mecklenburgisches Lehenrecht" (Rostock 1858); "Feudalität und Unterthanenverband" (Weim. 1863); "Zur Geschichte des bayrischen Volksrechts" (Münch. 1869); "Bayrisches Zivilrecht" (Tübing. 1870-75, 3 Tle.; 2. Aufl. 1881, Teil 1). Sein Hauptwerk ist das "System des deutschen Privatrechts" (Tübing. 1880-86, 3 Tle.). Mit Rudorff u. a. begründete er 1861 die "Zeitschrift für Rechtsgeschichte". Er ist Mitglied der Reichskommission für Entwerfung eines deutschen Zivilgesetzbuchs.

4) Rudolf von, hervorragender Orientalist, geb. 3. April 1821 zu Stuttgart, studierte in Tübingen, Berlin, Paris (unter Burnouf) und London, wo er in der Handschriftensammlung des East India House den Stoff zu seinen Arbeiten über älteste Sanskritlitteratur sammelte, habilitierte sich 1845 in Tübingen und ist seit 1856 ordentlicher Professor der orientalischen Sprachen daselbst sowie Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek. Sein Hauptwerk ist das von ihm in Gemeinschaft mit Böhtlingk herausgegebene große Sanskritwörterbuch (Petersb. 1853-1876, 7 Bde.), ein monumentales Werk, das eine neue Epoche des Sanskritstudiums in Europa eingeleitet hat. R. bearbeitete dafür den Wortschatz der Wedas und der dazu gehörigen Litteratur, und auf diesen Zweig der indischen Litteratur beziehen sich auch seine übrigen Werke: die Textausgaben eines der ältesten grammatischen Werke der Inder, Yaskas "Nirukta" (Götting. 1852), und des "Atharva Veda" (mit Whitney, Berl. 1856), ferner die wichtige Schrift "Zur Litteratur und Geschichte des Weda" (Stuttg. 1846) sowie die Mehrzahl seiner kleinern, meist als Tübinger Universitätsschriften und in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" erschienenen Abhandlungen, z. B. "Der Atharwa-Weda" (Tübing. 1856), "Der Mythus von den fünf Menschengeschlechtern" (das. 1860), "Über die Vorstellung vom Schicksal in der indischen Spruchweisheit" (das. 1866), "Der Atharwa-Weda in Kaschmir" (das. 1875) u. a. R. ist auch Bearbeiter des Hauptkatalogs der Tübinger Universitätsbibliothek (Bd. 1: "Indische Handschriften", Tübing. 1865) und hat die "Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen" (das 1877) herausgegeben. Im J. 1873 wurde er geadelt.

5) Wilhelm, Mediziner, geb. 19. Juni 1833 zu Lübben in der Niederlausitz, studierte auf dem Friedrich Wilhelms-Institut in Berlin, fungierte bis 1856 als Unterarzt im Charitee-Krankenhaus, wurde 1857 Assistenzarzt, 1861 Stabsarzt im Friedrich Wilhelms-Institut, 1863 auch am Invalidenhaus und der Zentralturnanstalt, 1867 Oberstabsarzt und Lehrer an der Kriegsakademie und 1870 Generalarzt und Korpsarzt des 12. königlich sächsischen Armeekorps zu Dresden. 1873 übernahm er auch den Lehrstuhl für Gesundheitspflege am Polytechnikum zu Dresden, und zugleich hielt er militärärztliche Fortbildungskurse. Roths Thätigkeit ist besonders der Gesundheitspflege gewidmet. Er schrieb: "Militärärztliche Studien" (Berl. 1864-68, 2 Tle.); "Grundriß der physiologischen Anatomie für Turnlehrerbildungsanstalten" (4. Aufl., das. 1885); "Handbuch der Militärgesundheitspflege" (mit Lex, das. 1872-77, 3 Bde.) und mehrere Publikationen aus dem königlich sächsischen Militärsanitätsdienst. Seit 1872 gibt er den "Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiet des Militärsanitätswesens" heraus.

6) Christian, Bildhauer, geb. 22. Juli 1840 zu Nürnberg, bildete sich dort anfangs auf eigne Hand und ging um 1860 nach München, wo er auf der dortigen Akademie studierte und sich später der naturalistischen Richtung in der Art von Wagmüller und R. Begas anschloß. Außer einem anatomischen Torso (angekauft von der Münchener Kunstakademie) und einem anatomischen Athleten, die als Unterrichtsmittel dienen, hat er zahlreiche durch Energie und Lebendigkeit ausgezeichnete Büsten geschaffen, unter denen die der Prinzen Karl und Luitpold von Bauern, des Zoologen Siebold, des Kriminalisten Feuer-^[folgende Seite]